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198 - In der Spiegelwelt

198 - In der Spiegelwelt

Titel: 198 - In der Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Augenblick war er nicht größer als Roxane, und das war für die weiße Hexe ungewohnt. Seine Finger umschlossen fest den Griff des Höllenschwerts. Shavenaars Klinge wurde von einem pulsierenden Leuchten erhellt. Die starke Waffe mit dem ausgeprägten Eigenleben wollte kämpfen.
    Seit geraumer Zeit spürte Mr. Silver, daß ihm das Höllenschwert nur mit Widerwillen gehorchte. Ihm war aufgefallen, daß Shavenaar gern unabhängig gewesen wäre, um eigene Entscheidungen treffen zu können, aber damit war der Ex-Dämon nicht einverstanden. Er hätte das Höllenschwert gern gezähmt. Das war möglich. Wenn es ihm gelang, aus Shavenaar eine weiße Waffe zu machen, war es für alle Höllenwesen tabu. Gleichzeitig hätte er das Schwert damit enger an sich gebunden, und es hätte die Absicht, eigene Wege zu gehen, aufgegeben.
    Mr. Silver wußte inzwischen, wie man Shavenaar umdrehen konnte. Man brauchte es nur in das Leichentuch von Reypee, dem Gottähnlichen, einzuschlagen. Der Haken daran war nur, daß niemand wußte, wo sich dieses mit ungeheuren weißen Kräften geladene Tuch befand.
    Roxane hatte lediglich herausgefunden, daß es sich im Besitz eines Dämons befand, der auf der Erde lebte. Aber die Erde war groß.
    Mr. Silver näherte sich der Pforte. Seine Haut überzog sich mit einem silbernen Flirren, ein Zeichen seiner inneren Anspannung. Er schlüpfte in die Öffnung, und Roxane folgte ihm dichtauf.
    Der Ex-Dämon wußte nicht sehr viel von der Spiegelwelt. Es wurde so gut wie niemand hinein- und erst recht niemand herausgelassen. Kaum jemand sprach über Atax’ Enklave. Man wußte, daß es sie gab, daß es sie in dieser Form geben mußte - und daß nichts verändert werden durfte, weil jede Störung des Gleichgewichts unvorhersehbare Folgen für die schwarze Macht haben konnte.
    Ganz deutlich fühlte Mr, Silver nun schon den schwarzen Wächter. Er hörte ihn plötzlich schnarchen ! Einen größeren Gefallen konnte ihm dieses Wesen nicht tun.
    Der Ex-Dämon schob sich durch die Öffnung und peilte die Lage. Der Wächter war ein klumpiges, siebenarmiges Etwas, das keinen Kopf, nur einen Körper hatte. Etwa in »Brusthöhe« klaffte ein großes, mit spitzen Zähnen gespicktes Maul. Das Wesen schien blind zu sein. Jedenfalls sah Mr. Silver keine Augen. Aber daß an dieser - wenn auch unscheinbaren - Pforte ein Blinder wachte, konnte sich der Ex-Dämon nicht vorstellen. Höchstwahrscheinlich »sah« das Wesen auf eine andere Weise und brauchte dazu keine Augen.
    Rasselnde Schnarchlaute drangen aus dem großen Maul. Mr. Silver wuchs zu seiner stattlichen Größe empor, sobald er die Spiegelwelt betreten hatte.
    Gleichzeitig schützte er sich sicherheitshalber mit Silberstarre - und im selben Moment sah er, wo der Wächter seine Augen hatte!
    An den Fingern!
    Fünfunddreißig schwarze Augen starrten den Ex-Dämon feindselig an.
    Das Wesen war wachsamer, als Mr. Silver angenommen hatte. Es stellte das Schnarchen augenblicklich ein, heulte wie eine Sirene und stürzte sich auf den silbernen Eindringling.
    Der Siebenarmige packte Mr. Silver, riß ihn an sich und biß zu, aber die Silberstarre verhinderte ein Eindringen der spitzen Zähne. Mr. Silver wollte sich losreißen, doch es gelang ihm nicht. Der Klumpige begrub den Hünen mit seinem Körper, ohne daß dieser es schaffte, das Höllenschwert ins Spiel zu bringen. Eine tonnenschwere Last preßte den Ex-Dämon auf den Boden. Es war ihm unmöglich, das siebenarmige Monster abzuwerfen. Seine Lage verbesserte sich erst, als Roxane eingriff.
    Ihre Hexenblitze bohrten sich unter die steingraue Haut des Feindes. Er heulte auf und wälzte sich zurück. Mr. Silver stieß ihn von sich, sprang auf und schlug ihm blitzschnell mehrere Arme ab.
    Im Handumdrehen standen dem Gegner nur noch zehn Augen zur Verfügung, und diese Zahl war für ihn nicht ausreichend. Mr. Silver erkannte, daß ihn der Klumpige nicht mehr deutlich wahrnahm.
    Der Hüne setzte dem Klumpigen die Spitze des Höllenschwerts knapp unter dem Maul an den Leib. Der Wächter wimmerte, doch Mr. Silver ließ sich nicht beeindrucken, denn dieses häßliche Wesen war ein erbitterter Todfeind, der keine Schonung verdiente.
    Mit Shavenaar am Körper war der Klumpige gezwungen zu reden. Jede Frage mußte der Wächter beantworten. Atax befand sich zur Zeit in der Spiegelwelt, erfuhr Mr. Silver. Er wollte wissen, wo sich Frank Esslin aufhielt. Dem Hünen war klar, daß der Wächter nicht jeden kennen konnte, der in der

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