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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Struppigkeit des kurzgeschnittenen rötlichen Haares in seiner Wirkung noch unterstützt wurde.
Sie erreichten San Antonio, fuhren an der Peripherie des Ortes entlang und näherten sich der noch wenig zersiedelten, busch- und baumbestandenen Zone, in der das Ferienhaus stand.
»Ich bin gespannt auf deinen Gefangenen«, sagte Maschke.
»Wie gesagt, er ist ziemlich lädiert«, antwortete Klaus.
»Christianes Zorn muß groß gewesen sein. Und auch ihre Angst. Sie hat zwar hinter ihm gestanden, aber ihre Waffe landete fast senkrecht. Bestimmt hat er höllische Schmerzen. Trotzdem mußte ich ihn, bevor wir losfuhren, fesseln und knebeln, hab mich regelrecht dazu durchringen müssen.«
»Ja«, sagte Maschke, »unsere Skrupel sind unser Handicap. Wir haben Hemmungen, unserem Gegner eins auf die Nase zu geben, und wenn wir’s dann doch endlich getan haben, möchten wir am liebsten die Ambulanz rufen.«
»Genau. Ich hab ihm VALORON gegeben. Das ersetzt zwar keinen Arzt, aber es dämpft die Schmerzen ein bißchen.«
»Das Zeug kenne ich. Es ist gut, solange man nicht dran gewöhnt ist. Als ich es zum erstenmal nahm, sah ich lauter wunderschöne exotische Tiere, jetzt schaff ich mit sechzig Tropfen nicht mal ’ne lausige Ratte. Kann man wenigstens mit ihm reden, oder stellt er sich quer?«
»Er redet. Eine andere Frage ist, ob er auch immer die Wahrheit sagt.«
»Du bist, soweit ich weiß, Chief-Ingenieur auf einem dicken Pott, nicht?«
»Ja.«
Maschke unterstrich seine nächsten Worte mit einem beifälligen Nicken: »Kompliment, daß der dir ins Netz gegangen ist. Du hast es in deinem Job bestimmt nicht gelernt, wie man Profis austrickst.«
»Nein, aber es war eine Menge Glück dabei. Und ’ne Menge Angst hatte ich natürlich auch.«
Sie parkten vor dem Haus, gingen hinein. Bevor sie das Wohnzimmer betraten, sahen sie nach dem Gefangenen. Er lag ruhig auf seiner Pritsche, hatte aber ein hochrotes, schweißglänzendes Gesicht. Hemmerich nahm ihm den Knebel ab, warf das Tuch aufs Bett. Der Gefangene hustete, und dann erbrach er sich.
»Das Kotzen kommt vom VALORON«, sagte Maschke.
»Manche vertragen es nicht.« Er beugte sich über Herles, tastete dessen Schultern und Oberarme ab. Der Gefangene stöhnte laut auf, wand sich. »Ich habe – ich habe unerträgliche Schmerzen!« jammerte er.
»Wir auch«, sagte Maschke. »Hier drinnen!« Er klopfte sich an die Brust. »Die kann kein Arzt kurieren, und Medizin hilft da auch nicht. Wir trauern nämlich um den Mann, den ihr euch geholt habt. Und wenn du dich jetzt vor Schmerzen krümmst, liegt es einfach daran, daß wir zurückgeschlagen haben, was wohl unser gutes Recht war, denn so was läßt man sich ja nicht einfach gefallen. Das verstehst du doch, oder?«
Herles schwieg.
»Übrigens kannst du was gegen deine Schmerzen tun«, fuhr Maschke fort. »Kannst uns behilflich sein, und das wirst du auch.«
»Kommt drauf an.«
»Nein, nein, mein Junge, das ist nichts zum Aussuchen. Du mußt! Wir werden dich zwingen! Wir brauchen dich. Und es paßt gut. Wir brauchen dich leidend. Nachher reden wir noch ein paar Takte miteinander.«
Die beiden ließen den Gefangenen allein, gingen ins Wohnzimmer. Hemmerich brachte Scotch auf den Tisch, holte Eis, und als sie sich in den Sesseln gegenübersaßen, fragte er:
»Hast du was Bestimmtes mit ihm vor?«
»Ja, er könnte uns unsere Aufgabe wesentlich erleichtern.«
»Aber wie? Ich sagte schon, als Tauschobjekt hat er zu wenig Gewicht.«
»Du sagtest auch, er sei mit Hentschels Sohn befreundet.«
»Ja, das behauptet er jedenfalls. Wird wohl auch stimmen. Es gibt keinen Grund, so etwas zu erfinden.«
»Gut. Aber auch, wenn es nicht so wäre, müßte das, was ich vorhabe, eigentlich funktionieren. Grundsätzlich besteht innerhalb der BRAUNEN KOLONNE ja wohl gute Kameradschaft, so daß der eine dem anderen in Notsituationen hilft. Muß ja nicht gleich um Austausch gehen. Da bin ich auch ziemlich sicher, daß der Knabe deinen Bruder nicht aufwiegt. Aber seinen Hilferuf würde der Verein nicht einfach ignorieren.«
»Du meinst, wir könnten vielleicht diesen Javier irgendwohin locken?«
»Ja, genau das. Hast du eine Landkarte von der Insel da?«
»Ja«. Klaus holte aus seiner Brieftasche den Plan heraus, der sich unter Victors Sachen befunden hatte, faltete ihn auseinander und legte ihn auf den Tisch. »Hier sitzen wir«, er zeigte auf San Antonio. »Und hier liegt die Bleimine«, sein Finger tippte auf die Bezeichnung Mina de Plomo. Dann drehte er die

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