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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Himmels die mißratene Skyline von Ibiza-Stadt zu sehen war. Dann sagte er: »Übrigens finde ich, wenn zwei gemeinsam Kopf und Kragen riskieren, dann paßt das ›Sie‹ nicht mehr. Ich heiße Jupp, und daß du Klaus hießt, weiß ich ja.«
»Okay«, sagte Hemmerich. »Wie weit hat Naumann dich informiert?«
Maschke zündete sich eine Zigarette an, gab auch Klaus Hemmerich eine. Dann antwortete er: »Laut Naumann hat Victor in einer obskuren Organisation herumgestochert, und da haben sie ihn kassiert. Und du sollst ihn inzwischen sogar zu Gesicht bekommen haben. Wie war denn das möglich?«
»Letzte Nacht hockte ich in den Felsen von Ca’n Jordi. Da wurde er gerade umquartiert. Von einem Bergwerksstollen auf eine Yacht, zusammen mit einem Haufen Kriegsmaterial. Das machte mir einen Strich durch die Rechnung, denn eigentlich wollte ich ihn aus dem alten Bergwerk herausholen. Kennst du die Gegend da oben?«
»Ein bißchen. Hab’ mal ’ne Inselrundfahrt gemacht und bin bei Ca’n Jordi kurz ins Wasser gesprungen.«
»Ich hoffe, die Yacht liegt immer noch da vor Anker. Eigentlich wollten wir vor Christianes Abflug noch mal eben hinfahren und nachsehen, aber dann erschien es uns doch zu riskant, denn die Ecke da ist deren Gegend.«
Sie hatten die erste Abzweigung erreicht. Hemmerich wählte die Südroute über San Jose, um den Stadtrand zu meiden. Während der nächsten zwanzig Minuten setzte er seinen Partner ins Bild, erzählte ihm in gedrängter Form, was alles sich während seiner Nachforschungen auf der Insel ereignet hatte, schilderte ihm auch sein nächtliches Abenteuer beim Schacht und die durch den Verlust des Tauchgeräts in Gang geratene Gegenoffensive Hentschels, die Besetzung des Bungalows im Club ROCA LLISA. »Die allerdings«, fuhr er fort, »hat dazu geführt, daß wir nun einen Gefangenen in San Antonio haben. Er liegt gefesselt und geknebelt in einer Kammer unseres Ferienhauses, schwer verletzt übrigens. Gestern abend versuchte er auszubrechen, was ihm auch beinahe gelungen wäre. Er hatte mich im Griff, meine Chance war gleich null. Da nahm Christiane einen Stein, schlug zu, und seitdem liegt er da mit mehreren Brüchen, vermutlich Schulterblatt, Schlüsselbein, Oberarmknochen.«
»Donnerwetter! Das hätte ich ihr nicht zugetraut.«
»Ich auch nicht. Ihre Courage hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet.«
»Wieviel ist dieser Mann seinem Boß wert?«
»Das ist es leider. Vermutlich nicht viel. Jedenfalls nicht genug, um ihn zum Austausch gegen Victor anzubieten. Dafür brauchen wir einen anderen, und um mir den holen zu können, habe ich Naumann um Hilfe gebeten.«
Nun erzählte Klaus ausführlicher als vorher von Guillermo Hentschel und dessen Sohn Javier. Als er geendet hatte, fragte Jupp Maschke:
»Und wie hast du dir die Geschichte vorgestellt? Kannst doch nicht darauf setzen, daß dir der Junge innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden über den Weg läuft, geschweige denn in die Arme, unbegleitet, unbewaffnet, unbeobachtet von Passanten. So richtig schön zum Mitnehmen. Wollen Sie ihn lieber eingewickelt, Señor Hemmerich, oder ist er zum sofortigen Gebrauch bestimmt? Das läuft doch nicht!«
»Mein Plan war«, erwiderte Klaus, »mich heute abend, mit dir zusammen, in die Nähe des CASTILLO zu begeben und dort zu warten, bis er aus dem Haus kommt.«
»Das ist zu unsicher. Auf solche Eventualität kannst du keine Entführung gründen. Kannst doch nicht einfach damit rechnen, daß er rauskommt, wenn du nicht mal weißt, ob er drin ist. Da muß was anderes her!« Maschke schwieg. Im Laufe der Unterhaltung hatte Klaus mehrmals, wenn die Strecke es erlaubte, einen Blick nach rechts geworfen und seinen Partner beobachtet. Ein Gesicht, das ihm gefiel. Augen, die während des Zuhörens eine gewisse schläfrige Melancholie ausdrückten, dann aber, wenn der Mann antwortete, plötzlich aufblitzten und Engagement verrieten. Es waren braune Augen, die tief zu liegen schienen, in Wirklichkeit aber nur optisch zurückgedrängt wurden von den dichten und buschigen, rötlichblonden Brauen. Die Ursache für die fahle, ja, kränklich wirkende Gesichtshaut war offensichtlich, Maschke rauchte Kette, und zwar filterlose französische Zigaretten, die seine Fingerkuppen braun gefärbt hatten. Er war kein schöner Mann, aber einer, der zuverlässig und aufrichtig wirkte. Wenn er lachte, verflog für einen Moment die Erwachsenenphysiognomie, und zum Vorschein kam ein schelmisches Jungengesicht, das durch die

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