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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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nicht auch sein, daß man Victor entführt
hat oder vielleicht sogar …« Sie wagte nicht, das noch
Schlimmere, das Definitive auszusprechen.
Klaus erwiderte: »Wir sollten das nicht erwägen, solange
wir überhaupt noch nichts herausgebracht haben. Ich
werde an Ort und Stelle nachforschen.«
»Aber ich meine ja auch nur: Wenn tatsächlich Gefahren
im Spiel sind, solche, die von anderen Menschen kommen,
und du nun anfängst, den Spuren deines Bruders
nachzugehen, könnte es die gleiche Gefahr auch für dich
geben. Und es wäre nicht auszudenken …«
Wieder sprach sie nicht aus, was sie dachte. »Ich werde
aufpassen, Mutter«, sagte er. »Das verspreche ich dir.«
Und dann wechselte er schnell das Thema. »Nachher rufe
ich Christiane an, aber vorher möchte ich mir Victors
Sachen ansehen.«
»Ja, komm! Wir gehen nach oben.«
Das große Giebelzimmer, in dem Victor, wenn er von
den ausgedehnten Reisen nach Hause kam, seine
Reportagen schrieb, wirkte bewohnt. Das lag vor allem an
den überladenen Regalen, die sich an zwei Wänden
entlang zogen und bis zur Decke reichten. Er hatte sich im
Laufe der Zeit ein umfangreiches Archiv zusammengestellt, hatte Zeitungsartikel, Fotos, Prospekte,
überhaupt jede Art von Informationsmaterial gesammelt
und seine Bibliothek ständig ergänzt. Sein Schreibtisch sah so aus, als hätte er ihn nur mal eben verlassen, um Zigaretten zu holen, aufgeschlagene Bücher, Zeitungen, Bilder, dazu Schreibpapier, Lineal, Büroklammern und ein
ganzes Sortiment an Kugelschreibern in allen Farben. Klaus Hemmerich beugte sich über das viele Papier,
überflog ein paar Blätter, sagte: »Sein Bericht über die
Galápagos-Inseln. Ich glaube, den sollte er Anfang Mai
abliefern. Hast du eigentlich die Redaktion verständigt?« »Ja. Auch da hat er alle Brücken abgebrochen, wie man
mir sagte. Kurzfristig, praktisch von einem Tag auf den
anderen, so daß die Leute ganz schön verärgert waren. Er
hat auch ihnen einen Brief geschrieben.«
»Mit wem hast du gesprochen?«
»Mit Bert Naumann.«
»Hast du ihm von deiner Sorge erzählt, daß es vielleicht
gar nicht Victors freiwillige Entscheidung war, sondern
daß etwas Mysteriöses im Spiel sein könnte?«
»Nicht so direkt. Aber ich hab’ ihm gesagt, daß ich das
alles nicht verstehe und daß Victor mich nur durch einen
Brief informiert hat, was nicht seine Art ist.«
»Und was sagt Naumann?«
»Ihm ist die Sache auch rätselhaft. Aber weil Victor
selbständig arbeitete und mit ihm immer nur Verträge über
einzelne Artikel machte und weil er die Redaktion
brieflich verständigt hat, daß er in Zukunft nicht mehr für
sie arbeiten wird, darum besteht, sagt Bert Naumann, für
sein Blatt keine Veranlassung, Nachforschungen
anzustellen.«
»Hing denn, was er zuletzt für Naumann machte, mit
Ibiza zusammen?«
»Nein«, die Mutter zeigte auf den Schreibtisch, »da ging
es immer nur um die Galápagos-Inseln, und den Artikel haben sie jetzt natürlich vom Programm gestrichen. Naumann war so nett, bei allen Zeitungen und Illustrierten, für die Victor in der letzten Zeit gearbeitet hat, nachzufragen, ob das Thema Ibiza auftaucht. Nichts. Spanien zwar, aber nur Andalusien, die Basken, die ETA, aber alles nicht von Victor, und über die Balearen gibt es
zur Zeit keinen einzigen Beitrag.«
Klaus Hemmerich stellte sich vor das Bett seines
Bruders und sah auf die ausgebreiteten Kleidungsstücke.
Er kannte sie fast alle. Nur eine hellbraune Lederweste
war neu. Er nahm sie auf, las innen den Namen einer
Schneiderwerkstatt in Ibiza-Stadt, schrieb sie in sein
Notizbuch. Sagte dann: »Ich werde mir noch manches
notieren müssen, und du mußt mir dabei helfen. Hast du
zum Beispiel feststellen können, ob Kleidung fehlt? Das
wäre dann vielleicht die, die er gerade trug, als er den
Brief schrieb. Bei Nachforschungen ist so etwas natürlich
eine wichtige Angabe.«
»Ja, es fehlen eine Cordhose, ein dunkelblaues
Oberhemd und ein paar weiße Tennisschuhe. Und auch
ein Pullover, der mit den weißen Streifen.«
Wieder schrieb Klaus alles auf. Dann steckte er Stift und
Notizbuch ein und sah sich die Bücher an, nahm eines
nach dem anderen auf und schüttelte es, um zu sehen, ob
irgend etwas herausfiele. Aber vergebens. Er notierte
Autoren und Titel:
Francisco Verdera: »Ibiza.« Zwei GEO-Magazine. Die
Prozeßberichte von Peggy Parnaß. Rilke: »Die
Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge«. Ein Duden.
Ein Bildwörterbuch. Herbert Gruhl: »Ein Planet wird
geplündert«. Ein Plan von

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