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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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dort anrufen und sagen, daß wir zu zweit kommen, und auch das zweite Ticket besorgen.«
Als sie das Lokal verließen, hatten sie ihren Reiseplan gründlich erörtert und sich auch schon, soweit das aus der Ferne möglich war, eine erste Strategie für ihr Vorgehen zurechtgelegt. Draußen auf der stillen Straße sagte Klaus: »Ich sprach vorhin von dem Funken Hoffnung. Natürlich hab ich ihn, aber er geistert ziemlich verloren in meinem Kopf herum. Ich mache mir nichts vor. Wir müssen davon ausgehen, daß dieser Brief aus dem Turmzimmer sein letzter war, sein Testament. Aber wie es auch ist, ich will an diese Leute heran! Man tötet mir nicht so ohne weiteres meinen Bruder.«
Christiane schwieg. Es fröstelte sie, und das kam nicht vom Wind, denn der war mild, und er trug einen Duft von Brackwasser und Blüten zu ihnen herüber.

VII.
    Etwa zur gleichen Zeit, als Klaus Hemmerich und Christiane Hagen auf dem Frankfurter Flughafen die IBERIA-Maschine bestiegen, die sie nach Ibiza bringen sollte, brachen im Münchner Stadtteil Pasing zwei junge Männer zu einer Aktion auf, für die schon knapp drei Wochen vorher das Startzeichen gegeben worden war. Zwanzig Tage nämlich war es her, daß aus dem von der naturalisierten Spanierin Julia Potter betriebenen Pelzgeschäft in Ibiza-Stadt ein Telex an eine Münchner Filiale abging, das, dem Wortlaut nach, die Freigabe einer bestimmten Ware avisierte, seinem Sinn nach jedoch die Order erteilte, in einer schon des öfteren erörterten Angelegenheit, die mit dem An- oder Verkauf von Pelzen nichts zu tun hatte, die Initiative zu ergreifen.
    Auf dieses Telex hin hatten die beiden jungen Männer, die ein Pasinger Appartement bewohnten und ihren Papieren nach Studenten der Münchner Universität waren, eine schon seit langem installierte Telefon-Abhöranlage in Betrieb genommen und dann zwanzig Tage lang alle Gespräche kontrolliert und auf Band aufgezeichnet, die von einem alleinstehenden, polizeilich bewachten Pasinger Haus aus geführt worden waren. Dabei war es ihnen um ganz profane Gesprächsinhalte gegangen, wie sie in der Millionenstadt München jeden Tag tausendfach hatten vernommen werden können. Die beiden Norddeutschen, Rüdiger Herles und Knut Vetter mit Namen, hatten es darauf abgesehen, herauszubekommen, ob von den Bewohnern des besagten Pasinger Hauses irgendwelche Reparaturen oder Lieferungen in Auftrag gegeben wurden und ob die eine oder die andere Order eventuell geeignet wäre, zum Schein von ihnen übernommen und dann für eine Aktion ganz anderer Art genutzt zu werden. Es war ihnen darum gegangen, sich unverdächtigen Zugang zum Grundstück oder gar zum Haus zu verschaffen. Sie hatten dabei an Lebensmittellieferungen gedacht, an die Bestellung von Heizöl oder Kohle oder irgendwelchen gärtnerischen Produkten oder auch an die Reparatur elektrischer Anlagen und sanitärer Einrichtungen.
    In dem komfortablen Anwesen wohnte ein sechzigjähriger, invalider Rechtsanwalt mit Namen Alexander Pleskow, der es sich schon vor einem Vierteljahrhundert zur Aufgabe gemacht hatte, Verbrechen der NS-Zeit vor Gericht zu bringen. Trotz seiner schweren körperlichen Behinderung hatte er im Laufe der Jahre, und zwar vorwiegend von seinem Haus aus, das er nur selten verließ, so manchen Prozeß in Gang gebracht oder beschleunigt und sich dabei um die Beschaffung von Beweismaterial ebenso gekümmert wie um die Bereitstellung von Zeugen. Ihn, der dem Naziterror eine vierzehnmonatige Folter und ein lebenslängliches Dasein im Rollstuhl verdankte, bewegte längst nicht mehr nur das ihm persönlich zugefügte Leid, sondern die ganze Schmach jener Zeit.
    Schon seit Jahren stand Alexander Pleskow auf der Liste der BRAUNEN KOLONNE, die seine Aktivitäten mit wachsendem Unmut verfolgt und sich nunmehr entschlossen hatte, den notorischen Nestbeschmutzer, wie sie ihn nannte, zu beseitigen. Für diese Aufgabe waren Rüdiger Herles und Knut Vetter ausersehen. Die beiden, die von ihrer Zentrale nur das Startsignal bekommen hatten, während die Modalitäten der Ausführung ihnen selbst überlassen blieben, hatten für den Fall, daß die Telefonkontrolle erfolglos blieb, einen Aktionsplan B entwickelt. Er sah vor, Pleskow auf direktem Wege, das heißt, durch einen Schuß aus etwa hundert Metern Entfernung, zu liquidieren. Als sie im Schichtwechsel zwanzig Tage und Nächte hindurch vergeblich an ihren Geräten zugebracht hatten, wobei einmal sogar dreißig Stunden nacheinander kein einziges Wort aus

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