Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
zu nehmen.«
    »Ach was!« Vetter war nicht so skeptisch. »Es wird ganz anders sein, muß ganz anders sein, denn du hast ja wohl nicht gequatscht. Ich ebensowenig. Die wissen genauso gut wie wir, daß ihre Terrasse mit dem offenen Park davor ein ideales Ziel abgibt und haben sich längst auf einen Anschlag eingestellt. Wir sind mehrmals um diese Zeit hier oben gewesen, mal du, mal ich, und immer hat er da gesessen. Also ist das ein vorbeugendes Manöver. Bestimmt schieben sie den Stuhl jeden Morgen da raus, und wenn es dann wirklich mal ballert und der Pappkamerad ’n Loch in der Birne hat, sind sie gewarnt. Gott sei Dank hast du nicht abgedrückt, denn sonst würden sie ab sofort jeden Lieferanten dreimal filzen oder, noch wahrscheinlicher, überhaupt niemanden ins Haus lassen. Wir müssen ja nun wohl oder übel zu unserem Plan A zurück. Die Taube jedenfalls hat uns ’ne Menge Ärger erspart.«
    »Hoffentlich hast du recht, und es steht niemand unten.« »Was machen wir mit den Reifen?«
»Die lassen wir hier.«
»Lieber nicht! Vielleicht entdecken sie die und wissen
    dann, daß was geplant war. Die haben doch auch ihre Ferngläser und gucken in die Gegend.«
     
    »Hast recht. Kippen wir sie da hinten über die Kante!«
    Herles robbte bis an die rückwärtige Gebäudefront, blickte nach unten. »Da ist nur Gebüsch«, sagte er. »Also los!«
    In kürzester Zeit hatten sie die acht Reifen über die Kante geschoben. Sie hörten die Aufschläge und das Krachen der Äste. Dann zogen sie sich zurück, trugen ihr Gerät nach unten. Bevor sie aus dem Haus traten, lauschten sie eine Weile an der Türöffnung. Es war still, und auch, als sie in die Runde blickten, entdeckten sie nichts, was ihren Verdacht erregte. So wagten sie den Schritt hinaus, gingen zu ihrem Auto, legten Gewehr, Stativ und Fernglas in den Kofferraum, schlossen ihn ab und stiegen in den Wagen. Und dann waren sie tatsächlich binnen weniger Minuten im Pasinger Straßenverkehr, wenn auch enttäuscht, weil sie ihre Aufgabe nicht erfüllt hatten.
    »Nun geht’s wieder los mit den langweiligen Sitzungen«, sagte Herles.
Und Knut Vetter antwortete: »Oder wir denken über einen Plan C nach.«
»Ich wüßte nicht, wie der aussehen sollte.«
»Im Moment weiß ich das auch nicht, aber vielleicht fällt uns was ein. Es ist zu blöd, daß die simplen Methoden wie Präsentabliefern und Päckchenschicken entfallen, weil Pleskow nun mal auf Draht ist. Wie sehr, das haben wir eben gesehen. Und Julia wartet bestimmt schon auf die Vollzugsmeldung.«
»Dann muß sie eben noch ein bißchen länger warten. Das Schlimmste wäre jetzt, aus lauter Nervosität einen Fehler zu machen. Ich bin dafür, daß wir uns erst mal wieder die dämlichen Klappen auf die Ohren setzen.«
»Okay, machen wir das!«

VIII.
    Als Klaus Hemmerich und Christiane Hagen durch die kleine Flughafenhalle von Ibiza gingen, waren sie äußerlich von den echten Touristen nicht zu unterscheiden. Sie trugen Ferienkleidung, Jeans, leichte Jacken, Schuhe aus Leinen. Sie traten, wie die anderen Fluggäste, ans rotierende Band, brauchten nicht lange auf ihr Gepäck zu warten. Schon eine halbe Stunde später saßen sie in ihrem Mietwagen, einem kleinen Seat 123, und fuhren in Richtung Ibiza-Stadt.
    Durch die geöffneten Fenster flutete der Fahrtwind herein, der sie über die fast tropische Temperatur hinwegtäuschte. Sie fuhren vorbei an Palmen, Zypressen, Olivenbäumen, Korkeichen, an rostbraunen, von knie- bis hüfthohen Steinwällen eingefaßten Äckern und kleinen, meist weißen Landhäusern. Der Stadtrand von Ibiza mit seinen grauen Wohnblocks stieß sie ab, wie es die Randbezirke der meisten Städte mit den eben Angekommenen tun. Aber im Zentrum, im Gewühl der engen, malerischen Straßen, gerieten sie, obwohl sie den Wagen nicht verließen, schon ein wenig hinein in die lebendige Atmosphäre der kleinen mediterranen Stadt.
    Sie staunten über das Jahrhunderte umfassende Bild, wenn sie von den verschiedensten Standorten aus auf moderne Bauten sahen und – über diese hinweg – auf die alten Festungsmauern, auf Wehrtürme und Tore und die vielen kubisch gebauten Häuser, die – so hatte Victor es schon beschrieben – Hang aufwärts wie verschieden große Schachteln übereinandergeschichtet waren und deren dicke Wände an Klostermauern erinnerten. Aber sie fuhren auch vorbei an Hotels, Restaurants und Kinos aus jüngster Zeit, an Supermärkten, Tankstellen und Wohnsilos. Die prächtigsten Gebäude,

Weitere Kostenlose Bücher