Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
immer so wild darauf, möglichst schnell braun zu werden, kletterten in Badehosen an Bord. Aber der Makler schickte uns zurück, sagte, wir sollten uns mit Hemden versehen, denn sonst würde man uns nach der Rückkehr die Haut in Lappen vom Leibe ziehen können. Wir gingen also ins Bootshaus zurück, wo unsere Sachen lagen, und zogen die Hemden über. Als wir nach Stunden von der Segeltour zurückkamen, waren wir trotzdem total verbrannt. Die Sonne hatte es durch den Stoff hindurch geschafft.«
Klaus machte eine Pause, versuchte, in Christianes Gesicht zu lesen, aber da ihre Augen unter dem Sonnenschutz verborgen waren, gelang es ihm nicht. Auch ihr Mund verriet nichts. Die Lippen waren geschlossen. Reglos. Nicht der Ansatz eines Lächelns in den Winkeln. Vielleicht hatte sie die listige Geschichte noch gar nicht durchschaut. Also fuhr er fort:
»Mit anderen Worten: Man muß auch unter dem Stoff die Haut noch schützen.« Als sie immer noch nichts sagte, ergänzte er: »In den Tropen.« Und schließlich: »Auch am Mittelmeer.« Aber dann wartete er eine Antwort gar nicht mehr ab, sondern beugte sich über Christiane, schob das Oberteil ihres Bikinis ein Stück hinauf, und als die kleinen, weißen Brüste da waren, ließ er seine Hand über sie hinweggleiten, immer noch einmal, bis sie endlich sagte:
»Ausgerechnet da, wo die Haut so sensibel ist, vergißt du das Öl.«
Da legte er sein heißes Gesicht auf ihre Brust. Ihre Hand griff in sein Haar, zerzauste es auf jene zärtliche Weise, die gar nicht zerzausen will, die nur ja sagen will. Und dann küßte er Christiane, und für einen Moment trat nun doch alles zurück, was sie auf diese Insel geführt hatte. Aber da es heller Tag war und sie am Strand lagen und vom Flutsaum her Menschen zu hören waren, blieb es bei diesem Spiel.
»Heute nacht?« fragte er.
»Nein«, sagte sie, »nicht in dieser Nacht. Du weißt, was wir vorhaben.«
»Aber eine andere Nacht? Irgendwann?«
»Vielleicht.«
Sie gingen schwimmen, blieben fast eine Stunde in dem seidigen 25-Grad-Wasser, kehrten an ihren Platz zurück, und als im Westen, über den Salzbergen, der Himmel sich rot zu färben begann, brachen sie auf.
Es wurde eine schweigsame Fahrt, aber es war kein verstörtes Schweigen, keines, das aus revoltierendem Gewissen kam, eher ein versonnenes, weil sie noch eine Weile brauchten, um mit ihrem Einverständnis zurechtzukommen.
Einmal nahm er ihre Hand, drückte sie kurz, ließ sie wieder los. Und ein anderes Mal, während sie vor einer Ampel warten mußten, strich er ihr übers Haar. Als sie den Stadtrand von Ibiza erreichten, fiel das erste Wort. Klaus sprach es, und er verriet damit, daß er sich wieder eingestellt hatte auf die vor ihnen liegende Aufgabe:
»Ich will ihn finden«, sagte er, »und wenn ich monatelang durch ganz Spanien ziehen muß. Ich will ihn finden oder will erfahren, was mit ihm geschehen ist. Notfalls nehme ich diesen Guillermo Hentschel in die Folter. Vielleicht solltest du gegen Schluß gar nicht mehr hier sein. Es läuft alles so ruhig an, so soft. Man beguckt Pelze, frühstückt auf einer Sonnenterrasse, plauscht mit einer alten Bäuerin über Republikaner, die sich in der Bleimine versteckt hielten. Das alles nimmt sich nicht sehr gefährlich aus, aber wir dürfen nicht vergessen, daß es noch ziemlich hart werden kann.«
»Ich weiß das, Klaus, und ich bleibe hier, wie es auch kommt.«
»Wenn wir heute nacht den Stollen finden, aber nichts entdecken außer Schächten und Gängen und Stützbalken und abgeräumten Erzlagern oder was weiß ich, jedenfalls keine Waffen und keine Munition und keine Spur von Victor, dann reden wir mit Hentschel. Aber nicht so, wie wir’s vorhatten. Nicht wie eingeschüchterte Provinzler, die nach einem ausgekniffenen Familienmitglied Ausschau halten, übervorsichtig; nein, wir machen es ganz anders.«
»Wie denn?«
»Vielleicht ihn entführen. Ihm die Pistole auf die Brust setzen.«
»Meinst du das sinnbildlich oder wörtlich?«
»Sowohl als auch.«
»Hast du denn eine Pistole?«
»Ja. Auf den Schiffen braucht man heutzutage eine. Ich hab eine WALTHER. Ein kleines Modell. Es wiegt nicht viel. Liegt in meiner Toilettentasche, die einen doppelten Boden hat. Ich brauche nur unter den ganzen Flaschenkrempel zu greifen, zwei Druckknöpfe zu lösen, und schon hab ich sie. Ich nehme sie auch heute abend mit.«
»Aber dem Herrn Hentschel gleich so massiv zu kommen, bevor wir ihn überhaupt kennengelernt haben … Ich weiß nicht, ob

Weitere Kostenlose Bücher