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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Ungewißheit als jemals die Entdeckung, daß er da unten liegt!«
    Darauf antwortete er nicht, und so fuhr sie fort: »Aber wir kommen da ja auch gar nicht hinein, und wenn doch, sehen wir wahrscheinlich nur das Wasser, wissen aber nicht, was auf dem Grund liegt. Ich glaube, um hier genauer nachforschen zu können, brauchen wir doch die Polizei.«
    »Man müßte sich erst mal angucken, wie’s da oben aussieht«, antwortete Klaus, und wieder kam Christianes Einwand: »Aber du wirst dich doch nicht von da oben hinunterlassen wollen in den Schacht?«
    »Erst mal will ich nur nach oben, und natürlich allein. Wirklich, nur nach oben. Du kannst dich darauf verlassen, denn wir haben ja nicht mal ein Seil bei uns.«
    Noch einmal drückte sie seinen Arm, und er spürte ihre Angst. Er löste sich aus ihrem Griff und wagte es, einmal kurz den Lichtstrahl nach oben zu richten. Die Stufen führten bis hinauf zum Rand.
    Er mochte Christiane nicht fragen, ob sie mit einer Waffe umgehen könne, und so sagte er: »Ich lege meine Pistole hier ab, damit sie mich beim Klettern nicht behindert.«
    Er zog die WALTHER aus der Jackentasche, legte sie auf einen Mauervorsprung, leuchtete sie einmal kurz an und steckte die Lampe ein.
    Christiane tastete nach der untersten Sprosse, zog daran, und dann fragte sie: »Bist du denn überhaupt sicher auf solchen Stufen?«
    Und er antwortete: »Ja, die gibt es auf jedem Schiff, vor allem in den Maschinenräumen.«
    »Aber wenn sich so ein Haken nun löst? Ganz oben vielleicht? Die Anlage ist doch, wie die Frau uns sagte, uralt!«
    »Ich verspreche dir, ich prüfe jede einzelne Sprosse, bevor ich drauftrete. Wirklich, du brauchst keine Angst zu haben.« Und dann stellte er sich auf die unterste Stufe, wippte darauf, stieg auf die zweite, wippte wieder, sagte: »Zum Eiffelturm rauf ist es auch nicht sicherer.« Und kletterte weiter. Vorsichtig arbeitete er sich Stufe um Stufe hinauf, prüfte, wie er es versprochen hatte und wie es sich bei dem Alter des Bauwerks auch empfahl, immer erst die Haltbarkeit der nächsten Stufe, ehe er sie erklomm.
    Der Turm mochte in der Tat acht bis zehn Meter hoch sein. Der Abstand zwischen den einzelnen Stufen betrug knapp einen halben Meter. Klaus zählte mit. Als er auf der siebenten Stufe stand, beugte er sich zu Christiane hinunter und rief halblaut: »Es geht sehr gut.«
    Und sie antwortete: »Aber wenn oben alles zu ist, zugemauert womöglich, dann komm bitte gleich wieder herunter! Versuch nicht, da irgendwas zu öffnen. Es ist dunkel, und du kennst diesen Turm nicht. Vielleicht hat er brüchige Stellen, oder irgendwo fehlen plötzlich ein paar Mauersteine. Bitte, paß auf!«
    »Verlaß dich drauf, ich bin vorsichtig!« antwortete er. Und dann kletterte er weiter. Als er halb hinauf war, wandte er sich um. Ganz schwach zeichneten sich die Linien der Äcker, der Straße und des schmalen Feldweges, den sie gegangen waren, im Mondlicht ab.
    Soweit es möglich war, wollte er ohne die Taschenlampe auskommen. Wenn er auf der dem Wald zugekehrten Seite des Turmes gewesen wäre, hätte er sie ohne besondere Vorsicht benutzen können, aber so, mit der unverstellten Ebene im Rücken, durfte er das nicht wagen. Ein langsam an der Turmwand emporkriechendes Licht wäre noch in hundert Metern Entfernung zu sehen gewesen. So tastete er sich im Dunkeln weiter, griff mit der Rechten nach der nächsten Sprosse, zog, hämmerte mit der Faust gegen das Eisen, nahm dann die Linke dazu, und während beide Hände die mehr als fingerdicke Eisenstange umschlossen hielten, machte er den nächsten Schritt.
    Für einen flüchtigen Moment fiel ihm noch einmal sein Maschinenraum ein. Dort jumpten die jungen Mechaniker flink wie die Affen über solches Gestänge, machten sich einen Sport daraus, und er selbst konnte genauso schnell über die Leitern klettern. Hier war es anders.
    Kurz bevor er die Oberkante des Turmes erreichte, drehte er sich noch einmal um. In der Ferne sah er den Gasthof, der wie ein großer, dunkler Schemen im Nachtgrau lag.
    Er kletterte weiter, nahm die letzten beiden Stufen. Oben wagte er es dann wieder, die Taschenlampe einzuschalten, aber er hielt sie im Schutz seiner geöffneten Jacke.
    Die Abdeckung des Schachtes bestand aus Holz. Eine runde, aus Bohlen und Brettern gezimmerte Platte lag wie ein riesiger Bottichdeckel auf dem steinernen Brunnenrand.
    Es gibt doch bestimmt, überlegte er, irgendwo eine Öffnung, denn selbst wenn man solche Anlagen außer Betrieb

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