1980 Die Ibiza-Spur (SM)
doch …«
»Herrgott noch mal, ich sag’s doch: Ich will nur etwas herauskriegen, und anders als mit euch komme ich in den verdammten Schuppen nicht rein. Habt nicht so viel Schiß! Euch passiert ja nichts, wenn es klar läuft. Du machst die Reparatur, mußt dich natürlich beeilen, damit du die Zeit einhältst, und …«
»Und wenn es ’ne größere Sache ist? Eine von zwei Stunden? Das haben wir oft.«
»Dann brichst du ab und sagst, ihr kämt abends noch mal wieder, müßtet erst ein Ersatzteil besorgen. Klar?«
Der Jüngere, der bis dahin außer dem Namen und der Adresse kein Wort von sich gegeben hatte, sagte zu dem Fahrer: »Mensch, mach’ keinen Scheiß! Ich hab das Gefühl, die meinen es ernst. Tu, was sie sagen!«
»So ist es richtig.« Herles nickte ihm zu. »Also, bringen wir’s hinter uns! Deine Klamotten!«
Er steckte die Pistole ein, was er ohne Bedenken tun konnte, denn nun hielt Vetter den Lauf seiner Waffe auf den Fahrer gerichtet. In wenigen Augenblicken hatte Herles seinen Kittel gegen den Overall mit den großen roten Initialen KS getauscht, und als dann noch die Werkzeugtasche aus dem grauen Lieferwagen in den Kombi gebracht worden war, konnte die Fahrt losgehen.
Während Knut Vetter und der junge Monteur, der den kleinen Laster lenkte, wendeten, um sich in ein etwa fünf Kilometer entfernt gelegenes Gehölz zu begeben, fuhren der Graukopf und Herles mit dem Firmenwagen auf das Haus des Rechtsanwalts Pleskow zu.
Sie parkten vor dem Gartentor, das ihnen sogleich von einem jungen Mann geöffnet wurde. Herles glaubte in ihm denjenigen zu erkennen, der die Puppe auf die Terrasse geschoben hatte. Sie durften, jeder mit seiner Tasche, ohne weiteres das Grundstück und dann auch das Haus betreten.
Herles und Vetter hatten ihre Chance richtig eingeschätzt. Die Tatsache, daß da jemand nicht von sich aus ins Haus wollte, sondern vom Hausherrn gerufen worden war, ließ das sonst mit Sicherheit vorhandene Mißtrauen gar nicht erst aufkommen. Der Kombi mit der weithin lesbaren Firmenaufschrift mochte ein übriges bewirkt haben. Genau dieses Auto war gerufen worden, und nun stand es vor dem Tor.
Der junge Mann begleitete die beiden hinunter in den Keller und ging dann gleich wieder nach oben. Im Heizungsraum wollte der Graukopf noch einmal zu einer Frage ansetzen, aber Herles schnitt ihm das Wort ab:
»Quatsch nicht lange! Mach deine Sache! Ich hoffe, du bist gut in deinem Job und hast den Defekt in fünf Minuten gefunden.«
Voller Zorn, aber eben machtlos, weil er seinem Begleiter ausgeliefert war, ging der Monteur an die Arbeit. Er prüfte im Nebenraum den Ölstand in den beiden Tanks, kam zurück, kontrollierte einen Filter, schraubte schließlich den Brenner vom Ofen. Fünfzehn Minuten waren vergangen, und er hatte den Schaden noch immer nicht gefunden. »So ist es meistens«, sagte er, »das Suchen ist eine Sache, das Reparieren die andere. Beides braucht seine Zeit, und ich kann nicht gerade behaupten, daß ich für meine Arbeit die nötige Ruhe habe.« Noch einmal wagte er es: »Ist doch Quatsch, das Ganze! Was willst du dir hier bloß angucken?«
Herles wurde nervös, sah auf die Uhr. »Verdammt, du sollst keine Reden halten, du sollst arbeiten!«
Der Monteur ging noch einmal über die kniehohe Schwelle hinweg in den Nebenraum, in dem sich die beiden Tanks befanden. Herles stand allein neben dem leuchtend blau gestrichenen Heizungskessel, hatte zwar seine Tasche geöffnet, wagte aber noch nicht, den ledernen Einsatz mit den Werkzeugen herauszuheben, um an das Nitropenta heranzukommen. Er trat an die Tankraumtür. Der Monteur saß rittlings auf einem der länglichen Öltanks und schraubte an einer Halterung.
»Was machst du jetzt?«
»Ich hab’s gefunden. Die Zuführungsleitung ist porös. Sie läßt Luft durch, und darum funktioniert das Ansaugen nicht. Es ist eine alte Leitung aus Kunststoff. Ich muß sie abmontieren und eine aus Kupfer einbauen. Das dauert eine bis anderthalb Stunden. Eher anderthalb, weil mein Kollege ausgefallen ist.«
»Wir müssen es in einer halben Stunde schaffen. Ich helfe dir.«
»Dann schraub mal diese Schellen los. Ich gehe zum Wagen und hole das Kupferrohr.«
»Schraub du die Dinger ab, und ich hole das Rohr. Wo liegt es?«
»Hinten im Kombi. Nicht zu übersehen. Durchmesser einen Zentimeter. Es ist wie eine Leine aufgewickelt.«
»Okay.«
Herles verließ den Heizungsraum, nahm aber seine Tasche mit. Im Kellerflur sah er sich um. Außer dem Eingang zum Heizungsraum
Weitere Kostenlose Bücher