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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Privat. So etwas muß es doch geben. Man kann zum Beispiel einen Detektiv beauftragen, diesen Schacht und vielleicht auch den Stollen abzusuchen.«
»Das ist mir zuviel Wirbel. Wenn ich jemanden auf die Suche schicke, muß ich ihm ja wohl auch verraten, wonach er suchen soll, und dann ist es mehr als fraglich, ob er dichthält. Überhaupt müßte ich erst mal jemanden finden, der dazu bereit wäre. Nein, wenn da einer runter muß, bin ich es. Aber das mache ich dann in aller Ruhe allein, sichere mich auch ab mit einem Seil, bevor ich hinabsteige. Aber komm, wir müssen jetzt nach dem Basaltblock suchen!«
Den aus der Erde herausragenden schwarzen Stein zu finden, war einfach im Vergleich zu der gerade überstandenen Aktion. Schon nach wenigen Minuten, während derer Klaus im Schutz der Bäume die Taschenlampe mehrmals aufleuchten ließ, stießen sie auf den etwa einen Meter hohen, schieferfarbenen Sockel.
»Und jetzt«, sagte Klaus, »geht’s nach dort!« Er leuchtete voraus, machte die Schritte, zählte. Christiane folgte ihm. Als sie dreißig Schritte zurückgelegt hatten, blieb er stehen, wandte sich zu ihr um und flüsterte: »Von jetzt an muß es möglichst ohne Geräusche gehen, denn wir sind nur noch dreißig Meter vom Stolleneingang entfernt. Ich glaube nicht, daß sie da einen Wächter haben, aber wer weiß? Also, vorsichtig auftreten und möglichst auch nicht mehr sprechen. Und wenn’s geht, keine Äste abbrechen.«
Langsam und mit äußerster Behutsamkeit legten sie die nächsten Schritte zurück, zählten mit, und als sie glaubten, der im Lageplan angegebenen vierschäftigen Pinie nahe zu sein, blieben sie erst mal eine Weile reglos stehen, lauschten in die Nacht, ehe sie sich entschlossen, das Licht zu benutzen. Endlich blitzte der Strahl auf, und da entdeckten sie etwas, was sie nie für möglich gehalten hatten und was ihre »Aktion Bleimine« schlagartig zu beenden schien. Sie sahen den Baum, und es gab auch keinen Zweifel, es war der richtige, denn aus dem sandigen Boden erhob sich ein mächtiger, vierfach gespreizter Stamm. Noch in Bodennähe strebten die Schäfte, jeder einzelne wohl doppelt so dick wie ein Arm, in fast geometrischer Exaktheit ein Kreuz bildend, auseinander, verliefen ein kleines Stück fast waagerecht, ehe sie sich aufwärts bogen und, so als stünde jeder für sich, einen eigenen Baum bildeten mit dem für Kieferngewächse typischen unregelmäßigen Geäst. Es konnte gar nicht anders sein. Es war der Baum, nach dem sie gesucht hatten. Doch was an genau der Stelle, wo der Stolleneingang hätte sein müssen, von ihrem Licht erfaßt wurde und dann, je weiträumiger Klaus die Lampe schwenkte, um so deutlicher vor ihren Augen erstand, war nichts Geringeres als ein Haus.
Ungläubig starrten sie auf das Gebäude, wagten zunächst keinen Schritt weiterzugehen, weil sie nicht wußten, ob es bewohnt war. Immer noch einmal leuchtete Klaus die Wände ab, hütete sich aber, die Fenster anzustrahlen, richtete schließlich die Lampe auf das Dach, zeichnete mit dem Lichtkegel die Konturen nach. Es war ein kleines, eingeschossiges Haus mit einem Flachdach. Den Maßen nach konnte es nur zwei oder drei Zimmer haben, und – soviel ließ sich in dem spärlichen Licht erkennen – es war nagelneu. Das konnte auch gar nicht anders sein, es mußte einfach neu sein, weil es vor zwei Monaten noch nicht dagewesen war. Victor hätte es erwähnt.
Wieder hatte Christiane Klaus’ Arm ergriffen, sagte aber nichts. Auch er schwieg, und erst, nachdem er viele Male das Licht hatte kreisen lassen, ging er langsam auf das Haus zu. Christiane folgte ihm. Sie erreichten das Gebäude, blieben stehen. Christiane flüsterte: »Wenn da nun jemand ist?«
»Ich glaube, das Haus ist unbewohnt«, antwortete er. Er drückte sich an der Wand entlang bis an ein Fenster. Dort wartete er wieder, lauschte, vernahm nichts außer den Geräuschen des Windes, der durch die Baumkronen strich. Er faßte sich ein Herz, trat vor das Fenster, das keine Gardinen hatte, hielt die Lampe an die Scheibe und leuchtete ins Haus. Ein etwa zehn Quadratmeter großer Raum, fast leer, nur eine Matratze und daneben ein Telefon auf dem nackten Zementboden. Sonst gab es nichts, weder Möbel noch persönliche Gegenstände und auch an dem gegenüberliegenden Fenster keine Vorhänge. Er ging weiter, leuchtete ins nächste Fenster hinein. Eine Küche. Auch hier keine Einrichtung, nur Herd und Spüle. Er ging um das Haus herum, faßte an die Tür. Sie war

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