1980 Die Ibiza-Spur (SM)
in eurer Firma?«
»Elf. Das heißt, elf Monteure.«
»Aber im Büro gibt’s doch auch noch ein paar Figuren.«
»Klar. Die Frau vom Chef, dann noch zwei Mädchen und einen alten Buchhalter. Und den Chef natürlich.«
»Das sind also im ganzen sechzehn Mann.« Herles wollte es möglichst mysteriös machen. »Kennst du sie genau?«
»So genau nicht.«
»Siehst du! Einer ist von uns.«
»Was?«
»Und so haben wir von dem Anruf erfahren. Aber für dich ist das nicht wichtig, darum vergiß es!«
Als sie beim Hirschgarten einbogen, fehlten bis zur Detonation der Bombe noch dreißig Minuten. Sie erreichten den Parkplatz, auf dem der graue Lieferwagen stand. Knut Vetter war mit seinem Gefangenen nicht ausgestiegen, er bewachte ihn in der Fahrerkabine, hatte aber die Waffe eingesteckt. Der junge Monteur wußte, daß es bei seinem Gegner nur eines Griffs in die Tasche bedurfte, um die Pistole wieder ins Spiel zu bringen. Außerdem war ihm nicht entgangen, was der andere über »jede Menge Hintermänner« gesagt hatte.
Das Umsteigen erfolgte in wenigen Minuten. Herles und Vetter hatten sich gut vorbereitet. Auf der Ladefläche ihres Fahrzeugs lagen zwei Koffer, in denen sich der Rest ihrer Habe befand. Den größten Teil hatten sie schon vor einigen Tagen ausgelagert, denn sie wollten nach beendeter Aktion aus der Stadt verschwinden, auch gar nicht erst in ihre Wohnung zurückkehren.
Herles zog sich um, holte die Koffer, und dann stiegen er und der Graukopf in den Kombi der Firma KrowetterSanitär. Vetter saß hinten zwischen den Gepäckstücken und Werkzeugen. Sie fuhren los.
»Wir müssen uns nun aber bald mal in unserem Betrieb melden«, sagte der Alte.
»Könnt ihr auch«, erwiderte Herles. »Ihr fahrt uns jetzt an den Stadtrand, und dann macht ihr euch aus dem Staub. Ich sag’ dir den Weg.«
Während der Fahrt blickte Herles mehrfach auf die Uhr. Als sie eine Kreuzung zum zweitenmal passierten, sagte der Graukopf: »Wohin wollt ihr denn eigentlich? Hier waren wir doch vorhin schon mal.«
»Hab’ mich geirrt«, antwortete Herles, »aber jetzt weiß ich den Weg wieder. Fahr nur zu!« Und wieder sah er auf die Uhr. Bis zur Detonation fehlten noch acht Minuten.
»Halt mal!« Herles zeigte auf einen Parkstreifen am Bürgersteig. Der Wagen hielt. Herles stieg aus, sagte: »Ich muß da vorn mal eben telefonieren«, und ging auf die Zelle zu. Er trat ein, nahm den Hörer ab, tat so, als wähle er, sprach vor sich hin. Noch vier Minuten. Was er seit der Abfahrt vom Hirschgarten betrieb, war nichts als ein Hinhaltemanöver. Er glaubte zwar nicht, daß die beiden Monteure sich ans nächste Telefon hängen und ihre Firma oder vielleicht sogar Pleskow informieren würden, sobald sie wieder allein wären, wollte aber absolut sichergehen, daß es nicht geschähe. Darum wartete er nun. Von der Zelle aus sah er in den Kombiwagen. Die beiden Männer saßen vorn, und Vetter kniete hinter ihnen, hatte vermutlich, wenn auch versteckt, die Waffe in der Hand. Als der Graukopf sich jetzt umdrehte und zur Telefonzelle hinübersah, nahm Herles seinen stummen Monolog wieder auf, bewegte die Lippen.
Noch eine Minute.
Er hängte ein, trat hinaus. Er zündete sich eine Zigarette an, holte ein Notizbuch aus seiner Gesäßtasche, blätterte darin, tat, als läse er etwas, wartete.
Der Knall kam in dieser entfernten Gegend nur gedämpft und etwas verzogen an, nicht eindeutig definierbar als eine gezündete Bombe. Es hätte ein fernes Gewitter sein können.
Herles klappte das Notizbuch zu, trat wieder an das Auto heran, sprach durch das geöffnete Fenster:
»Wir steigen hier aus. Ihr beide fahrt weiter; auf dieser Straße noch ungefähr zwei Kilometer, und dann kehrt ihr um und kommt zurück. Wir sind in der Nähe und beobachten eure Rückkehr. Wenn ihr diesen Punkt«, er zeigte auf die Telefonzelle, »wieder passiert habt, dürft ihr zu eurer Firma fahren. Also, zwei Kilometer!«
Herles und Vetter nahmen ihr Gepäck und verließen die Straße. Aber schon nach wenigen Schritten blieben sie stehen, beobachteten, wie sich der Kombi in den Verkehr einfädelte und in der von ihnen angegebenen Richtung davonfuhr.
Sie liefen los, kannten sich hier aus, hatten diesen Ort schon seit langem für die Schlußphase ihrer Operation festgelegt. Sie verschwanden zunächst in einer Straßenunterführung, in der es ein paar Geschäfte und auch eine öffentliche Toilette gab. Sie schlossen sich jeder in einer WC-Kabine ein, zogen die Kittel aus, entnahmen ihren Koffern
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