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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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verschlossen. Wahrscheinlich führte sie auf einen Flur, von dem aus man in die Küche und in das einzige Zimmer des Hauses gelangen konnte.
»Ganz neu und noch unbewohnt«, sagte er zu Christiane, die mit ihm ums Haus herum gegangen war. Und dann fügte er hinzu: »Vielleicht auch wieder mal ein Deckel. Einer für den Stollen. Gleich ein paar Fliegen mit einem Schlag. Der Stolleneingang ist dicht, und er ist getarnt durch das idyllische Anwesen, und außerdem kann sogar noch jemand drin wohnen. Aber eigentlich …« Er hielt kurz inne.
»Du, ich muß noch mal an die Fenster. Muß mir die Fußböden ansehen. Vielleicht ist der Stollenzugang gar nicht aufgegeben worden. Vielleicht gibt’s eine Luke und darunter eine Treppe. Bleib bitte hier und achte auf Geräusche! Oder besser noch: Stell dich dahinten hin!« Er leuchtete mit der Lampe auf einen gerodeten Streifen. »Dieser Weg war zu Victors Zeit bestimmt auch noch nicht da. Guck mal, da sind Reifenspuren. Sicher sind da die Laster gefahren, als sie Steine und Zement heranschafften. Und das ist dann auch der Weg, auf dem ein Auto hierher kommen könnte.«
Christiane bezog Position, und er machte sich ein zweites Mal daran, ums Haus zu gehen und durch die Fenster hineinzuleuchten. Als er zu Christiane zurück kam, sagte er:
»Nichts! Aber den Flur kann man nicht einsehen, vielleicht gibt’s da eine Luke. Du, ich glaube, wir müssen dieses Haus gründlicher untersuchen.«
»Jetzt?«
»Nein, jetzt ist es zu spät. Vielleicht morgen nacht. Oder morgen gehe ich mal allein hierher und sehe mir den Schacht von innen an, und das Haus ist dann übermorgen an der Reihe.«
»Aber ich komme mit. Auch morgen. Ich würde es zwar nicht wagen, mit auf den Turm zu klettern, aber ich möchte dabei sein, in deiner Nähe. Nun kennen wir die Gegend hier ja auch schon.«
»Wir werden sehen.«
Sie verließen den Ort, an dem der Skizze nach ein schmaler Zugang zum Stollen hätte sein müssen und an dem nun ein Haus stand, gingen den Reifenspuren nach, die zunächst in Richtung auf den Ort Ca’n Jordi verliefen, dann einen Knick beschrieben und zur Landstraße führten. Klaus hatte gehofft, auf dem ihnen noch unbekannten Teil des Weges etwas zu entdecken, das weiteren Aufschluß über die Bleimine hätte geben können, aber sie erreichten die Straße, ohne daß ihnen etwas aufgefallen war. Eine Weile später stiegen sie in den Seat und fuhren zurück.
»Bist du einverstanden«, fragte er, »daß wir, sobald unsere Aufgabe erfüllt ist, noch für ein paar Tage ganz woanders hinfahren, vielleicht in den Norden der Insel, nach San Antonio, oder vielleicht sogar hinüber nach Formentera?«
»Von jetzt aus gesehen«, antwortete sie, »hätte ich große Lust dazu. Aber wir wissen ja nicht, was sein wird, wenn dies hier zu Ende ist.«
»Vielleicht sollten wir es tun, auch wenn es traurig endet, womit wir ja eigentlich rechnen.«
»Vielleicht«, erwiderte sie.
Sie wünschten sich eine gute Nacht, ohne sich dessen bewußt zu werden, daß sie schon fast verstrichen war.

XIV.
    Endlich kamen Rüdiger Herles und Knut Vetter, dreißig Stunden nachdem sie den Abhördienst wieder aufgenommen hatten, zu ihrer Chance. Es war früher Nachmittag, und schon schien es, als ginge wieder einmal eine Tagschicht ergebnislos zu Ende, da fing Rüdiger Herles einen vielversprechenden Anruf auf. Im Hause des Rechtsanwalts Pleskow war die Ölheizung ausgefallen, und obwohl es Mai war und schon warm, wollte der Hausherr mit der Reparatur nicht bis zum nächsten Tag warten, weil seine Heißwasserversorgung an die Ölheizung angeschlossen war. So wurde die Firma Krowetter-Sanitär gerufen, und sobald das kurze Gespräch beendet war, riß Herles sich die Kopfhörer herunter, stürmte ins Nebenzimmer, weckte Knut Vetter, der sich hingelegt hatte, um für seinen Nachtdienst gewappnet zu sein, und in weniger als fünf Minuten stiegen die beiden in ihren Lieferwagen.
    Sie hatten eine prall gefüllte Werkzeugtasche bei sich, die Knut Vetter vorsichtig auf der Sitzbank abstellte. Es war einer jener geräumigen ledernen Behälter, die eher das Format von Koffern haben als das von Taschen und in denen die Handwerker ihr Gerät mitführen. Dieses Exemplar jedoch war nur zum Teil mit Werkzeug gefüllt. Wenn man die Tasche öffnete, sah man obenauf ein Durcheinander von Schraubenziehern, Hämmern, Zangen, Feilen, Bohrer-Aufsätzen und derlei Utensilien mehr, aber alle diese Dinge dienten nur einem einzigen Zweck, nämlich den im

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