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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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ganz normal, jedenfalls bei Tage. Aber es war Nacht und die Küste mindestens zwei Kilometer entfernt. Also kam nur der Schacht in Frage. Ich kletterte auf den Turm und dann die Stufen hinunter. Und da unten fand ich ein Seil, das an einer Stufe befestigt war und ins Wasser hing. Ich zog dran, aber es saß fest. Auf dem Grund liegt ja allerlei herum, und wahrscheinlich hat sich das Seil da verfangen. Für mich gibt es keinen Zweifel. Der Mann ist da unten gewesen. Aber was er da gewollt hat, weiß ich nicht.«
Der Rothaarige schwieg, setzte sich aber noch nicht.
Hentschel fragte ihn: »Hast du das Gerät genauer untersucht?«
»Ja, ich hab’s ins Haus gebracht und mir genau angesehen. Es handelt sich um eine 10-Liter-Alu-Preßluftflasche vom Typ BARACUDA mit einem BARAMAT-Lungenautomaten. Das Ding ist, wie ich schon sagte, kaputt. Der Verbindungsschlauch ist gerissen, und wie ich die Sache sehe, kann das eigentlich nur so passiert sein, daß der Hund ihn durchgebissen hat. Wahrscheinlich hat zwischen den beiden ein Kampf stattgefunden, und der Capitán mußte dran glauben. Wie eilig es der Mann hatte wegzukommen, geht schon daraus hervor, daß er das teure Gerät liegenließ. So ein Ding kostet komplett immerhin zwischen zwanzig- und dreißigtausend Peseten.«
Eine der Frauen, sie war höchstens fünfundzwanzig Jahre alt, blond und hager, stellte eine Frage:
»Ist außer dem Sauerstoffgerät noch etwas gefunden worden? Vielleicht ein Kleidungsstück, Schuhe oder andere Dinge, die man ablegt, bevor man ins Wasser geht?«
»Nein«, antwortete der Mann, »ich habe den Weg von der Leiter bis dahin, wo der Wagen gestanden hat, abgesucht, das erstemal noch im Dunkeln mit der Taschenlampe und dann noch einmal heute morgen bei Tageslicht. Da war nichts! Auch keine anderen Ausrüstungsgegenstände, weder der Naßbiber noch Flossen noch ein Bleigürtel. Entweder hatte er das alles gar nicht bei sich, oder er hat es retten können. Ich nehme eher an, daß er nur provisorisch ausgerüstet war, denn mit all dem Krempel am Leib hätte er nicht entkommen können. Ich hätte ihn erwischt. Vom Turm bis zum Wagen waren es immerhin zwanzig oder dreißig Meter, aber zwischen dem Aufschlag der Flasche und dem Anlassen des Motors lag höchstens eine Minute, und darum kann der Mann nicht auch noch einen Haufen Gepäck durch die Gegend geschleppt haben.«
Hentschel nahm wieder das Wort: »Gibt es außer der Typenbezeichnung keine weitere Aufschrift auf dem Gerät, irgendein Etikett vielleicht, das uns sagt, ob es aus einem hiesigen Sportgeschäft oder aus einer Tauchschule stammt?«
»Nein. Ich hab’s um- und umgedreht. Da war nur noch der Blutfleck, der mit Sicherheit von unserem Hund stammt, denn der hatte eine ziemlich große Wunde am Hals.«
Der neben dem Rotschopf sitzende Mann, ein blasser Typ mit Kinnbart und Brille, der nach Alter und Aussehen ein Student hätte sein können, hob die Hand, und Hentschel gab ihm das Wort.
»Wenn das Gerät«, sagte der junge Mann, »weder hier gekauft noch hier entliehen wurde, dann müssen wir auf einen Einheimischen schließen, oder er ist mit einem Boot gekommen, denn wer reist schon per Flugzeug mit einem solchen Ding an?«
»Genauso ist es«, sagte Hentschel. »Und darum werden wir zunächst alle Sportgeschäfte und Tauchschulen der Insel aufsuchen, und zwar mit dem Gerät in der Hand. Wenn es gelingt, da fündig zu werden, kommen wir weiter. Denn ob geliehen oder gekauft, in beiden Fällen müßte der Kunde seinen Taucherpaß vorgezeigt haben. Das ist Vorschrift. Und wenn das Gerät geliehen ist, besteht sogar eine gute Chance, daß wir an die Adresse des Mannes herankommen. Hermann!«
»Ja, Kommandant?« erwiderte der Rothaarige. »Du nimmst dir jemanden mit, Rüdiger oder Helmut, und klapperst die Läden und die Schulen ab. Noch heute nachmittag möchte ich ein Ergebnis haben.«
»In Ordnung«, antwortete Hermann. »Ich nehme Helmut mit. Der lebt schon lange hier und kennt jeden Laden.«
»Gut. Nun etwas anderes! Ihr wißt, daß wir einen Gefangenen haben, einen deutschen Journalisten, der seine Nase in unsere Angelegenheiten steckte und den wir deshalb nicht wieder laufenlassen konnten. Er ist in der Bundesrepublik ein ziemlich bekannter Mann, schreibt für mehrere große Zeitungen. Mit ihm habe ich etwas Besonderes vor. Ich möchte, daß er eine Story über uns schreibt, aber nicht so, wie er es möglicherweise vorgehabt hat, sondern die Gegenversion. Er soll mitteilen, was uns bewegt,

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