1980 Die Ibiza-Spur (SM)
Nein, etwas ganz anderes ist gemeint, daß der einzelne ohne das Volksganze nichts zuwege bringt, daß er aber in der Besinnung auf seine Zugehörigkeit zum Volke seine ganze Persönlichkeit entfalten kann, und zwar zum Wohle des Volkes und damit auch wieder zu seinem eigenen Wohl. Wohin gerät eine Nation, wenn jeder einzelne tun und lassen darf, was er will? Ja, wenn selbst dann nicht von Seiten des Staates Einhalt geboten wird, wenn es um Ausschreitung und Entartung geht? Nehmen wir nur ein Beispiel heraus, die sogenannte sexuelle Befreiung! Es ist eine Binsenweisheit, die uns die Geschichte gelehrt hat, daß dort, wo es den Mitgliedern einer Gesellschaft gestattet wird, ihr Triebleben über alle vernünftigen Barrieren hinweg frei zu entfalten und sogar auf die Bühne zu bringen, auch alle anderen Lebensbereiche unterminiert werden. Das heißt: Der auf so zweifelhafte Weise liberalisierte Bürger wird seine Laxheit und seine Dekadenz auch auf anderen Ebenen ausleben. Er wird kein gesundes Verhältnis zu seiner Arbeit haben, zur Pflicht überhaupt, zur Familie, zur Gesellschaft. Was folgt daraus? Die Nation wird geschwächt, denn wie soll eine Volksgemeinschaft gesund bleiben, wenn die Mitglieder dieses Volkes krank sind? Nicht ohne Grund hat der Nationalsozialismus das Wort vom ›Adel der Arbeit‹ geprägt. Was wir dagegen jetzt in Deutschland erleben, ist das krasse Gegenteil! Die Arbeit wird als ein Übel empfunden! Was die Werktätigen, wenn man sie überhaupt noch so nennen kann, im Sinn haben, ist doch dies, einen möglichst hohen Lohn zu erzielen, dazu ein Maximum an Freizeit. Daß dafür eine gewisse Leistung erbracht werden muß, nimmt man in Kauf, weil es nun mal nicht zu umgehen ist. So sieht es doch aus! Wo ist die Würde des Arbeiters geblieben? Es kann sie nicht mehr geben, wenn die Arbeit nicht mehr geliebt, sondern als notwendiges Übel empfunden, ja, manchmal sogar gehaßt wird. Es ist ein trauriges Deutschland, das aus den Ruinen des Dritten Reiches entstanden ist. Vor allem die Jugend treibt ohne innere Ausrichtung, ohne Vorbild dahin. Die Folgen sind erschreckend: Haltlosigkeit, Drogensucht, Alkoholismus. Daraus resultiert Unzufriedenheit, und diese wiederum führt zur Auflehnung gegen den Staat bis hin zu Landfriedensbruch und Terror. Darum unsere Forderung. Statt der schlaffen Gesetze brauchen wir straffe Gesetze. Statt eines Haufens geschwätziger Parlamentarier brauchen wir eine starke Hand, einen starken Mann, einen, der es versteht, zwei nur scheinbar widersprüchliche Voraussetzungen zu erfüllen, gefürchtet und geliebt zu werden.«
Hentschel machte eine Pause, stand auf, ging zwei-, dreimal auf und ab, trat wieder an den Tisch, nahm aber nicht Platz, sondern sprach im Stehen weiter und gab seinen Worten Nachdruck, indem er mit den Fingerknöcheln hart auf die Tischplatte schlug:
»Meine Freunde, ihr und ich, wir wollen helfen, den Boden zu bereiten für das Auftreten eines solchen Führers! Eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür ist der konsequente Angriff auf das Bestehende, das sich als morsch, als unbrauchbar, ja, als gefährlich erwiesen hat! Dazu gehören unsere Anschläge gegen die Kreise, die sich anschicken, Männer und Frauen des Dritten Reiches zu verfolgen. Es ist eine Perversion der Geschichte, daß diejenigen, die stets nach den Prinzipien des Gehorsams, der Pflichterfüllung, der Ordnungsliebe und der Aufrichtigkeit gelebt haben, heute um eben dieser Qualitäten willen an den Pranger gestellt werden. Es ist unsere Aufgabe, dagegen einzuschreiten, notfalls mit Gewalt. Sie ist legitim. Sie ist sogar geboten, wenn anders eine Umkehr nicht zu erreichen ist. Die BRAUNE KOLONNE schlägt zu, wo immer es notwendig ist, und sie wird es so lange tun, bis wieder Ordnung und Disziplin in unserem Vaterland herrschen.
Zu unserem Programm! Seit unserer letzten Zusammenkunft liegen mir vier Meldungen vor über entsprechende Aktivitäten, von denen drei zum Erfolg führten. Die Aktion C 17, die Ausschaltung zweier Zeugen, die den SS-Hauptsturmführer Ammerfeld belasten, ist fehlgeschlagen. Alles war hervorragend geplant, aber im letzten Moment war es die Tücke des Objekts, die den Plan scheitern ließ. Ich mache unserem Mann keinen Vorwurf, er hat sein Bestes getan. Allerdings. Ein paar Unschuldige haben ihr Leben verloren. Aber auch in diesem Punkt gilt das Gesetz der Geschichte. Es gibt keine Revolution ohne unschuldige Opfer. Es hieße halbherzig vorgehen, wollte man um dieser
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