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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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zufälligen Opfer willen auf den Umsturz verzichten. Das hohe Ziel rechtfertigt jedes Mittel. Also, die beiden Österreicher Grünthal und Winterstein sind dem Anschlag entgangen. Man hat ihnen, soviel wir wissen, Polizeischutz gewährt und natürlich ihre Aussagen sichergestellt. Dagegen ist die Operation in Amsterdam, bei der es darum ging, vierzehn Bände Beweismaterial aus den Jahren 1942 und 1943 durch Brand zu vernichten, geglückt. Ebenso ist es uns gelungen, ein jüdisches Informationszentrum in Paris zu zerstören, und schließlich haben es unsere beiden neuen V-Männer, die im vergangenen Jahr hier auf der Insel ausgebildet wurden und von denen einer heute anwesend ist, »er zeigte auf Herles«, endlich geschafft, Alexander Pleskow auszuschalten. Dieser Mann hat lange genug daran gearbeitet, die deutsche Ehre zu demontieren, aber jetzt wird uns von seinem Schreibtisch kein Ärger mehr kommen.«
Wieder machte Hentschel eine Pause, trat ans Fenster, sah in der Pose eines Feldherrn, der sein Schlachtfeld inspiziert, eine Weile hinunter auf den Hafen und übers Meer, kam zurück, stützte sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab, sprach weiter:
»Wir werden im zweiten Teil unserer heutigen Sitzung die nächsten Aktionen erörtern, auch den Munitionstransport nach Marseille, den größten, den wir bislang durchgeführt haben. Doch bevor wir die neuen Einsatzpläne besprechen, möchte ich dich, Javier, bitten, dem Arbeitskommando unser aller Lob und Respekt auszurichten. Die Männer haben das über dem Eingang zur Bleimine errichtete Haus in weniger als sechs Wochen erstellt. Ihr wißt alle, wie wichtig dieser Bau ist. Immerhin war es dem Schnüffler aus Hamburg gelungen, in unseren Stollen einzudringen. Heute morgen hat es nun wieder einen mysteriösen Vorfall in der Nähe unseres Camps gegeben. Wir werden jetzt einen ausführlichen Bericht darüber hören.«
Hentschel setzte sich, und der Mann zu seiner Rechten, ein stämmiger, rothaariger Bursche von etwa fünfundzwanzig Jahren, begann seinen Rapport:
»Ich war im Haus und hatte mich, wie es unsere Dienstvorschrift erlaubt, hingelegt, als ungefähr um halb vier heute früh der Capitán unruhig wurde. Er knurrte und sprang gegen die Tür. Ich stand auf, nahm den Hund an die Leine und ging mit ihm nach draußen. Er zog mich sofort in Richtung Wald und wurde dabei so unruhig, daß ich ihn losmachte. Er schoß davon. Kurze Zeit später hörte ich ihn aufgeregt bellen, und zwar vom Wasserturm her, auf den ich dann zuhielt. Eine ganze Weile hörte ich das Kläffen, das immer lauter und wütender wurde. Plötzlich gab es einen dumpfen Schlag, und gleich darauf war das Tier still. Als ich zum Turm kam, ließ ich meine Taschenlampe aufleuchten, und da sah ich, was geschehen war. Der Hund lag tot auf dem Boden. Etwa einen Meter von ihm entfernt fand ich ein Tauchgerät, genauer, die Sauerstofflasche mit der Lungenautomatik, die halb abgerissen war. Die Person – ich nehme an, daß es nur eine war, denn später hörte ich das Zuschlagen von nur einer Autotür, was natürlich nicht ausschließt, daß noch andere Leute im Wagen gesessen haben … , also, die Person muß den Hund mit der schweren Flasche erschlagen haben, vielleicht von der Sprossenleiter am Turm aus, vielleicht vom Boden aus. Ich lief bis zum Weg, und da hörte ich das Auto. Es fuhr mit ziemlich hoher Geschwindigkeit davon. Nach fünfzig bis sechzig Metern gingen die Scheinwerfer an. Ich schoß sofort, kann aber nicht sagen, ob ich das Auto getroffen habe. Es fuhr jedenfalls weiter, und natürlich entkam es. Es hatte für mich keinen Zweck, erst zum Haus zurückzulaufen, den Jeep zu nehmen und über unsere Straße, die ja erst mal fast bis nach Ca’n Jordi geht, auf die Carretera zu fahren. Bis dahin wäre der Mann längst in San Carlos gewesen. Und wenn ich dann, lange nach ihm, auch da angekommen wäre, hätte ich nicht gewußt, ob er von San Carlos aus in Richtung San Vicente oder Santa Eulalia gefahren ist oder vielleicht auch südlich von San Carlos die Abzweigung genommen hat, die auf die C 733 führt. Eine Verfolgung des Autos wäre also sinnlos gewesen. Ich hatte ja nicht mal die simpelsten Anhaltspunkte gehabt, Größe, Typ, Farbe des Fahrzeugs. Ich hab dann etwas anderes gemacht. Die Taucherausrüstung brachte mich auf die Idee, daß der Mann im Schacht und also auch im Wasser gewesen sein mußte. Was sonst macht einer mit einer solchen Ausrüstung in unserem Wald? An der Küste wäre das

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