1980 Die Ibiza-Spur (SM)
Einzelheiten habe ich nicht gefragt, das kam von selbst, lag aber auf der Hand, denn ich hab wissen wollen, ob man vielleicht mal mit den Söhnen verhandeln könnte. Kurz und gut, der Seemann ist wieder abgereist. Wohin, wußten die beiden Alten nicht. Sicher wieder nach Amerika, sagte die Frau. Soweit die Nachbarn. Der Besuch in der Redaktion ergab das Gewünschte, Unser Mann hat seinen Beruf an den Nagel gehängt. Ich sprach mit einem Redakteur Wollmeyer, der ziemlich mitteilsam wurde, nachdem ich ihm erzählt hatte, ich sei auf den Galápagos-Inseln dabei gewesen. Der Chefredakteur, war leider nicht da. Er war für acht Tage nach Johannisburg geflogen. Das war’s. Ach so, noch ein Detail, das von den Nachbarn stammt, Es gibt eine ExFrau unseres Gefangenen. Aber die Ehe wurde schon vor einigen Jahren geschieden, und die Dame kommt nur noch selten ins Blankeneser Haus.«
»Danke, Julia! Das hast du gut gemacht. Die Gruppe IIa hat also nachlässig recherchiert, und darum ist uns ein Fehler unterlaufen. Natürlich hätte auch der Bruder ein paar Zeilen haben müssen. Na ja, ich hoffe, es ist nicht gravierend. Wir werden jetzt eine Pause machen. Ihr beiden, Hermann und Helmut, müßt nachher nicht unbedingt dabei sein. Ihr wißt ja über den Munitionstransport sowieso bestens Bescheid. Es ist mir wichtiger, daß ihr erst mal mit dem Tauchgerät loszieht. Macht es möglichst geschickt. Und natürlich kein Wort vom Schacht und von dem Hund! Wenn das Gerät tatsächlich von der Insel stammt, wird sich auch feststellen lassen, aus welchem Laden oder aus welcher Tauchschule es kommt. Leihgeräte haben meistens individuelle Merkmale, zum Beispiel Stellen, an denen die Farbe abgekratzt ist; oder die Gurte sind ein bißchen abgescheuert, na, und alte wie neue Geräte haben schließlich auch noch eine Fabrikationsnummer. Also, viel Glück!«
XXI.
Sie schwammen an dem zerklüfteten Gestein entlang, das, dunkel und bizarr wie erstarrte Lava, das Meer säumte. Sie ließen sich treiben, bäuchlings, das Gesicht im Wasser, sahen hinunter auf den Grund, der noch in mehreren Metern Tiefe deutlich zu erkennen war und auf dem sich ihre Schatten wie riesige Fische abzeichneten, denn die Sonne stand genau über ihnen. Sie waren nun schon mehr als eine Stunde lang im Wasser, hatten längst beschlossen, zum Essen zu fahren, und dann war es ihnen ähnlich ergangen, wie es manchmal am Morgen ist, wenn man nicht aus dem Bett heraus will, so wohltuend, so angenehm war das seidenweiche, warme Meer. Aber endlich kletterte Klaus doch ans Ufer, zog Christiane zu sich herauf. Sie streiften ihre Badeanzüge ab, hüllten sich in die Frotteemäntel, gingen ins Haus und kleideten sich an. Dann stiegen sie ins Auto und verließen den Club.
Man hatte ihnen in der Nähe der Plaza de Tons ein Fischrestaurant empfohlen. Sie mußten lange suchen, fanden es schließlich in einer kleinen, unansehnlichen Straße, und auch das Lokal wirkte nicht sehr einladend. Zum Interieur gehörte ein langer Biertresen, an dem wohl zwanzig meist hemdsärmelige Männer aller Altersstufen standen und tranken, schwatzen und würfelten. Erst wollten sie wieder gehen, aber dann blieben sie doch, weil sie hungrig waren und nicht in die heißen Straßen zurückkehren mochten, suchten sich einen Ecktisch, bestellten Seezungen. Durch eine gläserne Wand konnten sie in die Küche sehen und feststellen, daß sie frischere Seezungen wohl nirgendwo bekommen würden. Der Koch nahm die zappelnden Fische aus einer Wanne, tötete sie, wog sie, nahm sie aus, zog ihnen mit wenigen knappen Handgriffen die Haut ab, würzte sie und legte sie in die vorbereitete Kasserolle. Und als sie auf den Tisch kamen, vergaßen Klaus und Christiane die Biertheke und den Lärm ringsum, so gut schmeckte es ihnen. Auch der Wein, ein herber weißer Rioja, sagte ihnen zu, und als sie eine Stunde später das Lokal verließen, gestanden sie sich ein, selten so gut gespeist zu haben.
Sie fuhren langsam durch die Stadt, parkten in der Nähe des Marktes, an dem Klaus am Vortage vorbeigefahren war, kauften Obst, tranken in einem Bistro einen Espresso, und dann sagte Klaus:
»So, die Siesta ist wohl vorbei, und die Geschäfte sind wieder geöffnet. Jetzt werde ich zur Kasse gebeten, und obwohl ich alles anstandslos bezahlen will, fühle ich mich wie ein Schüler, der eine Scheibe eingeworfen hat.«
»Wie teuer ist denn eigentlich so ein Gerät?«
»Bei uns kann es durchaus fünfhundert Mark kosten. Hier wird es
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