1981 - Richard
sah die zerklüfteten Vulkanfelsen aus der Nähe. Sie fuhren an zahlreichen kleinen Buchten vorbei, bis sie nach gut fünfundvierzig Minuten die Bucht von Hakaui erreichten. Georg musste Schuhe und Strümpfe ausziehen, da Koolar beabsichtigte, ein Stück durchs Wasser zu waten, um über die Felsen an Land zu gehen. Einen Strand gab es nicht. Sie vertäuten das Boot an einem Holzpoller, der extra für derartige Unternehmungen in die Felsen gerammt zu sein schien. Georg dachte nicht mehr länger darüber nach, ob der Jeep nicht doch besser für den Weg hierher gewesen wäre. Mit schnellen Schritten ging Koolar voran, Georg folgte ihm und sie ereichten ein, im üppigen Grün liegendes Tal. Zur Linken tauchten einige Häuser auf, sie nahmen aber einen Pfad von grasüberwucherten Pflastersteinen. Koolar ging zunächst immer voran, bis sich Georg an sein Schritttempo gewöhnt hatte und aufschloss. Es ging immer weiter das Tal hinauf. Der Weg war nicht breit, aber angenehm zu gehen. Koolar erklärte die Vegetation, benannte die Brotfrucht- und Hibiskusbäume und die überall präsenten Kokospalmen. Sie kreuzten mehrmals einen Fluss und Kollar forderte Georg auf, einfach hindurchzuwaten. Zunächst tat er es vorsichtig, immer mit Bedacht, sich nicht zu sehr nass zu machen. Später ging es nicht anders, als tatsächlich bis zu den Oberschenkeln in das Wasser des Flusses einzutauchen, um den Weg auf der anderen Seite wieder zu erreichen. Koolar hatte ihn nicht auf diesen Verlauf der Wanderung vorbereitet. Georg nahm es aber, wie es kam und genoss vielmehr die fantastische Natur. Der Weg wurde dichter, je weiter sie in den Canyon vordrangen. Koolar hatte aus dem Boot zwei Macheten mitgenommen, die sie zunächst in ihren Rucksäcken verstauten. Bei einer Pause holten sie die langen Messer hervor und bewaffnete sich damit. Georg merkte schnell, wozu dieses Werkzeug nützlich war. Sie befanden sich mittlerweile im Regenwald. Der Pfad war größtenteils zugewachsen. Koolar ging wieder voran und bahnte mit der Machete den Weg, den Georg mit seinem Messer zusätzlich bearbeitete, so dass er selbst bequem vorankam. Es machte ihm Spaß gegen einen Ast oder Strauch zu schlagen und ihn beiseite zu fegen, auch wenn es nicht immer notwendig war. Trotz Georgs anfänglicher Bedenken, versicherte Koolar, dass die mit der Machete angerichteten Schäden, in wenigen Tagen wieder zugewuchert sein würden. Sie brauchten gut zwei Stunden. Georg war so konzentriert, dass er das Ziel ihres Ausflugs beinahe nicht sofort erkannte, als Koolar stehen blieb und nach oben zeigte. Über Ihnen erhob sich ein gewaltiges Massiv. Sie blickten durch den Dschungel auf die Quelle des Te Vai Po, einem Wasserfall, der zwar nur ein Rinnsal war, aber durch seine Höhe beeindruckte. Es gab hier keine gute Möglichkeit zu rasten, so dass Koolar nach zehn Minuten weiter wollte. Er versprach eine Stelle auf ihrem Weg, an dem sie sich besser ausruhen konnten. Für den Rückweg folgten sie zunächst dem Te Vai Po. Nach einer halben Stunde lichtete sich der Dschungel und die warme Sonne drang wieder auf ihren Weg. An einer Biegung des Te Vai Po, dem sie noch immer folgten, gab es ein kleines Staubecken. Koolar hielt unvermittelt an und setzte den Rucksack ab. Die Pause war nötig, wie Georg feststellte. Sie packten den Proviant aus und aßen in Ruhe und schweigend. Neben den Sandwichs und den Bananen hatte Koolar unterwegs immer wieder Früchte von den Bäumen gesäbelt, die sie nun im Stauwasser wuschen und ebenfalls aßen. Nach der Mahlzeit legte sich Georg einfach zurück in das weiche Gras. Koolar erhob sich, streifte die Kleider ab und sprang in das kalte Stauwasser. Georg hörte nur einen Klatscher und richtete sich sofort auf. Koolar tauchte und kam gleich wieder mit dem Kopf an die Oberfläche. Es dauerte fünf Minuten, bis sich auch Georg zu einem Bad entschloss. Nach einer guten Stunde packten sie ihre Rucksäcke wieder ein, um den letzten Teil der Wanderung anzugehen. Sie gingen nebeneinander und Koolar erklärte Georg die Bedeutung der Steinskulpturen und Ruinen, an denen sie unterwegs vorbeigekommen waren. Georg begriff, dass die Kultur der Marquesas weit in die Vergangenheit reichte und schon Bestand hatte, lange bevor Frankreich die Inseln als Kolonien entdeckte. Sie gelangten schließlich wieder in Sichtweite der Ansiedlung im Hakaui Tal. Das Boot lag noch immer gut vertäut an seinem Ankerplatz. Als Georg wieder Platz genommen hatte, spürte er in seinen
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