1981 - Richard
ablichten. Einmal nahm er selbst die Kamera, um ein Foto von Florence zu machen.
»Ich werde Ihnen die Bilder nach München schicken, wenn ich sie entwickelt habe«, bot Florence an.
»Warum haben sie keine Digitalkamera?«, fragte Georg, als sie erneut ansetzte, um einen besonders bunten Stand zu fotografieren.
Sie drückte auf den Auslöser und wandte sich dann zu ihm um. »Diese Kamera habe ich von meinen Eltern geschenkt bekommen, als ich nach Frankreich zum Studieren gegangen bin. Sie ist sehr gut und außerdem hänge ich an ihr.«
»Ich finde die neue Digitaltechnik wunderbar«, sagte Georg. »In ein paar Jahren wird die Auflösung so gut wie bei einer analogen Kamera sein, ohne dass man dafür ein Vermögen bezahlen muss.« Er zögerte. »Aber natürlich ist eine Kamera, die man von seinen Eltern geschenkt bekommen hat unschlagbar.«
Florence lächelte. Sie gingen weiter. Auf dem Markt gab es natürlich die allgegenwärtigen Produkte aus den Kokospalmen, aber auch Bananen, Brotfrüchte und sogar Kava zu kaufen. Kava war eigentlich ein Rauschmittel, das aus einer Pfefferpflanze hergestellt wurde. Es wurde als Getränk zu religiösen und kulturellen Anlässen gereicht. Georg hatte es noch nicht probiert und Florence riet auch davon ab. Georg hörte hier das erste Mal bewusst neben dem F ranzösischen auch die Sprache der Ureinwohner, mit der die Menschen oft untereinander sprachen. Mit den Touristen wurde aber französisch oder auch englisch gesprochen. Irgendwann sah Florence auf die Uhr.
»Ich denke es wird Zeit, wir sollten uns wieder auf den Weg zum Hubschrauber machen.«
Georg nickte. Er ging noch schnell zu einem der Stände und kaufte eine einzelne Brotfrucht, von der er meinte, sie wie ein Stück Obst essen zu können.
»Das geht nicht«, sagte Florence. »Sie können eine Brotfrucht nicht so einfach essen, das schmeckt nicht.«
»Warum?«, fragte Georg verdutzt.
»Eine Brotfrucht wird zu Brei verarbeitet und gekocht«, erklärte sie. »Erst dann können sie sie essen.« Sie lachte.
»Ich werde sie trotzdem behalten, vielleicht kann ich sie ja im Hotelzimmer zubereiten.«
»In ihrem Hotel, am Buffet gibt es bestimmt Speisen aus Brotfrucht«, sagte Florence mit einem Lachen. »Fragen sie mal die Kellner.«
Kurz bevor sie von der Dorfstraße zur Graswiese hinüber gehen wollten, hielt ein Geländewagen neben Ihnen. Florence kannte den Fahrer und so wurden sie bis zum Krankenhaus mitgenommen. Maurice hatte die Turbine des Hubschraubers bereits wieder anlaufen lassen, als sie zum Landeplatz zurückkehrten. Er gab ein Zeichen und sie gingen in geduckter Haltung zur Maschine, deren Rotor sich mit tosendem Lärm immer schneller drehte. Georg nahm wieder neben Maurice Platz, wie schon auf dem Hinflug.
*
Die Inseln Nuku Hiva, Ua Pou und Ua Huka bilden ein Dreieck. Als Maurice den Hubschrauber wieder in die Luft gebracht hatte, hielt er nordöstlich auf das offene Meer zu. Der Flug dauerte etwas länger als nach Ua Pou zumal sie auch Gegenwind hatten. Ua Huka war die kleinste der bewohnten Marquesas-Inseln. In der Nähe einer Bucht fand der Hubschrauber einen Landeplatz, aber es war nur ein Zwischenstopp, um einen weiteren Passagier aufzunehmen, zudem musste Georg sich jetzt nach hinten zu Florence setzten. Neben Maurice nahm ein Polynesier Platz, der den Piloten zu der Siedlerstelle des verletzten Bauern bringen sollte. Aus Sicherheitsgründen musste jemand, der die Insel und das Gelände genau kannte, Maurice bei seiner nächsten Landung unterstützen. Sie flogen noch eine Runde über die Insel. Sie sahen auf den zum Teil schroffen Ebenen zahlreiche Herden wilder Pferde. Der Hubschrauber flog dann in Richtung Norden, um in einem bewaldeten Gebiet tiefer zu gehen. Ein Wohnhaus und ein Stall waren zu sehen. Gut hundert Meter vom Haus entfernt befand sich eine winzige Lichtung, umgeben von Bäumen. Maurice hielt den Hubschrauber zunächst gut zwanzig Meter über der Stelle, bis er sich sicher war, dass die Fläche für die Maschine und die ausladenden Rotoren groß genug war. Langsam, sehr vorsichtig ging der Hubschrauber zu Boden und setzte sanft auf dem grünen, feuchten Rasen auf. Maurice stellte sofort die Turbine aus. Sie warteten mit dem Aussteigen noch, bis der Antrieb fast vollständig zum Stehen gekommen war, denn es bestand immer die Gefahr, dass der Sog des Rotors lose Äste anzog. Am Wohnhaus standen Kinder und Erwachsene, die sich mit dem Transportmittel der Marquesas offenbar
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