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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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Florence.
    »Stimmt, sie haben ja in der Nähe von Nantes studiert, zusammen mit Colette. Dann wissen sie was ich meine. Es macht Spaß, im Watt zu laufen. Diese flache Weite und wenn es im Sommer auch noch warm ist, finde ich es besonders herrlich. Leider bin ich in den letzten Jahren nur noch selten dort gewesen.«
    Sie schwiegen einige Sekunden, bis Florence wieder etwas sagte.
    »Sie verstehen sich anscheinend sehr gut mit Maurice.«
    »Maurice war beim Militär und ich auch. Männer sind da einfach gestrickt, muss ich wohl sagen und wenn beide auch noch Hubschrauberpiloten sind, so einfach ist das.«
    »Georg Staffa«, sagte Florence. »Ihren Vornamen haben sie mir nur einmal genannt, als sie sich vorgestellt haben. Später haben sie sich immer nur mit Staffa gemeldet.«
    »Das ist so eine Angewohnheit, das mit dem Nachnamen. Übrigens habe ich Ihnen auch noch ein E verheimlicht. Ich heiße vollständig Georg E. Staffa.«
    »Und wofür steht das E?«, fragte Florence.
    »Ich hatte einen Großvater, den Vater meiner Mutter. Als ich geboren wurde, war es üblich, die Großeltern zu ehren. Mein Großvater hieß Emil, mehr brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen.« Er sah sie bedauernd an und musste dann lächeln.
    »Emil, wie Emil und die Detektive«, meinte Florence.
    »Sie kennen das Buch?«
    Sie schaute ihn an. »Ich sagte doch, sie sind ein Detektiv, ein Detektiv wie Emil?«, flachste sie.
    »Nein, ich denke Emil ist mehr ein Detektiv aus Zufall, wenn sie es genau nehmen. Ich hingegen möchte eigentlich nichts dem Zufall überlassen. Außerdem fällt mir zu einem Detektiv immer ein geheimnisvoller, dunkler Typ ein, der anderen hinterher spioniert, der Ehemänner beim Seitensprung fotografiert oder der Kinder beim Ladendiebstahl erwischt.«
    »Na ja, sie sind ja auch Rechtsanwalt«, sagte Florence. »Aber wie sind sie denn nun vom Hubschrauberpiloten zum Rechtsanwalt geworden? Die beiden Berufe haben doch rein gar nichts miteinander zu tun.«
    »Ich gebe zu, sie haben Recht«, erklärte Georg lachend, »aber die Erklärung ist eigentlich ganz einfach. Ich war Zeitsoldat, als ich neunzehn war, habe ich mich für zwölf Jahre verpflichtet. Sie haben mich zum Hubschrauberpiloten ausgebildet und ich bin einige Jahre geflogen, auch in der Luftrettung. Nach acht Jahren Dienst gab es das Angebot an der Bundeswehrhochschule zu studieren. Ich habe mich für Jura entschieden, so einfach ist das. Ich habe den Steuerknüppel abgegeben und den Talar angezogen.«
    »Und dann haben sie ihre eigene Kanzlei eröffnet?«, fragte Florence.
    »Nein, so schnell ging das nicht. Ich habe fünf Jahre als angestellter Rechtsanwalt in Stuttgart gearbeitet.«
    »Und wie sind sie dann wieder nach München gekommen?«
    »Das war vor sechs Jahren. Ich habe mit zwei Partnern eine eigene Kanzlei eröffnet. München war eigentlich für mich eine Erfolgsgeschichte. Die Kanzlei läuft mittlerweile gut, sehr gut sogar.«
    »Dann haben sie schon eine ganze Menge erlebt, ich meine beruflich«, stellte Florence fest. »Hubschrauberpilot, Rettungsflieger, Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei, oder fehlt noch etwas?«
    Georg lachte. »Nein, es fehlt nichts mehr, dass heißt, doch, jetzt bin ich auch noch Weltreisender.«
    Florence lachte ebenfalls. »Und warum sind sie nicht Pilot geblieben?«, fragte sie schließlich.
    »Sie meinen Rettungsflieger, wie Maurice. Ich habe diesen Job sechs Jahre lang gemacht, zunächst bei der Marine. Es ist sehr hart, an der europäischen Nordseeküste in der Hubschrauberrettung zu fliegen. Meine letzten zwei Jahre als Pilot war ich dann auch schon in München und bin dort bei der Bergwacht geflogen, aber auch dass war anstrengend, weil ich häufig am Wochenende ran musste. Ich habe dann den jüngeren Platz gemacht und mich eben an etwas ganz anderem versucht. Jura war schon das richtige für mich, obwohl ich die Zeit als Pilot nicht missen möchte.«
    Sie gingen einige Meter ohne etwas zu sagen. Sie hatten fast das Zentrum der Ansiedlung erreicht. Georg war fasziniert von einem Markt, der auf dem großen Platz vor einer nicht sehr urchristlich wirkenden Kirche abgehalten wurde. In der Bucht, die den Hafen von Hakahau bildete, ankerten einige Segelboote. Es waren auch größere Schiffe darunter, die sicherlich für eine Weltumsegelung taugten. Auf dem Markt waren neben den Einheimischen auch viele Touristen zu sehen. Florence hatte einen kleinen Fotoapparat dabei. Sie legte einen Film ein und Georg ließ sich bereitwillig

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