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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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ein Stück Land geschenkt bekommen. Es trägt sogar ihren Namen. Mein Großonkel und Julie des Bois waren ein Paar, bis zu dem Zeitpunkt, da sie die Inseln verlassen musste. Sie ist nie wieder zurückgekehrt, aber das Land gehört ihr noch immer. Das ist sogar im Ältestenbuch verzeichnet.«
    »Und es ist ein Stück Wald, das ihr gehört«, fragte Georg.
    »Ja, es ist Wald«, sagte der Enkel. »Es wurde nie bebaut. Hier wächst alles sehr schnell zum Wald, wenn es nicht gerodet wird.«
    »Ich meine, ob sie Julie des Bois hieß, weil ihr ein Stück Wald gehört hat?«, fragte Georg noch einmal.
    Die Großmutter hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört. Jetzt sagte sie wieder etwas in ihrer Sprache. Und ihr Enkel fragte sie noch einmal, bevor er Georg die Antwort mitteilte.
    »Sie sagt, dass es ihr Name war«, übersetzte der Enkel. »Mit diesem Namen ist sie auf die Insel gekommen, sie hieß immer nur Julie des Bois.«
    Die Alte unterbrach den Enkel und sagte noch etwas. Der Enkel nickte und wandte sich wieder an Georg.
    »Wollen sie es sehen?«
    »Was sehen?«, fragte Georg
    »Das Land, wollen sie sich das Land ansehen und den Stein? Es ist nicht weit. Wir können mit dem Jeep hinfahren.«
    Georg sah Florence an. Sie hatte nichts dagegen. Sie waren ohnehin mit dem Essen fertig und hatten noch Zeit, bis sie zurück nach Nuku Hiva fliegen mussten. Sie standen auf, der Enkel, Florence, Georg und sogar die Großmutter, die das Land der »Julie des Bois« unbedingt selbst zeigen wollte. Sie gingen zum Wagen, der in einem Anbau des Stalls stand. Der Begriff Jeep war nur der Oberbegriff für ein geländegängiges Fahrzeug. Der Wagen war uralt und kein echter Jeep, sondern irgendein japanisches Fabrikat. Georg vermutete, dass es eine Beute aus dem Zweiten Weltkrieg war, aber das Ding war fahrtüchtig. Es war zwar etwas unbequem und laut, schaffte aber mühelos einen unbefestigten steilen Weg hinauf. Sie fuhren in Richtung Küste, vielleicht drei oder vier Kilometer. Der Weg führte zunächst noch an Feldern vorbei, dann ging es aber in einen dichten tropischen Wald hinein. Als bereits auf der rechten Seite der Straße das Meer durch die Zweige schimmerte, hielten sie an. Der Enkel stützte seine Großmutter. Sie gingen voran, Florence und Georg folgten Ihnen. Ein Pfad führte an der Steilküste entlang. Zwischen dem Abgrund und dem Pfad war aber immer noch gut zehn Meter Platz, so dass sie nicht den Eindruck hatten, abzurutschen und in die Tiefe zu stürzen. Sie gingen etwa fünfzig Meter, seit sie dem Wagen verlassen hatten, als der Enkel und die Großmutter nebeneinander stehen blieben. Sie suchte mit den Augen nach etwas und zeigte dann mit dem Finger in Richtung Boden. Der Enkel bückte sich und schob mit den Händen Zweige und Ranken von einem Felsen herunter und klemmte sie in das Geäst dahinter. Dann wischte er den Felsen mit der Hand an einer Stelle sauber. Als er zurücktrat, konnten Florence und Georg die Fläche sehen, die er gereinigt hatte. Die Großmutter murmelte die Worte » Julie des Bois« . Die Buchstaben waren mit geschickten Meißelschlägen in den Felsen eingraviert worden. Georg bezweifelte, dass die Großmutter lesen konnte, aber sie wusste, welche Worte auf dem Stein standen. Unter dem Namen war die Jahreszahl 1911 eingraviert. Der ganze Stein, mit dem Namen und der Jahreszahl wirkte eher wie ein Grabstein, als wie ein Stein, der die Begrenzung eines Stück Landes anzeigte. Am unteren Rand des Steins wuchsen Grasbüschel, die fast bis an die eingravierte Jahreszahl heranreichten. Georg bückte sich und drückte das Gras nieder. Zum Vorschein kam eine weitere Inschrift.
    »T aatai Onuanu Raloonu« , las Georg ungelenk vor. »Was soll das heißen?«, fragte er.
    Der Enkel bückte sich zu ihm herunter, um sich die Worte anzusehen. Seine Großmutter wiederholte, was Georg vorgelesen hatte, aber sie sprach es anders aus als er.
    »Das kann man nicht richtig übersetzen, es ergibt keinen Sinn«, sagte der Enkel. »Ich glaube es ist irgendeine Beschwörungsformel, so etwas war hier sehr beliebt, um böse Geister fernzuhalten.«
    »Egal, ob es einen Sinn ergibt, was bedeuten die einzelnen Worte denn für sich?«, fragte Florence.
    Der Enkel erhob sich und wandte sich zu ihr. »T aatai heiß soviel wie Gemeinsam oder Unser , Onuanu ist wohl die Brotfrucht, aber man schreibt es eigentlich O’Uanu , darum weiß ich nicht, ob wirklich die Brotfrucht gemeint ist. Ja und Raloou wird immer gesagt, wenn man

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