1981 - Richard
unterdrücken, was ihr aber nicht richtig gelang.
Georg nahm es wahr. Er sah sie dabei an. Er hätte jetzt sagen können, dass er Florence unbedingt an seiner Seite haben wollte. Er hoffte, dass sie seine eigene Verlegenheit nicht spürte. Dann fiel ihm eine Antwort ein.
»Es war dieser Fabrice, also ihr Bekannter, dem wir die neue Spur zu verdanken haben. Es ist also ihr Recht, mitzukommen und zu sehen, was aus der Sache wird. Und nebenbei wären sie mir eine große Hilfe. Außerdem, die Firma zahlt alles. Sie müssen sich nur noch die Zeit nehmen.«
Er konnte ihrem Gesichtsausdruck diesmal nicht ablesen, was sie dachte. Sie nickte, dann sah sie auf die Uhr, als wenn sie sich um eine Antwort drücken wollte.
»Mein Bruder hat heute Geburtstag und ich werde mit meinen Eltern und seiner Familie zu Abend essen. Ich möchte vorher noch nach Hause.« Sie zögerte. »Ich freue mich natürlich über ihr Angebot, aber darf ich es mir noch überlegen, immerhin müsste ich mir für ein paar Tage frei nehmen.«
»Selbstverständlich, ich habe wirklich nicht erwartet, dass sie sich sofort entscheiden. Wie gesagt, ich würde mich sehr freuen.«
»Gut, ich überlege es mir. Sie werden ohnehin nicht vor dem Wochenende nach Tahiti zurück können, also habe ich noch etwas Zeit mit einer Antwort.«
Sie sahen sich noch einige Sekunden schweigend an. Georg hoffte insgeheim, dass Florence sich doch noch sofort entscheiden würde. Er konnte nicht anders, er sah ihr wieder direkt in ihre grünen Augen, solange bis sie schließlich den Blick senkte.
»Gut, dann will ich sie nicht länger aufhalten, grüßen sie ihren Bruder, unbekannter Weise.« Georg erhob sich von seinem Platz.
Sie lächelte ihn an. »Stimmt, ich glaube sie sind meinem Bruder bisher noch nicht begegnet, ich werde Ihre Grüße ausrichten, unbekannter Weise.«
*
Georg fuhr zurück in sein Hotel. Bisher hatte er zumindest hier auf den Marquesas noch keinen Internetanschluss benötigt. Er wusste aber, dass in der Hotellobby drei Rechnerplätze mit modernen Geräten eingerichtet waren. Bevor er auf sein Zimmer ging, setzte er sich an einen der Plätze. Für seine Recherche benutzte er wieder die Suchmaschine »MetaGer« der Universität Hannover. Zunächst suchte er nach der Adresse in Sydney. Die Hillburne Avenue lag im Verwaltungsbezirk Manly im Stadtteil Fairlight. Die Hausnummern der Straße gingen bis über fünfhundert, was darauf schließen ließ, dass es sich um eine Hauptstraße handelte. Über das Internet hatte er keinen Zugriff auf ein Anwohnerverzeichnis der Straße. Über das elektronische Telefonbuch der Stadt Sydney suchte er dann nach dem Namen »Jasoline«. Es gab keinen Eintrag. Der Name tauchte nur ein paar Mal als Vorname auf. Dann wollte er nach dem Namen »Julie« suchen, aber er ließ es bleiben. Er hatte bereits seine Erfahrungen mit der Suche nach einem Vornamen gemacht. Er suchte weiter und stieß auf ein genealogisches Verzeichnis, in dem er es noch einmal mit dem Namen »Jasoline« versuchte. Wieder kein Ergebnis. Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Es war ein bequemer Schreibtischstuhl. Er dachte nach. Er wollte sich jetzt mit einem Freund in London in Verbindung setzen. Während seiner Militärzeit hatte er sich mit Sean Hamilton angefreundet. Die Bundeswehr veranstaltete 1983 einen NATO-Lehrgang, zu dem Offiziere und Unteroffiziere der Briten, Franzosen, Belgier und Holländer für sechs Monate in der Nähe Heidelbergs stationiert waren und gemeinsam mit ihren deutschen Kollegen ausgebildet wurden. Es war Georgs letztes Jahr bevor er sein Jurastudium begann. Sean war gut zehn Jahre älter als Georg und er hatte eine Frau und drei Kinder. In den zwei Monaten des Lehrgangs verstanden sich die beiden prächtig und blieben auch später noch in Kontakt. Sean arbeitete mittlerweile im britischen Nachrichtendienst. Es war aber nicht die Geheime-Geheime-Abteilung, wie er es immer nannte, sondern eher eine harmlose Anstellung als Sachbearbeiter im Außenministerium. Georg hatte Sean Hamilton zuletzt vor drei Monaten gesprochen. In dem Telefonverzeichnis in seiner Brieftasche hatte er auch Seans Nummer aufgeschrieben. Er sah auf die Uhr. Es war erst kurz nach sieben, noch zu früh. Er musste noch zwei Stunden warten, dann war es in London 9:00 Uhr am Morgen. Georg meldete sich von dem Computer ab, an dem er gearbeitet hatte. Er ging nicht auf sein Zimmer, sondern direkt in das Hotelrestaurant. Beim Essen ließ er sich Zeit. Als er
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