1981 - Richard
habe so das Gefühl, dass du gerne für sie verantwortlich bist.« Er lachte.
»Das können wir ja klären, wenn ich wieder zu Hause bin. Zunächst einmal verspreche ich dir, dass Madame Uzar nichts geschehen wird, vorausgesetzt, sie nimmt mein Angebot überhaupt an und begleitet mich.«
»Gut, meinen Segen hast du. Gibt es sonst noch etwas?«, fragte Simon.
»Ich denke fürs erste nicht. Ich werde mir jetzt einen E-Mail-Account einrichten, dann ist es etwas einfacher Kontakt zu halten.«
»Alles klar«, sagte Simon fröhlich. »Dann wünsche ich noch viel Erfolg.«
Sie beendeten das Gespräch. Georg gab den Telefonhörer an den Portier zurück.
*
Am nächsten Morgen war er früher wach als die Tage zuvor. Er ging um kurz nach neun zum Frühstück. Als er später das Restaurant wieder verließ, sah er draußen vor dem Hotel den Wagen einer Wäscherei und ihm fiel ein, dass er noch unbedingt etwas erledigen musste. Er ging in sein Zimmer hinauf. Er war jetzt mehr als zwei Wochen von zu Hause fort. Seine Wäsche und die sauberen Hemden gingen ihm so langsam aus. Er hatte die getragenen Sachen ganz unten in seinen großen Seesack gelegt. Jetzt holte er sich zwei Wäschebeutel des Hotels und stopfte die Kleidungsstücke hinein. Er füllte den Waschzettel aus und legte die Bündel auf sein Bett. Das Zimmermädchen würde die Kleidungsstücke nachher finden und der Reinigung mitgeben. Eine halbe Stunde später verließ er sein Zimmer, um zum Einkaufen nach Taiohae zu fahren.Als er an der Rezeption vorbei kam, winkte ihm der Portier und gab ihm eine Telefonnotiz. Der Anruf kam von Florence. Sie ließ ausrichten, dass er ab 11:00 Uhr bei ihr im Büro vorbeischauen könnte, wenn er die Nachricht rechtzeitig erhielte. Georg sah auf die Uhr. Es war zwanzig vor elf. Er verließ das Hotel und fuhr mit seinem Jeep zum Krankenhaus. Wie selbstverständlich begrüßte er Betty Fallon und sie ließ ihn durch den Verkaufsraum in den hinteren Teil der Apotheke gehen. Florence saß an ihrem Schreibtisch und sah ihn schon durch den Flur kommen. Er begrüßte noch Gori und Yves und ging gleich zu Florence ins Büro.
»Da bin ich«, sagte er fröhlich. »Ein paar Minuten zu früh, aber ich hoffe es ist in Ordnung.«
Florence drehte sich nach der Wanduhr um. Es war zehn vor elf. Sie schüttelte mit dem Kopf. »Ich bin jetzt gleich fertig.«
Sie füllte irgendein Formular aus und stempelte es am Schluss. Georg beobachtete sie dabei. Sie hatte den Kopf etwas gesenkt und ihr dichtes rotbraunes Haar fiel ihr in die Stirn. Er beobachtete ihre Bewegungen, wie sie die störenden Strähnen mit der rechten Hand hinter ihr Ohr strich. Nach dem sie ihr Haar gebändigt hatte, konnte er ihre langen dunklen Wimpern sehen. Er beobachtete sie und wartete, bis er meinte, sie wieder ansprechen zu können.
»Hat der Bruder von Betty Fallon sich schon gemeldet?«, fragte er schließlich.
»Genau deswegen habe ich sie angerufen«, antwortete Florence. »Er hat sich gemeldet und er hat sich bemüht etwas für uns zu finden. Es ist leider nicht sehr ergiebig.«
»Aber er hat etwas gefunden?«
»Eine Kleinigkeit. Die Jasolines haben von der katholischen Mission in Atuona ein Haus gemietet und zwar von März bis September 1902. Der Vertrag lief auf den Namen von Victor Jasoline.«
»Und werden auch Yvette und die Kinder erwähnt, ich meine, geht aus dem Vertrag hervor, dass die Kinder auch auf Hiva Oa waren?«
»Nein, Victor hat gemietet, mehr geht aus dem Dokument nicht hervor.«
Georg überlegte. »Wir haben ja bereits gewusst, dass Victor zu einer Zeit auf Hiva Oa stationiert war, zu der auch Gauguin dort gelebt hat.«
Florence nickte. »Was haben sie jetzt vor?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe gestern noch mit Simon telefoniert. Ich habe ihm bereits angekündigt, dass ich nach Sydney reisen müsste. Außerdem habe ich ihm noch einen anderen Vorschlag gemacht, der mit Ihnen zu tun hat.«
Florence sah ihn an. »Mit mir? Sie hätten Colette und Simon von mir grüßen können.«
»Sorry, habe ich vergessen. Dafür habe ich Simon gefragt, ob er sich vorstellen könnte, dass sie mich nach Sydney begleiten.«
»Und, was hat er gesagt?«, fragte Florence überrascht.
»Er hat gesagt, dass ich sie fragen dürfte und dass ich für sie verantwortlich bin, wenn sie ja sagen.«
»Hat er das wirklich so formuliert?«
»Ja, so oder so ähnlich.«
»Wie komme ich denn zu dieser Ehre?«, fragte Florence. Sie versuchte ein Lächeln zu
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