1981 - Richard
Personenstandsdaten wurden nach 1947 nicht mehr weitergeführt. Ihre letzte bekannte Adresse stammt aus Sydney, 46 Hillburne Avenue, Sydney, Australien.«
Georg nahm sich das Blatt, auf dem die Informationen standen. Die wenigen Zeilen handelten ausschließlich von Julie Jasoline. Dann legte er die Seite fort, weil ihm Florence schon das nächste Blatt gab.
»Hier habe ich auch bereits nachgesehen«, kommentierte sie. »Es geht um den Vater Victor Jasoline, über den wir ja bereits einiges wissen. Hier finden sich aber genauere Angaben. Er ist Ende 1904 noch einmal befördert worden, zum Commandanten. Dann ließ er sich jedoch für einige Monate beurlauben und konnte schließlich im Juni 1906 seinen Dienst quittieren. Er war dann noch auf Tahiti gemeldet. Er hat wohl von seiner Pension gelebt und war als Fotograf tätig. Er hatte sogar Aufträge vom Militär. Er hatte eben immer noch gute Kontakte, als Commandant a.D. Im Jahre 1911 hat er Polynesien schließlich verlassen. Es soll in den Unterlagen eine Notiz geben, aus dem man schließen könnte, dass Victor nach Brisbane in Australien gegangen ist, aber das ist nicht sicher.«
»Das passt doch. Die Jasolines verlassen im Jahre 1911 Tahiti, wollen nach Europa und reisen über Australien.« Georg schaute Florence an. »Ist man damals über Australien nach Europa gereist?«
Florence nickte. »Über Australien, den Indischen Ozean, durch den Suez-Kanal, ins Mittelmeer und dann nach Frankreich. Man konnte aber auch über San Francisco fahren.«
»Also Australien«, stellte Georg fest. »Sie sind über Brisbane gekommen oder eben über Sydney und dort überlegt sich Julie zu bleiben. Sie fährt nicht mit nach Europa.«
»Sie war erst sechzehn«, sagte Florence. »Warum sollen die Eltern ihr erlaubt haben, alleine in Australien zu bleiben.«
»Gut, ist auch egal«, sagte Georg schnell. »Dann ist Julie eben erst nach Europa mitgekommen und als sie alt genug war, wieder nach Australien zurückgekehrt und zwar irgendwann zwischen 1911 und 1913, denn Yvette bedauert ja im November 1913, dass Julie nicht mehr bei ihr ist.« Georg überlegte noch einmal. »Eigentlich ist die Vorgeschichte ganz egal. Wichtig ist doch, dass wir jetzt eine neue Adresse haben.«
Georg sah Florence an, die ihm zustimmte. Er nahm daraufhin noch einmal die Seite mit der Adresse in Sydney. »Kann denn Fabrice nicht auch an Personenstandsdaten aus anderen Ländern herankommen?«
»Das kann ich nicht sagen. Ich müsste ihn fragen. Ich werde ihn jetzt gleich anrufen«, antwortete Florence
Sie sah auf ihre Uhr, zögerte kurz, drehte sich zu ihrem Schreibtisch um und griff dann im Sitzen zum Telefonhörer, der gerade noch in ihrer Reichweite lag. Die Nummer von Fabrice hatte sie im Kopf. Nach dem sie gewählt hatte, musste sie einige Sekunden auf das Freizeichen warten. Als die Verbindung zustande kam, schaltete sich sofort der Anrufbeantworter ein. Florence hörte sich den Ansagetext nicht bis zu Ende an und sprach auch keine Nachricht auf das Band. Sie ging mit dem Telefonhörer in der Hand um ihren Schreibtisch herum, an ihren Computer. In ihrem Adressenprogramm suchte sie nach Fabrice Privatnummer. Sie las die Nummer vom Bildschirm ab und tippte sie in das Zahlenfeld des Telefonhörers. Wieder dauerte es einige Sekunden, bis sie ein Freizeichen erhielt. Es klingelte fünfmal, dann hob jemand ab. Selbst Georg konnte von seinem Platz aus hören, dass sich eine Frauenstimme meldete. Florence schien sie persönlich zu kennen. Sie duzten sich und tauschten einige Nettigkeiten aus, als hätten sie länger nicht miteinander gesprochen. Schließlich bat Florence Fabrice an den Apparat. Sie verabschiedete sich von der Frau und wartete mit dem Hörer am Ohr.
Sie sah zu Georg hinüber. »Seine Frau«, flüsterte sie ihm zu. »Sie holt ihn jetzt ans Tele...«
Mitten im Satz stockte Florence und widmete sich wieder dem Telefonat. Zu Georg drang jetzt eine männliche Stimme, die sich gerade meldete und Florence begrüßte. Florence bedankte sich für die Unterlagen, die er für sie recherchiert hatte. Dann erklärte sie ihm, was sie und Georg noch wissen wollten. Sie hörte ihm zu und nickte dabei immer wieder, als wenn Fabrice es hätte sehen können. Dann verabschiedete sie sich. Florence legte den Hörer wieder in die Ladeschale, ging um den Schreibtisch herum und setzte sich zu Georg an den Besprechungstisch.
»Er sagt, dass er selbst nicht in den Behördenunterlagen anderer Staaten recherchieren
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