1981 - Richard
fertig war unternahm er noch einen Spaziergang am Meer. Als es viertel vor neun war, kam er ins Hotel zurück und meldete das Telefonat an. Er konnte das Gespräch auf seinem Zimmer führen. Der Portier stellte die Verbindung über die Zentrale her. Der Apparat in seinem Zimmer klingelte und als er das Telefon abnahm, stand die Verbindung bereits.
»Hallo, Hallo«, rief er in den Hörer.
»Hey, Georg!« Sean meldete sich. Er hatte bereits vom Portier erfahren, von wo man ihn anrief und wer ihn sprechen wollte. »Georg, stimmt es, dass du in einem Hotel auf Nuku Hiva bist? Wo ist das, ich habe keine Ahnung?«, sagte Sean fröhlich.
»Hey Sean, schön deine Stimme zu hören. Kennst du dich in der Südsee aus? Ich bin auf den Marquesas.«
»Ist das britisch, wenn nicht, habe ich noch nie davon gehört. Was kann ich für dich tun, du rufst doch bestimmt nicht an, um mir deine Urlaubserlebnisse zu schildern, oder?«
Georg lachte. »Du wirst staunen, genau das wollte ich in gewisser Weise tun. Aber nein, pass auf. Ich kann dir jetzt nicht alles erklären, das mache ich später. Ich bin hier geschäftlich unterwegs, ich suche nach den Spuren einer Person. Und zwar handelt es sich um eine Frau, die 1947 britische Staatbürgerin geworden ist. Sie war vorher Französin. Leider verliert sich ihre Spur bei den Behörden hier in Französisch-Polynesien genau in dem Jahr, in dem sie gewissermaßen die Seiten gewechselt hat. Ihre letzte Anschrift war eine Adresse in Sydney, in Australien.«
»Hatte die Dame die australische oder die britische Staatsbürgerschaft?«, fragte Sean.
»Das weiß ich leider nicht genau«, erklärte Georg. »Vor 1947 war das doch das gleiche, wenn ich richtig informiert bin, Stichwort Commonwealth. Ich würde dich bitten, etwas über sie herauszufinden. Ich gebe dir ihren Namen und ein paar andere Daten, die ich von ihr habe.«
»Du sagst 1947, wie alt war die Dame denn zu diesem Zeitpunkt?«, fragte Sean. »Ich meine lebt sie heute noch, das würde eine Suche natürlich vereinfachen.«
»Ich fürchte, dass sie nicht mehr lebt. Sie ist Jahrgang fünfundneunzig, achtzehnhundertfünfundneunzig.«
»Puh, suchst du nach deiner Großmutter?«, spottete Sean.
»Wenn dann schon eher Urgroßmutter«, antwortete Georg lachend. »Nein, es ist ganz anders, es geht um das Ölgemälde eines großen französischen Malers. Die Dame, die ich suche, ist auf diesem Werk abgebildet, als sie noch ein Kind war. Um die Echtheit des Bildes zu bestätigen, suchen wir nach einem Herkunftsnachweis. Der Rest ist eine längere Geschichte.«
Sean war belesen, das wusste Georg und er brauchte vor ihm auch keine Geschichte zu erfinden. Zwischen den beiden war es selbstverständlich, dass Sean solche Informationen für sich behielt. In der Leitung war es einige Sekunden still.
»Lass mich raten«, sagte Sean schließlich. »Du bist auf den Marquesas, was sagtest du Nuku Hiva oder Hiva Oa, Atuona, hat da nicht der alte Gauguin gelebt. Ist das dein großer französischer Maler. Alle Achtung, wenn ich an deine Provision denke. Bei Sotherby`s werden seine Bilder mit zweistelligen Millionen Beträgen gehandelt, wenn ich richtig gehört habe.«
»Klar, und ich werde mich nachdem Fall hier zur Ruhe setzen«, sagte Georg. »Aber Scherz bei Seite, das Objekt, um das es sich handelt, wird schon seinen Wert haben, ich kenne mich da nicht so aus. Die Kunstwelt verlangt nach einem Herkunftsnachweis und ich habe den Auftrag, ihn zu beschaffen, ansonsten werde ich nach der Gebührenordnung der bayrischen Rechtsanwaltskammer bezahlt.«
Sean lachte. »Ihr Deutschen und eure Verordnungen, aber egal. Ich kann dir leider nicht viel Hoffnung machen, aber versuchen kann ich es ja einmal.«
»Gut, danke«, sagte Georg. »Ich buchstabiere dir den Namen: Jasoline, J-A-S-O-L-I-N-E, der Vorname lautet: Julie, J-U-L-I-E, das Geburtsdatum ist der 17. März 1895, Geburtsort: Allaire, A-L-L-A-I-R-E, in Frankreich. Wenn du weitere Informationen brauchst, dann kannst du mich über Mail erreichen, ich will noch einen Mail-Account einrichten, ich schicke dir dann meine Adresse, Okay.«
»Okay«, sagte Sean. »Ich glaub ich hab alles, Jasoline, Vorname Julie oder Julia?«
»Julie, J-U-L-I-E«, wiederholte Georg.
»Gut, also Vorname Julie, geboren am 17.03.1895 in Allaire. Ich glaube, ich kenne den Ort, liegt das nicht in der Bretagne?«
»Korrekt«, bestätigte Georg. »Ich sehe schon, du bist mein Mann für diesen Job.«
7 Der Herkunftsnachweis
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