1981 - Richard
bestätigt damit, dass es ein Bild aus der Hand Gauguins gegeben hat und dass dieses Bild eines seiner Töchter zeigt, dass es Julie zeigt. Wir haben den historischen Beleg. Es gab Victor Jasoline, es gab seine Tochter Julie. Sie haben auf den Inseln gelebt, auf Tahiti und auf den Marquesas, zur gleichen Zeit, zu der auch Gauguin dort war. Das können wir alles beweisen.«
»Las uns weiter lesen«, sagte Georg. »Vielleicht schreibt der alte Jasoline ja noch, was aus der Skizze geworden ist. Vielleicht wird ja auch noch das Ölgemälde erwähnt.«
»Ich verstehe es so, es war erst eine Skizze, vielleicht auch mehrere, und dann hat Gauguin daraus ein fertiges Bild gemacht, so schreibt es Victor Jasoline doch. Mit dem Bild kann also auch ein Ölgemälde gemeint sein.«
Georg zuckte mit den Schultern. Sie lasen weiter. Der Artikel enthielt noch ein Foto von Paul Gauguin und eines von Claude Monet. Ein weiteres Foto ganz am Ende, zeigte eine Karte von Tahiti . Victor Jasoline schrieb über sein Kunstverständnis, über die Bedeutung des Impressionismus und über verarmte Künstler, die nach ihrem Tod ein Vermögen mit ihrer Kunst hätten machen können.
»Die entscheidende Passage steht hier.« Georg tippte mit dem Finger auf die Textstelle, in der von der Skizze die Rede war.
»Welchen Stellenwert hatte Gauguin in den Zwanzigerjahren?«, fragte Florence. »War er damals schon berühmt oder bekannt?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Georg. »Die Museen auf Tahiti und Hiva Oa gibt es erst seit den Sechzigerjahren. Das ist zum Beispiel auch der Grund, warum es in ganz Polynesien bis auf die Gouache-Bilder keine Originalgemälde mehr von Gauguin gibt. Das was ausgestellt wird, sind zumeist nur Reproduktionen oder ganz andere Kunstobjekte, wie Möbel, die Gauguin gebaut oder Holzlöffel, die er geschnitzt hat.«
Florence sah ihn amüsiert an. »Du redest schon wie ein Kunstsachverständiger«, bemerkte sie. Sie küsste ihn auf die Wange.
»Ich fühle mich mittlerweile auch so«, sagte er lachend.
Florence dachte nach. »Wichtig ist nur, dass wir jetzt eine Zeitzeugenaussage haben. Du sagtest doch, dass so etwas der beste Herkunftsnachweis sei.«
»Simon hat das gesagt. Er muss jetzt entscheiden, ob wir wirklich schon am Ziel sind. Wie auch immer, zunächst sollten wir diesen neuen Beweis einmal sichern. Dazu reichen diese eingeklebten Zeitungsschnipsel natürlich nicht aus.«
Florence besah sich die Seiten in dem Album noch einmal. Der Artikel war so ausgeschnitten, dass der Name der Zeitung fehlte. Es gab aber eine handschriftliche Notiz. Der Artikel stammte demnach aus der Sonntagsausgabe des Auckland Chronicle. Als Datum war der 23. Januar 1927 angegeben.
»Wir müssen herausfinden, ob es wirklich der Auckland Cronicle war und wir müssen uns einen Nachdruck oder eine beglaubigte Kopie der Originalzeitung beschaffen. Wir sollten in Auckland , bei der Zeitung anrufen und uns erkundigen, welche Möglichkeiten es gibt, so etwas zu bekommen.«
Florence erhob sich von ihrem Stuhl. »Ich werde mich jetzt fertig machen und anziehen und du gehst in die Lobby und suchst im Internet nach der Adresse des Auckland Cronicle.«
Sie nahm das Album vom Tisch und drückte es Georg in die Arme. Dann schob sie ihn Richtung Tür. Bevor er das Zimmer verließ drehte er sich aber noch einmal um und küsste sie schnell auf den Mund.
*
Während Georg die Treppe zur Hotellobby herunter ging, suchte er in seinen Taschen nach Kleingeld. Auch in seinem Portemonnaie fanden sich keine Münzen. Er ging daher direkt zur Rezeption. Der Portier gab ihm auf einen Fünfhundert-Franc-Schein heraus. Dann suchte sich Georg einen freien Computerplatz. Er überlegte kurz, in welchen Hotels und auf welchen Kontinenten er sich in den letzten Wochen überall ins Internet eingeloggt hatte, es waren einige. Er warf zwei Hundert-Franc-Münzen in den Schlitz des Automaten und die Uhr sprang sofort auf zwanzig Minuten. Der Bildschirmschoner verschwand augenblicklich und die hoteleigene Suchmaschine erschien. Georg rief das MetaGer-Programm auf, das er für seine Internetrecherchen wie immer bevorzugte . Er wurde sofort mit der Homepage verbunden. Er überlegte. In München hatte er schon einmal über das Internet nach Victor Jasoline gesucht, damals ohne Erfolg. Jetzt hatte er den Namen einer Zeitung, er brauchte nur die Adresse dieser Zeitung. Er tippte den Namen »Auckland Chronicle« und das Wort »Zeitung« in das Suchfenster ein. Die Suche
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