1981 - Richard
Simon, er zögerte. »Du hast mir doch noch von Sydney aus geschrieben, dass du die Recherche in der Südsee abbrechen wolltest, wie bist du denn jetzt so plötzlich zu diesem Ergebnis gekommen?«
Georg räusperte sich. »Ich habe den Schlüssel zu allem tagelang mit mir herumgeschleppt.« Er blickte zu Florence und lächelte ihr zu.
Dann erzählte er Simon von dem Album, in dem Julie Jasoline die Zeitungsartikel gesammelt hatte, die ihr Vater als Journalist in Australien und Neuseeland veröffentlicht hatte. Simon hörte schweigend zu.
»Naja, war eben doch eine gute Idee von mir, dich mit dem Fall zu beauftragen«, sagte Simon schließlich, nach dem Georg geendet hatte. »Ich würde sagen, dein Job ist erst einmal erledigt, Klasse, du kannst wieder zurück nach Hause kommen.«
Georg sagte nichts zu diesem letzten Vorschlag von Simon. Sie verabschiedeten sich und er hängte den Hörer in die Gabel ein. Er trat aus der Kabine und schloss die Tür hinter sich.
»Simon meint, dass es gut aussieht.« Georg überlegte. »Willst du noch einen Spaziergang machen, dann erzähle ich dir genau, was er gesagt hat?«
Florence nickte. Sie bedankten sich beim Portier und verließen das Hotel. Zum Hafen war es zu weit, aber es gab einen Strand in der Nähe, den sie nach wenigen Minuten erreichten.
»Dieser Kunstsachverständige aus München hat die Beweise also anerkannt?«, fragte Florence schließlich.
»So habe ich Simon verstanden.«
»Und wie wird es mit dem Gauguin-Gemälde jetzt weitergehen? Wenn ich richtig verstanden habe, dann kann es doch jetzt versteigert werden.«
»Ich weiß nicht genau, wie das geht«, sagte Georg. Er sah Florence an und legte ihr die Hand auf den Arm. »Nimm dir doch die Zeit und besuche mich in Deutschland , wenn das Bild vorgestellt und versteigert wird, wo du doch an seiner Entdeckung beteiligt warst.«
»Ist das eine Einladung?«, fragte sie mit sanfter Stimme. »Möchtest du mich nach München lotsen, mich dann entführen?«
Georg setzte einen entrüsteten Blick auf. »Nein, Madame Uzar«, antwortete er mit ernster Stimme, »auch wenn ich es wollte, nein, ich kann nicht, ich kann die Perle des Pazifiks nicht rauben.« Er senkte absichtlich seinen Kopf und sah sie mit einem mitleidigen Blick an.
»Das darfst du nicht sagen, Perle des Pazifiks.« Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn. Dann nahm sie seine Hand und blickte hinaus aufs Meer. Ein leichter Wind war aufgekommen und wehte sanft in ihren Haaren. Sie zogen sich die Schuhe aus und gingen schweigend durch den schwarzen Sand bis ans Wasser.
»Der Gauguin würde auch sehr gut hierher passen, also nicht hierher, sondern auf die Marquesas , am besten nach Hiva Oa« , sagte Florence.
»Warum eigentlich, gefällt dir das Bild so gut?«
»Es geht mir um etwas anderes. Es gibt hier nirgends ein Gemälde von Paul Gauguin, ein Original Ölgemälde, und ich finde, wo er es doch auf den Marquesas gemalt hat und er liegt dort schließlich auch begraben.«
»Wenn es danach ginge«, sagte Georg, »dann würden keine Bilder mehr in den Museen hängen, sondern nur noch dort wo der Künstler seine Werke gemalt hat. Die Bilder wären überall auf der Welt verteilt.«
Florence lachte. »Du willst mich auf den Arm nehmen.« Sie stieß ihn an und er schüttelte heftig mit dem Kopf.
»Ich meine ja nur«, fuhr sie fort, »dass die Marquesas es verdient hätten oder besser Gauguin hätte es verdient, dass eines seiner Bilder bei ihm ganz in der Nähe ist.«
Georg sah sie an. »Wenn ich könnte, würde ich das Bild kaufen und es bei dir in der Apotheke ausstellen oder wo du sonst meinst, dass es hingehört.«
*
Am nächsten Tag bekam Georg noch eine E-Mail vom New Zealand Herold. Sie hatten den Artikel gefunden, im Kulturteil des Auckland Chronicle vom 23. Januar 1927, auf Seite 29. Es blieb bei den zweihundert Dollar für die beglaubigten Kopien, aber das Kunst- und Auktionshaus Blammer hätte für diese Dokumente auch das Zehnfache bezahlt. Damit war Georgs Arbeit in diesem Teil der Welt eigentlich erledigt, eigentlich war der gesamte Auftrag, den Simon ihm erteilt hatte, erledigt, aber eigentlich wollte Georg gar nicht fort, fort von hier, fort von Florence. Wenigsten hatten sie für Samstag noch eine gemeinsame Unternehmung geplant. Sie hatten eine Überfahrt nach Moorea gebucht. Es ging früh um sieben los und sollte mit der letzten Fähre am Abend wieder zurückgehen. Moorea war ein Traum, schon die Überfahrt hinterließ einen
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