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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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wollte schon klopfen, meinte dann aber Geräusche von der Dusche zu hören. Er ging weiter und schloss sein Zimmer auf. Als erstes duschte er selbst. Es war herrlich, nach diesem sonnigen Tag. Als er fertig war suchte er sich frische Sachen aus seinem Seesack und zog sich wieder an. Erst setzte er sich auf die Bettkante und dann hatte er das Bedürfnis, sich auszustrecken. Er legte sich flach hin und starrte an die Decke. Wie lange kannte er Florence jetzt schon. Er musste immer an ihre erste Begegnung vor ein paar Wochen auf dem Parkplatz in München denken , als er sie zusammen mit Colette Halter getroffen hatte. Schon wenige Tage, dann waren es wieder mehr als fünfzehntausend Kilometer, die zwischen ihm und Florence lagen.
    Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klopfte. Es war kein energisches Klopfen wie vom Zimmerservice, es war eher zaghaft. Er stand auf und ging zur Tür. Bevor er sie erreichte, klopfte es ein zweites Mal. Er riss die Zimmertür auf und sah noch, wie Florence kurz zusammenzuckte.
    »Entschuldige«, lachte er sie an. »Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich hatte mich auf mein Bett gelegt. Ich musste erst aufstehen.«
    »Darf ich hereinkommen?«, fragte sie.
    Georg trat bei Seite und geleitete sie mit einer Handbewegung in sein Zimmer. »Hast du schon Hunger, willst du mich zum Essen abholen?«, fragte er.
    Florence schüttelte den Kopf. »Nein, es ist etwas anderes«, sagte sie in einem eigenartigen Ton.
    Georg sah sie an, plötzlich lief etwas in ihm ab. Er sah sie nur an, sekundenlang, oder war es länger. Er hatte sie doch in den letzten Tagen immer so angesehen, doch jetzt, in diesem Moment war es anders. Es hatte sich genau in diesem Moment etwas geändert. Er musste an die letzten Tage denken, an ihre Vertrautheit, die von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde zunahm. Seine Gedanken liefen blitzschnell wie ein Film vor ihm ab. Er sah sich mit ihr auf dem Parkplatz in München und wie er das erste Mal in ihrem Büro stand, wie er mit ihr über die Wiese auf Ua Pou lief, auf dem Weg vom Krankenhaus zur Siedlung. Dann nahm er ihre Hand.
    »Was hast du denn anderes?«, fragte er zaghaft.
    »Nichts, ich habe nichts«, flüsterte sie.
    Ihre Finger drückten seine Hand. Es war ein sanfter Druck, als wenn sie etwas in ihm auslösen wollte, als wenn sie einen Schalter umlegen wollte. Es war aber nicht mehr notwendig, es war schon geschehen. Er konnte nicht anders, er drückte sie an sich. Ihre Hände lösten sich von seinen und sie umarmte ihn, drückte ihn fest an sich. Er wusste nicht wie lange sie so dastanden, es war auch egal, er fühlte sich unendlich wohl. Sie lösten die Umarmung sachte und sahen sich an. Dann schloss Florence die Augen und Georg küsste sie. Er roch ihre Haare und das Parfum hintern ihren Schläfen und er spürte ihren Körper, den sie eng an seinen drückte. Er spürte ihre Zunge, die Wärme ihrer Lippen. Nach dem Kuss, nachdem Florence ihren Kopf auf seine Schulter gelegt hatte drückte er sie weiterhin an sich. Er wollte nicht mehr los lassen und dann wollte er sie plötzlich ansehen, ihr Gesicht sehen, ihre Augen. Sie wurde verlegen und drückte sich wieder an ihn, ohne etwas zu sagen. Sie schwiegen und genossen einfach nur ihre Nähe. Georg wusste genau, dass er nichts sagen musste, sie mussten jetzt nicht sprechen. Wieder liefen Gedanken durch seinen Kopf. Er dachte an Nuku Hiva , an den Hubschrauberflug nach Ua Pou und Ua Huka . Er sah Florence auf dem Flughafen in Faaa , mitten in der Nacht, wie sie auf der Bank in dem Wartesaal eingeschlafen war und ihren Kopf an seine Schulter lehnte und er sah sich mit ihr in Sydney , hoch oben auf dem Tower und im Botanischen Garten, auf der Bank, auf der sie lange gesessen hatten. Er dachte daran, all diese Orte noch einmal mit ihr zu besuchen und dieses Gefühl, das er jetzt spürte, diese Leichtigkeit, dieses Glück mitzubringen und jeden gelebten Augenblick noch einmal zu erleben. Dann wusste er aber auch, dass die vergangenen Tage zu dem gehörten, was jetzt mit ihnen geschah, sie durften nicht noch einmal neu erlebt werden, sie hatten bereits ihren Platz in seinem und Florence Leben.

8 Fälschung
    Georg stieg aus seinem Wagen und überquerte den Parkplatz. Er hatte den Umschlag dabei, in dem sich die Dokumente befanden. Die beglaubigten Kopien des Zeitungsartikels vom Auckland Cronicle waren noch während seiner Abwesenheit per Post eingegangen. Es war jetzt einen Monat her, dass Florence an seine

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