1981 - Richard
Grundbucheintrag ging. Ich muss sie also enttäuschen. Sie müssen schon mit dem Nachlassgericht sprechen, um das zu erfahren, wonach sie mich gefragt haben.«
»Danke. Ich bin mir dessen natürlich bewusst. Die ganze Angelegenheit interessiert mich nur persönlich. Ich bin auch davon überzeugt, dass das Nachlassgericht hier in Frankreich, alle Unterlagen bereits vernichtet hat, nach so langer Zeit.« Georg atmete tief ein und lächelte Madame LaRosa an. »Gut, dann wäre es das.«
Georg hatte seine Mission beinahe erfüllt. Er hatte Madame LaRosa über den Ausgang des Falles unterrichtet und er hatte sich noch einmal versichert, nichts übersehen zu haben. Sie tranken noch Kaffee und Georg erzählte ihr von Tahiti und den Marquesas-Inseln. Er erzählte jetzt auch von Florence und dass er in ein paar Wochen wieder auf Nuku Hiva sein wollte.
»Dann hat diese Julie, die Schwester von Madame Pallet, sie beide in gewisser Weise zusammengebracht.« Madame LaRosa lächelte ihn an.
»In gewisser Weise schon, ja, diese ganze Geschichte hier. Aber ich habe Florence schon hier in München kennengelernt, noch bevor ich von dem Fall wusste.« Er machte eine Pause und musste selbst lächeln. »Ich möchte Florence, also Madame Uzar, etwas schenken, etwas, dass uns immer an die ganze Sache erinnern soll.«
Sie sah ihn an und schmunzelte. »Es ist sicherlich etwas, bei dem ich Ihnen helfen kann«, sagte sie.
»Da haben sie recht, Madame. Ich möchte Ihnen das Ölgemälde abkaufen, dass sie oben in einem der Zimmer hängen haben, das Bild vom Pont Saint Michel , das Thérèse Pallet gemalt hat, das sie signiert hat, vorausgesetzt, sie wollen verkaufen.«
Madame LaRosa sah ihn an, als hätte sie geahnt, was er von ihr wollte.
»Ich zahle Ihnen auch dreitausend Francs«, sagte Georg schnell.
Sie lächelte. »Das geht nicht«, antwortete sie. »Ich kann von Ihnen kein Geld dafür nehmen, ich habe es selbst nicht bezahlen müssen, es lag im Müll und wäre dort auch geblieben, wenn mein Mann es nicht herausgeholt hätte, gegen meinen Willen, wobei ich heute natürlich froh darüber bin.« Sie lächelte. »Nein, ich möchte Ihnen das Bild schenken«, sagte sie energisch.
»Das kann ich wiederum nicht annehmen«, sagte Georg.
»Sie werden Probleme mit mir bekommen, junger Mann, wenn sie mir meinen Wunsch abschlagen.«
»Dann zahle ich Ihnen ein Honorar«, schlug Georg vor.
»Ein Honorar, wofür?«, fragte Madame LaRosa überrascht.
»Ich bin für meine Arbeit bezahlt worden, ich habe ein Honorar bekommen«, erklärte Georg betont. »Da sie mir wichtige Informationen gegeben haben, quasi für mich gearbeitet haben, muss auch ich sie bezahlen.«
Madame LaRosa zögerte. »Nein, nein, das ist doch nicht richtig.«
»Doch, ich bestehe darauf«, sagte Georg er griff in seine Jackettasche und zog einen Umschlag hervor. »Ich lege das Geld hier in den Blechkasten, sie können es ja spenden, oder sonst etwas damit tun.«
»Nein«, wiederholte Madame LaRosa. »Das ist wirklich nicht...«
Georg hatte den Umschlag bereits fallengelassen und den Deckel auf den Blechkasten gedrückt. Madame LaRosa sagte nichts mehr. Sie erhob sich und verließ den Raum. Nach einer Minute kehrte sie zurück. Sie hielt ein Paket in der Hand. Es war flach, mit grauem Packpapier eingeschlagen und mit Schnüren zusammengehalten.
»Was ist das?«, fragte Georg. Diesmal war er überrascht. »Das ist es doch wohl nicht..., so schnell konnten sie unmöglich in den zweiten Stock hinaufsteigen, damit herunterkommen und es auch noch einpacken.«
Madame LaRosa nickte. »Doch, das konnte ich.« Sie lächelte. »Ich habe es irgendwie geahnt. Ich wusste, dass Ihnen die Pont Saint Michel gefällt. Ich habe es gestern Abend aus dem Zimmer geholt und schon einmal verpackt. Ihr Geld werde ich aber trotzdem nicht nehmen.«
»Ich habe es auch wieder aus dem Kasten genommen«, behauptete Georg und zwinkerte ihr zu.
Sie lächelte ihn an. »Nein, ich nehme es nicht, ganz bestimmt nicht.«
*
Georg hätte eigentlich schon am Abend zuvor wieder aus Paris zurück sein müssen, aber seine Maschine war ausgefallen und er hatte die Nacht in einem Hotel in der Nähe des Flughafens verbracht. Er war mehrmals in Versuchung gewesen, das Ölgemälde auszupacken, aber er wollte schließlich doch damit warten, bis er wieder zu Hause in München war.
Es war noch früher Vormittag, als er die Wohnungstür aufschloss. Er stellte seine Reisetasche in den Flur, legte das Jackett ab und
Weitere Kostenlose Bücher