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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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vielleicht eine Woche maximal.«
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    Georg hatte sich für das Bild einen Transportbehälter besorgt. Im Luftfrachtzentrum des Münchner Flughafens gab es alles zu kaufen. Es gab einen Shop, in dem er das passende bekam. Es war ein verstärkter Kunststoffbehälter, der für drei ungerahmte Bilder passte. Er nahm die mittlere Größe, die für das Gemälde ausreichte. Den Rahmen hatte er jedoch an dem Bild belassen, so dass der Platz in dem Behälter fast ausgefüllt war. Die Dame, die ihm behilflich war stopfte noch geriffeltes Papier in die Hohlräume. Das ganze wog zusammen mit der Verpackung schließlich fast zehn Kilogramm. Die Sache war nicht billig. Bis nach Tahiti betrugen die Frachtkosten etwa fünfhundert D-Mark. Für den Rest des Weges nach Nuku Hiva kamen noch einmal zweihundert hinzu. Am Flughafen musste Georg dann alles noch dem Zoll vorstellen. Heinz Kühler hatte ihm die Formulare gegeben und sie mit ihm zusammen ausgefüllt. Der Zollbeamte war nicht sehr gründlich. Er besah sich lediglich den Behälter und prüfte die Papiere. Im Frachtzentrum würde der Transportbehälter ohnehin noch durchleuchtet und den Drogensuchhunden präsentiert werden. Es sollte vier Tage dauern, bis Florence das Paket am Flugplatz abholen konnte. In den Tagen darauf hatte er noch mehrmals mit ihr telefoniert. Das Bild war aber schließlich sechs Tage unterwegs.
    *
    Die Veranstaltung war nur Insidern bekannt. Edmund Linz gehörte eigentlich nicht zu diesem erlauchten Kreis, nicht mehr. Noch vor Jahren hätte er ganz bestimmt persönlich eine Einladung erhalten. Er hätte sicherlich keine Bilder gekauft, keine Kopien. Er liebte nur den Reiz von Originalen. Er hätte sich alles angesehen, mit Freunden und Geschäftspartner gesprochen, er hätte dazu gehört und er hätte Geld gespendet, für irgendeine gute Sache, egal welche. Heute besaß er weder die finanziellen Mittel noch die Freunde und Geschäftspartner, aber er hatte plötzlich das große Interesse an Kopien bekannter Meisterwerke. Die Auktion fand alle zwei Jahre statt und war nur ein Programmpunkt der Abendeinladung eines Kulturvereins. Zu den anderen Programmpunkten gehörte ein kleines Konzert und ein ausgedehntes Dinner. Auf der Veranstaltung würde er sich wie eine Art Fremdkörper vorkommen. Noch vor wenigen Jahren hätte er zu diesen Leuten gepasst, die mit ihrem vielen Geld nicht wussten, welche karitative Leistung sie als nächstes unternehmen sollten. Die Auktion sollte etwa eine Stunde nachdem Dinner stattfinden. Die Auktion war eher klein, gemessen an den angebotenen Objekten. Es gab zwei Kategorien, ganz neue Bilder, die erst in den letzten zwei Jahren entstanden waren und Bilder, die auf früheren Auktionen bereits einen Besitzer gefunden hatten, der sich jetzt aber wieder von dem guten Stück trennen wollte. Die Angebote beider Kategorien waren begehrt, denn es gab immer genau nur eine einzige Kopie eines großen Vorbilds, mehr stellte der unbekannte Maler, der Künstler, nicht her, genau nur einmal. Aufträge an ihn konnten nicht erteilt werden. Es musste genommen werden, was kam. Eine weitere Einschränkung waren die Meister, die kopiert wurden. Es handelte sich ausschließlich um Claude Monet, Vincent van Gogh und Paul Gauguin. Der letzte Name hatte auch dazu geführt, dass Edmund Linz sich für die Veranstaltung zu interessieren begann. Es wurden also Kopien von Paul Gauguin angeboten. Ein Bekannter hatte ihm davon berichtet. Es war einer der letzten Kontakte, die Edmund Linz noch aus seinem alten Leben hatte. Sein Bekannter besaß selbst ein solches Bild, allerdings keinen Gauguin, sondern einen Monet. Edmund Linz hatte es bei ihren seltenen Treffen bewundert. Es war ein Landschaftsgemälde, nicht sehr bekannt, außer bei Kennern. Es zeigte am Horizont das Meer, eine Küste an der Normandie. Der Betrachter stand auf einem Weg durch die Getreidefelder bei Pourville , »Chemin dans les bles a Pourville«. Das Bild stammte von 1882 und die Kopie war perfekt, mochte man den Experten glauben und denen, die sich dafür hielten. Sein Bekannter hatte die Einladung zu Konzert, Dinner und Auktion, wollte oder konnte aber selbst nicht teilnehmen. Jetzt hatte Edmund Linz die Einladung. Es war ein Sonntagabend, als er seinen Wagen an der Straße zu dem großen Anwesen parkte. Er traute sich nicht, das Grundstück zu befahren, obwohl es dort extra einen Gästeparkplatz gab. Das Tor zur Einfahrt war geöffnet und er ging zu Fuß zum Herrenhaus, einer stattlichen

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