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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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brachte das Paket in die Küche. Georg wollte erst nachmittags in der Kanzlei vorbei schauen, jetzt hatte er noch etwas Zeit. Das Packpapier und die Schnüre legte er sorgfältig beiseite. Er brauchte die Sachen noch. Madame LaRosa hatte auch den Rahmen um das Bild gelassen. Es passte eigentlich nicht, aber Georg beließ alles so wie es war. Als er das Gemälde zum ersten Mal gesehen hatte, dachte er, dass es an dem dunklen Zimmer lag, aber auch jetzt, im Neonlicht seiner Küche wirkte das Bild düster. Aber es war gut gemalt, keine Details, alles war nur angedeutet, die Pont Saint Michel , der Fluss und die Stadt, die sich über den Horizont erstreckte. Er besah sich die Signatur, »T. Pallet« , der Namenszug war schwungvoll gezeichnet, obwohl das » T« etwas krakelig wirkte, als wenn es nachträglich vor den Nachnamen gesetzt worden sei. Die Ziffern der Jahreszahl waren zwar deutlich zu erkennen, aber die Farbe darunter schien verwischt worden zu sein. Vielleicht hatte sie sich verschrieben und musste die Stelle abwischen. Georg nahm das Bild mit ins Wohnzimmer. Er stellte es auf ein Sideboard und lehnte es so an die Wand, das es aufrecht stand und er es vom Sofa aus sehen konnte. Er sah auf die Uhr. Auf den Marquesas brach gerade die Nacht an. Er wollte eigentlich schon gestern Abend wieder mit Florence telefoniert haben. Jetzt würde er sie wahrscheinlich zu Hause erreichen. Er hatte ihre Nummern im Verzeichnis seines Telefons gespeichert und brauchte nur noch den richtigen Eintrag aus der Liste auszuwählen. Das Klackern und leise Summen, während die Verbindung aufgebaut wurde, war ihm schon vertraut. Das Freizeichen ertönte zweimal, bis Florence abnahm.
    »Du bist spät«, sagte sie sofort, aber ohne jeden Vorwurf. »Du siehst, ich warte auf dich, ich habe mich schon zu sehr an deine Anrufe gewöhnt, wo ich doch im Moment nur deine Stimme habe.«
    »Tut mir Leid mein Schatz, der Flieger nach München ist gestern Abend ausgefallen. Ich bin erst heute Morgen wieder nach Hause gekommen.«
    »Gestern?«, fragte Florence. Sie überlegte. »Ach ja, natürlich ich vergesse immer, bei dir fängt der Tag ja erst an. Okay.« Sie seufzte. »Dann warst du also gestern in Paris und wie war es nun?«
    »Ich habe Madame LaRosa noch einmal nach den Briefen gefragt, ob es doch noch einen Nachlass gibt, bei den Behörden, ob sie von früher noch etwas weiß, darüber gehört hat, aber sie wusste leider nichts. Fazit ist, dass es in der Rue Mandar wohl keine Spuren mehr von Julie gibt.«
    »Naja, eigentlich sind die Briefe wohl nicht mehr wichtig«, meinte Florence mit einem Seufzer. »Wir haben den Herkunftsnachweis für das Gemälde ja dann auch so gefunden, unabhängig davon, was noch in den Briefen gestanden hätte.«
    »Mag sein, aber ehrlich gesagt, mich hätte es schon noch interessiert.«
    »Mich doch auch«, antwortete Florence.
    Sie schwiegen einige Sekunden. Georg hatte sich von der Couch erhoben. Florence hörte es klappern. Georg hatte das Ölgemälde, das auf dem Sideboard in seinem Wohnzimmer stand, in die Hände genommen. Den Telefonhörer hatte er sich dabei zwischen Kinn und Schulter geklemmt.
    »Was machst du gerade?«, fragte Florence.
    »Ach nichts, ich habe hier etwas. Ich habe dir aus Paris etwas mitgebracht. Ich sage dir noch nicht, was es ist. Ich werde es dir aber schicken. Es wird ein Paket sein. Ich werde es irgendwie als Luftfracht nach Nuku Hiva bringen lassen, damit es nicht so lange unterwegs ist. Ich muss mich nur noch erkundigen wie das geht.«
    »Du bist gemein«, sagte Florence lachend. »Komm schon, du kannst mir doch nicht sagen, dass du ein Geschenk für mich hast und dann muss ich warten, bis es bei mir eintrifft, das ist doch nicht fair«, schmollte sie.
    »Nein, warte es ab, aber sei nicht enttäuscht, es ist keine Perlenkette oder ein teurer Ring von Dior. Es hat etwas mit den Jasoline s zu tun, es soll eine Erinnerung sein. Mehr erfährst du aber nicht.«
    »Keine Kette, kein Ring!« Florence lachte. "Schade, wirklich schade, aber warum erzählst du mir jetzt nicht, was es ist und bringst es mir dann im September mit? Das wäre doch einfacher und du hättest etwas gegen meine Neugierde getan.«
    »Nein, nein, du willst mich nur austricksen, Liebes«, sagte Georg lachend. »Wenn ich dir jetzt sage, was es ist, dann willst du hinterher doch, dass ich es dir sofort schicke. Du musst dich leider gedulden, also lass mir bitte die Freude, warte auf das Paket, es sind ja nur ein paar Tage,

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