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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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vielleicht ein Team, eine Werkstatt, die sich auf Gemäldekopien spezialisiert hat?«
    »Es ist nur einer, so hat man es mir zumindest erklärt«, sagte eine Dame in einem rosa Kleid. »Und er signiert immer mit dem Kürzel S.L. immer direkt unter der Signatur des kopierten Meisters.«
    »Wenn es überhaupt ein Er ist«, meinte ein Herr im Smoking, der sich zu Ihnen umgedreht hatte. »Die Urkunden geben auch keine Klarheit.«
    »Die Urkunden«, fragte Edmund Linz. »Was meinen sie damit?«
    Die Dame im rosa Kleid wandte sich an ihn. »Das ist ja erst der Clou«, erklärte sie. »Auf der Rückseite von jedem Bild ist eine Urkunde aufgeklebt. Es gibt eine Menge wissenswertes über die Kopie, über das Originalbild und es wird hier ausdrücklich versichert, dass es sich um eine Kopie handelt.«
    »Die Urkunden sind so geklebt, dass sie sich nicht ohne weiteres entfernen lassen«, erklärte der Herr im Smoking. »Es gab früher einmal eine Demonstration an einer Probeleinwand. Die Urkunde lässt sich nicht abreißen, ohne die Leinwand zu beschädigen, sie reißt unter Umständen ein.«
    »Wofür soll das gut sein?«, fragte Edmund Linz überrascht.
    »Es wird behauptet, die Kopien seien so gut, dass sie ohne die Urkunde glatt als Original durchgehen könnten«, meinte der Smokingträger. »Mit der aufgeklebten Urkunde ist somit zu hundert Prozent garantiert, dass es nicht zu einer Verwechselung mit dem Original kommt.«
    »Das halte ich für vermessen«, tönte Edmund Linz.
    »Sagen sie das nicht«, erwiderte der Herr im Smoking. »Kennen sie denn Han van Meegeren nicht.«
    Edmund Linz schüttelte den Kopf. »Es ist hoffentlich keine Wissenslücke, wenn man noch nie von einem Meegeren gehört hat.«
    Die Dame im rosa Kleid lachte und legte Edmund Linz die Hand auf den Arm. »Ich kenne ihn auch nicht«, sagte sie und wandte sich an den Herrn im Smoking. »Los Erich raus mit deinem Wissen, du Angeber.«
    Der Smokingträger schaute kurz wie beleidigt, räusperte sich und legte dann los. »Also Han van Meegeren war ein Meisterfälscher.«
    Was dann kam, war ein fast zehnminütiger Vortrag. Am Ende schüttelte Edmund Linz provokativ mit dem Kopf.
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte er. »Und es soll heute noch Bilder von diesem van Meegeren geben, die nicht als Fälschung entlarvt worden sind. Aber ein Fachmann muss so eine Fälschung doch erkennen. Ich bin selbst Naturwissenschaftler. Es gibt genügend Untersuchungen, an den Farben, an der Leinwand, selbst am Holz des Rahmens. So perfekt kann eine Fälschung doch nicht sein.«
      »Sie können es glauben oder nicht«, sagte der Herr im Smoking. »Selbst namhafte Experten haben es nicht gemerkt. Ich weiß allerdings nicht, ob alle Untersuchungen durchgeführt wurden, von denen sie gesprochen haben. Ich weiß nur, dass man sich sehr schwer getan hat. Es war sehr schwer, zu beweisen, welche Bilder van Meegeren überhaupt gefälscht hat und welche echt waren.«
    Edmund Linz wollte noch etwas entgegnen, kam aber nicht mehr dazu. Die ganze Diskussion wurde schlagartig durch einen Gong unterbrochen. Die Gäste wurden wieder in den großen Saal zum Dinner gebeten. Jetzt klärte es sich auf, wofür am Empfang die Nummernkarten verteilt wurden. Der große Saal war umgebaut worden. An Stelle der Stuhlreihen, waren runde Tische aufgebaut. An jedem Tisch fanden zehn Personen Platz, die Stühle waren dieselben wie noch beim Konzert. Jeder Tisch hatte in der Mitte eine Nummer und jeder Gast hatte seinen Tisch schon beim Eintreten in die Villa zugewiesen bekommen. Edmund Linz sah sich um, er hatte die Nummer sieben. Er fand den Tisch links von der Tür und er hoffte nicht mit den Leuten zusammensitzen zu müssen, mit denen er sich eben noch in der Bibliothek unterhalten hatte. Die Sitzordnung an den Tischen war nicht vorgegeben und darum wartete er bis sich seine Tischnachbarn langsam eingefunden hatten. Es war gut gemischt, vier Frauen und fünf Männer. Man stellte sich vor und setzte sich. Edmund Linz wusste, dass er sich die nächsten ein bis zwei Stunden nicht vor der Konversation drücken konnte. Er war durchaus ein charmanter Gesprächspartner. Zu seiner linken saß eine junge Frau, fast noch ein Teenager und rechts ein Mann, etwa in seinem Alter.
    »Woher kennen sie den Gastgeber«, fragte eine Frau in die Runde.
    Nacheinander kam jeder der Aufforderung nach. »Ich bin für einen Freund eingesprungen«, erklärte Edmund Linz, als er an der Reihe war.
    In Erwartung, dass

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