1981 - Richard
er einen Namen nannte schwiegen seine Tischnachbarn einige Sekunden. Edmund Linz sagte allerdings nicht, wer sein Bekannter war. Das junge Mädchen neben ihm lächelte in die Runde.
»Also, wer mich nicht kennt, ich bin die Tochter der Gastgeber«, sagte sie. »Ich habe mir meine Einladung quasi selbst gedruckt.«
Alle lachten und bedankten sich für das bis dahin gelungene Fest. An jedem Tisch bedienten zwei Kellner. Der Anzahl des Personals für diesen Abend musste enorm sein, es gab immerhin elf Tische. Das Dinner begann mit zwei Vorspeisen. Als erstes brachten die Kellner grünen Spargel mit Lauchzwiebeln , Serranoschinken und Parmesan . Während die Gäste auf das Hauptmenü warteten, wurden noch belegte Maiscracker gereicht. Das Hauptmenü bestand aus Riesenscampi provençalischer Art auf rotem Linsengemüse und im Anschluss aus einer Putenkeule mit Curry-Nuss-Reis und Gemüse . Selbst das Dessert bestand aus zwei Gängen. Es wurde zunächst ein Himbeer-Tiramisu und zum Schluss eine bombastische Crème Brûlée mit Schokoladenzylinder und frischen Früchten gereicht . Für jeden Gast war die Menüfolge auf einem Kärtchen abgedruckt, das rechts neben dem Besteck lag. Die Getränke standen auf den Tischen, Rot- und Weißwein und Mineralwasser aber kein Bier oder Limonaden. Hier sah die Tischordnung vor, dass sich jeder selbst bediente, nur der Abschlusskaffee wurde wieder von den Bediensteten gebracht und serviert. Edmund Linz war von sich selbst überrascht, dass er beinahe alle Speisen aufgegessen hatte, auch das Brûlée . Nach genau einer Stunde und siebzehn Minuten erhoben sich die Gäste langsam wieder und verließen den großen Saal. Das Ritual wie vor dem Dinner, begann erneut. Alles verteilte sich wieder auf die Halle, die Bibliothek, das zweite Esszimmer und den Wintergarten. Die Armada der Kellnerinnen und Kellner hatte sich aufgeteilt und brachte Sherry auf Tabletts unter die Leute. Edmund Linz nahm auch ein Glas, an dem er aber nur nippte. Diesmal hielt er sich im Wintergarten auf, weil er seiner Tischnachbarin gefolgt war. Er hatte noch eine ganz bestimmte Frage an sie, war aber beim Essen nicht dazu gekommen. Sie stand mit anderen Gästen zusammen, die vom Alter her eher zu ihr passten. Edmund Linz war es zwar nicht gewohnt von jungen Leuten umgeben zu sein, er hatte aber keine Scheu sich zu der Gruppe zu stellen und zunächst den Gesprächen nur zuzuhören. Als er seine Chance sah, brachte er das Thema auf die anstehende Auktion. Er wandte sich direkt an die Tochter der Gastgeber.
»Sie sind doch sicherlich eine Eingeweihte«, sagte er verschwörerisch. »Die Versteigerung, steht da ein bekanntes Auktionshaus hinter?«.
»Nein, es ist eine rein private Versteigerung«, antwortete sie. »Waren sie noch nie dabei?«
Edmund Linz schüttelte den Kopf. »Ist das sehr schlimm«, sagte er lächelnd.
Sie lächelte. »Es ist so, dass Freunde ihren Freunden etwas verkaufen. Eine richtige Auktion ist es daher nicht, auch wenn es so aussieht und ein richtiges Auktionshaus haben wir natürlich auch nicht beauftragt, wir haben mittlerweile selbst genug Erfahrungen. Unser Fest findet jetzt schon zum dritten Mal statt.«
»Ja, und wer leitet dann die Versteigerung, wer ist für alles verantwortlich?«, fragte Edmund Linz
Die junge Frau sah sich um. »Ach, Herr Schumann wird sich um den Aufbau kümmern«, sagte sie. »Vielleicht haben sie ihn ja kennen gelernt, Prof. Dr. Konrad Schumann, er ist oder war Hochschullehrer, ein älterer Herr, so um die sechzig, er trägt einen grauen, kurzen Vollbart und sein Haar, er hat eine hohe Stirn, oder wie sagt man.«
Edmund Linz schüttelte den Kopf. Er überlegte, ob ihm jemand unter den Gästen aufgefallen war, auf den die Beschreibung zutraf. Nein, er konnte sich nicht erinnern.
»Und wer ist oder sind die Künstler, die versteigert werden?«, fragte er, obwohl er die Antwort bereits kannte, aber er hoffte, dass die Kleine etwas wusste, was den anderen nicht bekannt war.
»Es sind immer Monets, van Goghs und Gauguins«, antwortete sie.
»Und wer hat die Kopien gemalt? Ist es ein einzelner Künstler oder stammen die Bilder von verschiedenen Malern und ist jemand von Ihnen heute auch hier?«
»Oh, das ist das große Geheimnis«, antwortete sie fast schon im Flüsterton. »Wir kennen den Künstler nicht, wir nehmen an, dass es nur einer ist, mit den Initialen S.L. spannend nicht wahr. Ich glaube das macht die ganze Sache auch so interessant für die meisten von
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