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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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unseren Gästen. Viele würden gerne erfahren wer der Künstler ist und ihm den Auftrag geben, Bilder nach Wunsch zu malen. Professor Schumann blockt aber immer ab, wenn wir ihn danach fragen.«
    Edmund Linz konnte sich immer noch nicht vorstellen, was so besonderes an den Ölgemälden sein sollte. Er hatte bisher zwar noch keines der Bilder gesehen, aber die einfache Kopie eines Meisterwerks konnte doch niemals solch einen Wirbel verursachen. Er sah auf die Uhr. Das Dinner war seit fast einer dreiviertel Stunde vorüber. Es ging auf 22:00 Uhr zu. Er hatte bestimmt nicht vorgehabt hier bis Mitternacht zu bleiben, aber der eigentliche Grund seines Besuchs ließ noch auf sich warten. Dann plötzlich kam Unruhe in die Gesellschaft, ein Gong erklang, derselbe, der schon zum Essen gerufen hatte. Als Edmund Linz in die Halle kam sah er schon die weit geöffneten Türflügel zum großen Saal. Die Tische waren wieder bei Seite geräumt, sie befanden sich gar nicht mehr im Saal und die Stühle waren wieder in Reihen aufgestellt. Als er den großen Saal betrat, sah er, dass in der hinteren Ecke ein Bereich abgegrenzt war. Dort standen zehn, nein zwölf Staffeleien, auf denen Ölgemälde gesetzt waren. Neben jeder Staffelei hing an der Wand ein großes Poster. Einige der Gäste schritten bereits die Galerie ab und sahen sich jedes der Bilder genau an. Edmund Linz reihte sich ebenfalls ein. Jetzt erkannte er, dass die postergroßen Fotografien das Original zeigten, dessen Kopie zum Verkauf stand. Das erste Gemälde war ein Monet. Es war vom Motiv her aufwendiger, als das Bild, das sein Bekannter besaß. Es war keine Landschaft, sondern eine Gartenszene. Das Schildchen unter dem Gemälde kündete von einem frühen Monet, es hieß »Das Mittagessen«, »Le Dejeuner« und stammte aus der Zeit um 1873. Er blieb wie gebannt davor stehen und verglich es mit der Fotografie des Original Monets. Diese Technik, diese Details. Bei dem Landschaftsbild war dies alles noch nicht so hervorgetreten, doch die Darstellung des Gartens, des gedeckten Tisches und der Personen war schon erstaunlich. Jetzt verstand er so langsam, was die anderen Gäste meinten. Er ging ganz dicht an die Bildoberfläche heran, besah sich die Strukturen, die Farbgebung, den Malstil, suchte nach der Signatur, es war erstaunlich. Er konnte sich nicht länger an dem ersten Bild aufhalten, andere wollten auch etwas sehen. Es reichte ihm auch. Begierig ging er zu dem zweiten Gemälde, es war ebenfalls ein Monet, »Die Kirche von Varengeville im Gegenlicht«, »l'Eglise de Varengeville-sur-Mer«. Das Original stammte von 1882. Wieder staunte er, am liebsten hätte er eines der Bilder an Simon Halter gegeben, damit die Experten von Blammer ihre Meinung über das Werk abgeben konnten, er dachte an diesen Claudius Brahm. Die Menschen, die die Bilder hier bestaunten, waren Laien, aber was würde ein Fachmann sagen. An dem dritten Bild, wieder ein Monet, ging er vorbei, weil die Leute hinter ihm sachte drängten. Dann kam ein van Gogh, nicht das bekannte Sonnenblumenbild, aber ebenfalls ein Stillleben, mit dem Titel »Mohnblumen«, »Poppies«, von 1886. Van Gogh war viel auf Postern zu finden und auf Strukturdrucken, die Motive hatten mittlerweile eine Art Inflation durchlitten, doch bei diesem hier, war es anders, das hier war dem Original ebenbürtig. Es blieb nicht die Zeit sich jedes der zwölf Bilder genau anzusehen. Auf der siebten Staffelei erkannte er sofort einen Gauguin. Es war ein Landschaftsbild, »Les Alyscamps«, die Darstellung eines romanischen Gräberfeldes bei Arles. Das Original stammte von 1888. Das Bild hatte einen ganz anderen Charakter, als das Gemälde von dem kleinen Mädchen mit dem Sonnenhut. Es hatte auch ein anderes Format, es war um einiges größer. Edmund Linz blieb lange stehen und betrachtete es intensiv. Er konnte dieses Bild aber nicht mit seinem eigenen vergleichen. Er ging schließlich weiter. Das zehnte Gemälde war ebenfalls ein Gauguin mit dem Titel »Matamoe«, gemalt 1892. Es war bereits eines der Südseebilder, aber es war kein Portrait, sondern eher auch ein Landschaftsbild, mit Pfauen, Spaziergängern und einer holzhackenden Frau. Edmund Linz blieb an diesem Gemälde wieder lange stehen. Einige der Gäste, die ihm nachfolgten, stellten sich erst neben ihn und überholten ihn dann. Er wandte sich schließlich auch von der Gauguin-Kopie ab und sah sich noch kurz die letzten beiden Bilder an. Es war noch einmal ein Monet und das letzte

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