1981 - Richard
amerikanisches Programm. Er tippte seine Stichworte ein, erhielt Suchtreffer und machte sich weitere Notizen. Nach einer Stunde musste er feststellen, dass sein altes Lehrbuch die meisten der heute bekannten Methoden bereits aufzählte. Es gab nur eine Sache, bei der das Internet sehr hilfreich war. Es gab in einem Forum Erfahrungsberichte. Es war nicht zu erkennen, wer diese Berichte geschrieben hatte. Die Autoren hatten sich Fantasienamen gegeben, Laborus oder ChemieKlaus, einer nannte sich sogar Bobomb. Edmund Linz las sich alle Berichte durch, hier machte er sich seine wichtigsten Notizen. In den folgenden Stunden begann er schon Gleichungen zu notieren und er machte sich auch eine Liste der Stoffe, die er benötigen würde.
*
Edmund Linz hatte nicht mehr viel Zeit. Es waren knapp zehn Tage bis zur Ausstellung des Gemäldes. Im Internet hatte er gelernt, dass es angebracht war, zunächst Versuche durchzuführen. Er sah sich in seiner Wohnung um, hier ging es auf keinen Fall. Er wollte auch keine Spuren hinterlassen und er wusste, dass die Stoffe, die er benötigte, Spuren hinterlassen würden, es war unvermeidlich. Es gab zwar Möglichkeiten, sich in München Räume und Laborequipment anzumieten, aber es war auch zu verdächtig, besonders, wenn später jeder wusste was passiert war und man sich dann erinnerte, dass er in einem Labor Versuche durchgeführt hatte. Die Spuren, die sich nie ganz beseitigen oder reinigen ließen, würden ihn dann verraten. Jeder Chemiestudent würde dann ermitteln können, was er getan hatte. Nein, es musste eine andere Lösung geben.
Edmund Linz nahm sich wie schon in den letzten Wochen wieder einen Mietwagen und fuhr durch München. Er suchte jetzt nach einer Immobilie, die für seine Zwecke geeignet war. Es sollte in einem Industriegebiet sein, nur hier ließ sich unauffällig ein- und ausgehen, ohne das neugierige Nachbarn Verdacht schöpften, weil sie sich über sein Verhalten wunderten. Er fand schließlich ein Grundstück im Norden Münchens. Es war die ehemalige Niederlassung eines Autohauses. Er hatte sich erkundigt, die Gebäude sollten Ende Juli abgerissen werden. Es gab eine große Halle mit einer an zwei Seiten verglasten Front. An die Halle war ein zweistöckiger Backsteinbau mit Büroräumen angesetzt. Die Scheiben der unteren Fensterreihe des Bürotracks waren bereits eingeschlagen. Die Reparaturwerkstatt war in einem separaten Gebäude untergebracht. Es war ein langgezogener Flachbau mit vier großen Schiebetüren und einem Seiteneingang. Die Schiebetüren waren aus Stahl und nicht verglast. Auf dem umzäunten Gelände war ein Wächter in einem Holzschuppen untergebracht. Auf dem hinteren Teil des Grundstück standen zwanzig oder dreißig Hochseecontainer, in vier Reihen, immer zwei übereinander gestapelt.
Edmund Linz hatte die Werkstatt vor zwei Tagen entdeckt. Er war zwar noch ein wenig herumgefahren, auch in einem Industriegebiet, das sich auf der anderen Seite der Autobahn befand. Dann kam ihm aber die Idee mit der Autoreparatur. Noch am selben Tag kaufte er sich einen alten Corsa, der schon auf den ersten Blick nicht mehr sehr fahrtauglich aussah. Der TÜV für den Wagen würde in einem Monat ablaufen, ein guter Grund, sich mit der Reparatur des Wagens zu beschäftigen. Die Ummeldung und Zulassung des Opels erfolgten sofort. Edmund Linz fuhr mit dem Wagen zu dem ehemaligen Autohaus und hielt vor dem Zaun des Grundstücks. Die Zufahrt wurde nicht durch ein Tor verschlossen, es war ein offener Durchgang, mit ein Grund dafür, dass hier ein Wächter seinen Dienst tat. Edmund Linz stieg aus, betrat das Gelände und sah sich um. Es dauerte nicht lange, bis sich die Tür des Schuppens öffnete. Ein junger Mann trat heraus. Die Sonne blendete ihn und er blinzelte gegen das Licht.
»Entschuldigen sie bitte«, rief ihm Edmund Linz sofort zu und ging ihm noch ein paar Schritte entgegen.
Der junge Mann nickte. Er war nicht älter als fünfundzwanzig, trug Jeans und ein kariertes Baumwollhemd. Er kaute noch, als wenn er gerade beim Essen gestört worden wäre.
Edmund Linz kam gleich zur Sache. »Sagen sie mal, sind sie an einem Geschäft interessiert?«
Der junge Mann schluckte das, was er gekaut hatte herunter. »Ein Geschäft?«, wiederholte er. »Das hier ist Privatbesitz.«
»Ich weiß, ich weiß auch, dass hier nicht mehr viel los ist. Ich weiß, dass hier alles in zwei oder drei Wochen abgerissen wird.«
»Vielleicht«, antwortete der junge Mann. Er
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