1981 - Richard
war ein Treibmittel. Edmund Linz dachte kurz darüber nach, dass man es auch zum Bomben bauen verwenden konnte. Bei seiner Rezeptur würde es aber eine andere Funktion übernehmen.
In einer Chemikalienhandlung, einem kleinen Geschäft in der Salzburger Altstadt, kaufte er dann noch größere Mengen Lithiumhydroxid, Kieselsole, Melamin, Kupfersulfat und Para-Toluolsulfonsäure. Aus diesen Stoffen wollte er selbst Lösungen und Substanzen anmischen, destillieren und kochen, die er für das spätere Endprodukt benötigte. In der Innenstadt suchte er schließlich auch noch drei Apotheken auf, in denen er sich jeweils kleinere Mengen von Stoffen kaufte, die er nicht selbst herstellen konnte, die er aber in seiner Rezeptur unbedingt benötigte.
Die Chemikalien hatte er damit zusammen, was noch fehlte war die Laborausrüstung. Er fuhr zurück in das Gewerbegebiet, zu einem Großhandel für Laborbedarf. Er nahm sich einen Einkaufswagen und schritt durch die Warengänge des Geschäfts, ganz wie in einem Supermarkt. Er brauchte vor allem Reaktionsgefäße, zehn Erlenmeyer-Kolben , zwanzig Bechergläser in drei verschiedenen Größen, vier Destillier-Kolben , zwei große und zwei kleine, fünf kleine Messzylinder , eine Packung Glaspipetten , einen Karton Reagenzgläser und zwei Dreihals-Rundkolben . Sein Einkaufswagen füllte sich langsam, aber er war noch nicht fertig. Er suchte sich einen hochwertigen Brenner mit Luftregulierung und separater Gasstellschraube und nahm zur Sicherheit einen Zweiten. Dazu nahm er zwei Propangasflaschen , die er unter den Korb des Einkaufswagens schob. Neben die Gasflaschen legte er dann noch zwei Komplettstative , die in Kartons verpackt waren. An der Kasse zahlte er in bar. Er verwendete wieder das Geld, das er von Konrad Schumann erhalten hatte. Er rollte den Einkaufswagen vorsichtig über den gepflasterten Parkplatz zu seinem Mietwagen . Die Chemikalien schob er ganz nach hinten und packte die Laborausrüstung dazu. Eine alte Wolldecke verhüllte schließlich seinen Einkauf und ließ die Ladefläche des Passats unauffällig aussehen. Er überlegte noch einmal, bevor er losfuhr, was er jetzt vergessen hatte, konnte er sich immer noch in München besorgen. Bevor er wieder auf die Autobahn fuhr, kam er an einem Baumarkt vorbei. Er hatte doch noch etwas zu besorgen. Er brauchte Umzugskartons und eine große Rolle Kunststofffolie. Nach seinen Versuchen würden viele benutzte Glasgeräte übrig bleiben, Glasgeräte mit verdächtigen Verschmutzungen. Er plante, die Umzugskartons mit der Folie auszulegen und dort die Glasgeräte zu sammeln. Er würde dann später alles in öffentlichen Glascontainern entsorgen, natürlich über die ganze Stadt verteilt, vielleicht würde er die Sachen sogar in eine andere Stadt, nach Augsburg oder nach Nürnberg bringen.
Der Baumarkt hatte auch eine Abteilung für Autoteile. Edmund Linz wollte zumindest so tun, als schraube er in den nächsten Tagen an seinem Corsa. Er kaufte zunächst eine Auspuffanlage, die in drei Teile zerlegt war. Er sah sich weiter um und überlegte, was er sonst noch gebrauchen konnte. Er kam an einem Regal mit Bremsenzubehör vorbei. Er packte zwei Paar Bremsbelege in den Korbwagen, den er sich noch extra geholt hatte, weil er die Auspuffanlage und die Umzugskartons nicht auf einmal tragen konnte. Er dachte weiter nach und schaute durch die gefüllten Regale. Er blieb vor den Lacken stehen. Lackieren wollte er nicht, es wäre nicht glaubhaft gewesen, ohne die richtige Ausrüstung. Einen Unterbodenschutz konnte man dagegen auch mit einem Pinsel aufbringen und außerdem roch Unterbodenschutz stark nach Lösungsmitteln und Teer und würde sogar die Gerüche, die bei seinen Versuchen unvermeidlich waren, überdecken. Edmund Linz griff sich einen ganzen Kanister.
*
Edmund Linz wollte seine Einkäufe eigentlich erst in den Corsa umladen und nach und nach zu dem Abrissgrundstück fahren, um die Sachen in der Werkstatt zu deponieren. Auf dem Weg von Salzburg nach München überlegte er es sich aber anders. Er fuhr mit dem Passat direkt zu dem Grundstück, ohne noch einmal nach Hause zurückzukehren. Er bog auf das Gelände ein, fuhr an dem Holzschuppen vorbei und hielt direkt vor einem Schiebetor der Werkstatt. Er stieg aus und ging um das Gebäude herum durch den Seiteneingang. Von innen entriegelte er das Schiebetor. Es ließ sich nur schwer öffnen und quietschte laut, als er die Torflügel zur Seite drückte.
»Grüß Gott!« der junge
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