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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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trug Uniform. Simon ging sofort auf die Gruppe zu. Edmund Linz bewegte sich schon in Richtung der Tür des Ausstellungsraums. Er lugte hinein und bekam von drinnen die Aufforderung, nicht einzutreten. Drei Männer in weißen Overalls suchten den Raum ab. Alles sah ansonsten normal aus, nur die Glasscheiben der Vitrine waren schwarz verrußt. Die Scheibe an der Rückwand war offenbar geplatzt, es lagen Scherben auf dem Boden und daneben schwarze Kunststoffkrümel. Die Scherben waren ebenfalls schwarz von Ruß. Der Ruß, das war das Gemälde. Edmund Linz hatte bei seinen Experimenten den Ruß untersucht und niemals einen verdächtigen Stoff isolieren können. Aus dem Raum drang der Geruch von verbranntem Plastik. Heinz Kühler stand plötzlich neben Edmund Linz und sah ebenfalls in den Raum hinein. Dann wandten sie sich der Gruppe zu. Simon ließ sich gerade erklären, was genau geschehen war. Die Stimme des Einsatzleiters drang laut zu Ihnen herüber.
    »Es muss eine Art Schwelbrand gewesen sein, vermute ich. In der Vitrine hat es einen Hitzestau gegeben. So ein altes Ölgemälde ist natürlich strohtrocken. Es war bestimmt eine Verkettung unglücklicher Umstände. Unsere Spurensicherung untersucht den Brandort gerade.«
    »Wann kann ich mir ansehen, wie sehr mein Bild beschädigt ist?«, rief Edmund Linz und ging auf die Gruppe zu. Er war aufgebracht, obwohl er genau wusste wie absurd seine Frage war.
    Der Feuerwehrmann sah ihn an. »Ich fürchte, ich muss sie enttäuschen. Wir kamen zum Löschen, aber es gab nichts mehr zu löschen. Das Bild ist vollständig verbrannt. Es ist nicht einmal mehr etwas vom Rahmen übriggeblieben. Der Druck in der Vitrine war so hoch, dass sogar eine der Scheiben geplatzt ist.«
    »Ich habe die Scherben gesehen«, sagte Edmund Linz leise und sah in die Runde.
    Die beiden Sicherheitsmänner waren auch noch da. Der eine hatte sein Jackett und die Krawatte abgenommen und hielt beides über den Arm gelegt. Sein weißes Hemd war an einigen Stellen rußbeschmiert. Edmund Linz blickte den Mann sekundenlang an.
    »Es tut mir leid«, sagte der Sicherheitsmann schließlich. »Wir konnten nichts mehr tun. Zum Glück waren alle Besucher schon gegangen. Es war so viertel vor sieben, glaube ich. Der Ausstellungsraum war leer, darum ist mein Kollege auch eine rauchen gegangen. Ich habe vor der Tür gestanden. Ich habe nichts gemerkt, bis die Scheibe geplatzt ist. Ich wollte erst mit dem Feuerlöscher...« Er zögerte. "...aber als ich soweit war, hat nichts mehr gebrannt, es ging rasend schnell.«
    Das was der Mann berichtete, stimmte mit dem überein, wie Edmund Linz es kannte. Es hatte vielleicht dreißig Sekunden gebrannt, höchstens eine Minute. Das war auch der große Vorteil, dass alles schnell vernichtet wurde, ohne dass die Chance bestand etwas zu unternehmen. Einer der Männer in den weißen Overalls trat aus dem Ausstellungsraum. Der Einsatzleiter sah über Edmund Linz Schulter und nickte hinüber.
    »Gut, die Männer sind wohl fertig. Sie können sich jetzt alles ansehen.«
    Die anderen beiden Overallträger kamen ebenfalls aus dem Ausstellungsraum heraus. Sie trugen Koffer.
    »Jede Menge Fingerabdrücke, von verschiedenen Personen«, sagte der Overallträger, der den Ausstellungsraum als letzter verlassen hatte. »Selbst auf den Scheiben. Da lässt sich nichts zuordnen.«
    »Haben sie Hinweise auf Brandstiftung? Vielleicht einen Zeitzünder?«, fragte der Einsatzleiter.
    Edmund Linz stockte der Atem, obwohl er keinen Grund dazu hatte. Er war sich zu hundert Prozent sicher, dass es keine Hinweise auf die Brandursache geben würde. Der Bruchteil einer Sekunde, der verging, bis die Antwort kam, zog sich wie eine Ewigkeit hin.
    »Nichts, nichts auffälliges, rein gar nichts typisches«, antwortete der Overallträger. »So wie es aussieht, hat ja auch nicht der ganze Raum gebrannt, sondern nur die Vitrine oder besser gesagt, das, was sich in der Vitrine befand. Dieses Ölgemälde oder was es war, hat wohl von alleine Feuer gefangen.«
    »Selbstentzündung«, murmelte der Einsatzleiter hörbar.
    »Was heißt das, Selbstentzündung, das verstehe ich nicht, wie kann das sein?«, rief Simon laut. »Wir haben ein solches Bild doch nicht zum ersten Mal in einer Vitrine ausgestellt. Warum ist das passiert?«
    Der Overallträger drehte sich zu Simon. »Verkettung unglücklicher Umstände, wobei wir uns diese Umstände eigentlich nicht erklären können.«
    »Was können sie sich nicht erklären«,

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