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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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mischte sich Edmund Linz ein.
    Der Overallträger sah ihn an. »Wir sind noch nicht mit unseren Untersuchungen fertig, also kann ich jetzt nur Vermutungen anstellen. Wenn sie mich hier festnageln wollen, sage ich gar nichts mehr und sie müssen warten, bis unser Bericht vorliegt.«
    »Schon gut«, beschwichtigte Simon. »Also, was vermuten sie?«
    Der Overallträger räusperte sich. »Ich denke an Selbstentzündung. In der Vitrine müssen Bedingungen geherrscht haben, die zu einer Selbstentzündung der Materialien geführt haben. Warum oder wieso, lässt sich schwer sagen. Im Wesentlichen wird es aber wohl die Temperatur gewesen sein und natürlich auch die Art der Sauerstoffzuführung. Es muss noch nicht einmal besonders heiß gewesen sein. Ein Wärmestau in der Vitrine hat vermutlich ausgereicht. Nach der Entzündung, die sofort mit starker Rauchbildung begonnen hat, wurde der Sauerstoff in der Vitrine verbraucht. Die Vitrine hatte eine separate Luftzufuhr am Boden. Es konnte also Luft von außen, es konnte Sauerstoff hinzu schießen, wie in einem Kamin und dann war es um das Objekt geschehen. "
    »Und wer hat daran schuld«, fragte Simon.
    »Es ist mir egal wer daran Schuld hat«, rief Edmund Linz erregt dazwischen. Er wunderte sich selbst, wie erregt seine Stimme jetzt klang. »Es war mein Gauguin und ich habe ihn in ihre Obhut gegeben und in die Obhut dieser Leute hier.«
    Er sah die beiden Sicherheitsmänner an, die ohne eine Miene zu verziehen da standen. Dann wandte Edmund Linz seinen Blick zu dem Versicherungsangestellten, der die Verantwortung für die Ausstellung hatte. Auch er starrte regungslos geradeaus.
    »Das Bild war versichert, ganz einfach«, warf Simon ein. »Das Risiko muss die Versicherung abdecken, zumal der Vorfall ja auch hier bei Ihnen geschehen ist. Der kunsthistorische Verlust aber ist wohl kaum wieder gut zu machen.«
    »Ich gehe davon aus, dass die Untersuchungen noch nicht vollständig abgeschlossen sind«, sagte der Mann von der Versicherungsgesellschaft.
    Der Einsatzleiter nickte. »Es wird einen Bericht geben, sobald alles untersucht ist und die Laborergebnisse vorliegen.«
    »Wir haben Proben von den Resten des Bildes und der Vitrine mitgenommen«, ergänzte der Overallträger.
    Wieder zuckte Edmund Linz innerlich zusammen, um sich gleich wieder sicher zu sein, dass sie nichts finden würden. Abgesehen von der nicht geplanten Verzögerung, war es einfach perfekt gelaufen und es war das erste Mal in seinem Leben, dass er mit einem einzigen chemischen Experiment so viel Geld auf einmal verdient hatte.
    »Wie lange wird das dauern?«, fragte Simon in Richtung des Einsatzleiters. »Und wann wird die Versicherung bezahlen«, fragte er im selben Atemzug den Mann von der Versicherungsgesellschaft. »Wir werden jetzt weitere Kosten haben. Es war ja bereits alles organisiert, die Presseveranstaltungen, die Versteigerung, einfach alles. Das müssen wir jetzt stornieren.«
    Seine Stimme klang immer krächzender. So hatte Edmund Linz Simon Halter noch nie erlebt. Er wirkte fast etwas unbeherrscht, obwohl die Sache doch klar war. Die Versicherung würde zahlen, sie musste zahlen. Laut Vertrag mit Blammer würde Edmund Linz von den zehn Millionen aus der Versicherungssumme gut acht Millionen erhalten. Der Rest ging an Blammer. Beide Parteien hatten somit gut verdient, obwohl Blammer sicherlich auch Kosten hatte. Die Recherchen nach dem Herkunftsnachweis des Gauguins und was alles noch angefallen war, aber mit zwei Millionen dafür bezahlt zu werden, war eindeutig ein Gewinn, ein satter Gewinn. Eigentlich hatten alle verdient, Simon Halter mit seiner Firma und natürlich auch Georg Staffa, der sogar aus der Versicherungssumme noch eine Erfolgsbeteiligung erhalten würde. Der einzige Verlierer war die Versicherung. Es konnten aber keine großen Schmerzen sein, wenn er sich dieses Imperium ansah, in dem sie sich gerade befanden. Noch immer schwiegen alle. Der Einsatzleiter ging voran. Sie betraten den Ausstellungsraum. Es roch nach Öl, verbranntem Öl. Vielleicht fiel es auch nur Edmund Linz auf, weil er diesen Geruch erwartet hatte. In seinem Kopf spielte sich noch einmal das Geschehen ab, sehr schnell im Zeitraffer. Sie traten an die Vitrine. Die Leute von der Spurensicherung hatten zuletzt noch die Scherben der geplatzten Glasscheibe zusammengekehrt und an den Sockel der Vitrine geschoben. Als erster blickte Simon in den jetzt von außen schwarzen Kasten. Edmund Linz trat hinter ihn. Die Asche

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