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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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lebte bereits auf den Marquesas, noch bevor es die Meuterei auf der Bounty gab, wie er selbst immer sagte. Sein Vater hatte mittlerweile ein Lobster-Restaurant und fischte nicht mehr selbst. Das Restaurant war bei Touristen sehr beliebt. Gori hatte auf Tahiti eine Handelsschule besucht und arbeitete als Buchhalter in der Apotheke. Außer ihm hatten Florence und ihr Bruder fast nur Angestellte, die aus den Ureinwohnerfamilien der Marquesas stammten. Eine Ausnahme war Yves Clary. Er stammte aus Marseille und lebte erst seit einigen Jahren auf Nuku Hiva. Er war der älteste Mitarbeiter und überlegte sich ständig, ob er noch in der Südsee bleiben oder wieder nach Frankreich zurückkehren sollte. Yves machte das Controlling und war für die Lagerbestände zuständig. Um den Einkauf kümmerten sich Florence und ihr Bruder selbst.
    "Übrigens, Stella hat nach dir gefragt«, kündigte Gori an.
    »Hat sie gesagt, was sie von mir will?«, fragte Florence.
    »Das soll sie dir lieber selber sagen, aber ich glaube es ist nichts Wichtiges, also Ruhe bewahren«, meinte Gori.
    Die Worte: »also Ruhe bewahren«, verwendete Gori als Standardspruch zu allem und zu jedem. Florence sah sich um. Die Tür zu ihrem Büro und zum Büro ihres Bruders standen wie gewöhnlich offen. Sie konnte sehen, dass ihr Bruder nicht am Platz war.
    »Dann habt ihr also auch nichts Neues für mich?«, wandte sie sich wieder an ihre beiden Mitarbeiter.
    »Liegt alles auf deinem Schreibtisch, wenn es dein Bruder nicht schon weggefischt hat«, sagte Yves.
    »Und wo ist Noël denn nun, in seinem Büro wohl nicht?« Florence sah noch einmal hinüber.
    »Hast du schon dem Labor einen Besuch abgestattet?«, antwortete Gori achselzuckend.
    Florence schüttelte den Kopf. »Ich wollte zuerst meine Lieblingskollegen begrüßen.« Sie lachte zu ihrer Bemerkung.
    »Hey Gori, darauf brauchst du dir nichts einzubilden, ich habe gehört, dass sie das zu jedem hier sagt.«
    Florence klopfte Gori zustimmend auf die Schulter. »So Jungs, dann will ich mal nachsehen, ob ihr mir hier kein Chaos veranstaltet habt.«
    Sie ging in ihr Büro, ließ aber die Tür offen. Auf ihrem Schreibtisch lagen tatsächlich nur wenige Unterlagen, einige Zeitschriften und die Post. Die meisten Briefe waren bereits geöffnet. Es waren geschäftliche Sachen, die ihr Bruder oder die anderen Mitarbeiter während ihrer Abwesenheit erledigt hatten. Sie setzte sich in ihren Schreibtischstuhl und blätterte eine Apothekerinformation durch. Sie überlegte schon, sofort im Labor vorbeizusehen, als ihr Bruder das große Büro betrat. Sie reckte den Hals und winkte ihm zu. Noël kam sofort zu ihr. Sie blieb in ihrem Stuhl sitzen und er beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen Kuss.
    »Schön, dass du dich auch mal wieder blicken lässt, aber ich rate dir, heute noch nicht mit der Arbeit zu beginnen. Das Krankenhaus will Inventur machen und wir müssen mithelfen, die Bestände auf den Stationen zu prüfen. Das gibt wieder ewige Diskussionen.«
    Florence verzog das Gesicht. »Es kommt jetzt also doch ein Wirtschaftsprüfer. Wissen die schon wann?«
    »Heute Nachmittag gibt es ein Meeting und dann erfahren wir alles von Dr. Clemens. Bis dahin will er zumindest ungefähr wissen, was im letzten Jahr alles an das Krankenhaus geliefert wurde und natürlich auch wofür.«
    »Da soll er seine Ärzte fragen«, sagte Florence gleichgültig.
    »Ja, schon klar, das wird er ja auch, aber wir sollen mal wieder unterstützen. Das ist ja auch in Ordnung.« Noël legte ihr die Hand auf die Schulter. »Du brauchst um drei nur mit zum Meeting kommen. Gori und Yves kümmern sich nachher um die Inventur auf den Stationen. Die Schwestern dort wissen auch schon Bescheid.«
    »Na gut, ich bin natürlich dabei. Gibt es sonst etwas Neues? Was ist mit der Post, ist das hier alles?«, fragte Florence und tippte auf den Stapel, der auf ihrem Schreibtisch lag.
    »Alles schon erledigt, es war nicht viel, nichts, um das du dich noch kümmern müsstest.« Er stutzte kurz und lächelte dann. »Deine Liebesbriefe habe ich natürlich nicht geöffnet.«
    Florence lächelte zurück. Sie nahm die beiden ungeöffneten Umschläge und hielt sie hoch. »Du meinst diese Liebesbriefe hier.« Sie sah sich den Absender des ersten an. »Dieser stammt von der ADD. Du hattest nur keine Lust den Fragebogen selbst auszufüllen, den sie alle drei Monate schicken, stimmt's.«
    Sie zog den zweiten hervor und sah sich auch bei diesem den Absender an. »Oh,

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