1981 - Richard
am Ortsrand, weit vom Zentrum entfernt. Noch ein Stück weiter außerhalb gab es mehrere bebaute Grundstücke. Eines davon gehörte der Familie Uzar. Es waren fünfzehn Kilometer Luftlinie vom Flugplatz bis nach Taiohae. Der Hubschrauber brauchte dafür keine zehn Minuten. Sie steuerten bereits auf das Krankenhausgelände zu. Ein großes »H« wies den Landeplatz aus. Maurice hielt die Maschine ruhig und ging dann senkrecht tiefer, bis sie sanft auf dem Boden aufsetzten. Er ließ die Rotoren sofort auslaufen. Sie blieben aber noch eine Minute sitzen. Florence nahm ihren Helm ab und Maurice verstaute ihn wieder hinter dem Copilotensitz. Sie hatte ihren eigenen Jeep während ihrer ganzen Abwesenheit auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus stehen gelassen. Beim Anflug hatte sie ihn schon gesehen.
»Ich werde meinen Wagen vorfahren, dann brauchst du die Koffer nicht bis zum Parkplatz schleppen«, schlug Florence vor.
Sie stieg aus und ging in Richtung der Gebäude. Sie hätte noch in der Apotheke vorbeischauen können, aber sie wollte jetzt schnell nach Hause. Sie ging direkt zu ihrem Wagen und fuhr um den Hangar und das Servicegebäude der Hubschrauberstation herum und hielt genau an einem Bein des großen H. Maurice hatte schon die Koffer und die Reisetasche ausgeladen. Er stellte sie auf die offene Ladefläche des Jeeps und deckte sie mit einer Plane zu.
»So Mädchen, jetzt bist du wieder zu Hause.«
Florence stieg aus dem Wagen. »Danke Maurice, danke für den Flug.« Sie küsste ihn wieder auf beide Wangen und stieg dann zurück in ihren Wagen.
Vom Krankenhaus brauchte sie zehn Minuten nach Hause. Sie parkte auf einem Platz vor dem Grundstück. Vom Tor aus führte ein kleiner Weg zu ihrem Haus. Sie beeilte sich, sie wollte sich frisch machen und dann hinüber ins Haupthaus zu ihren Eltern gehen. Bis vor ein paar Jahren hatte sie dort noch selbst gewohnt und sich dann aber auf dem Grundstück ihrer Eltern ein eigenes Haus bauen lassen. Ihr Bruder wohnte mit seiner Familie ein paar Kilometer weiter die Küste hinauf. Sie würde ihn spätestens morgen bei der Arbeit treffen. Die Apotheke hatte auch am Samstag geöffnet, für den Sonntag gab es einen Notdienst. Florence dachte an die Lederhosen, die sie ihrem Bruder gekauft hatte. Einen der Koffer nahm sie sofort mit zum Haus. Sie stellte ihn im Schlafzimmer ab und ging erst einmal unter die Dusche. Eine halbe Stunde später war sie bereits in dem kleinen Pavillon, in dem ihre Eltern mittags oft saßen und etwas aßen. Sie hatte sie gestern Abend das letzte Mal von Tahiti aus angerufen und Ihnen mitgeteilt, wann sie wieder daheim sein würde.
»Florence, du siehst müde aus, sieht sie nicht müde aus, Gustave«, meinte ihre Mutter vorwurfsvoll.
Ihr Vater sah seine Tochter an. »Du sollst nicht immer an ihr herum nörgeln, Marie.«
»Es ist schon richtig Papa, ich bin auch müde«, beschwichtigte Florence. »Die lange Reise und dann die Zeitverschiebung. Ich werde wohl nicht lange bleiben.«
»Aber du isst doch noch etwas«, mahnte ihr Vater.
»Ja, ist schon in Ordnung, eine Kleinigkeit kann ich ja noch essen«, gab Florence dem drängen ihrer Eltern nach.
Ihre Mutter nahm einen Teller und Besteck vom Servierwagen und deckte für sie auf. Florence setzte sich. Ihr Vater schenkte Tee ein und reichte ihr den Brotkorb. Sie nahm Käse und Oliven und die Kräuterbutter, die sie so gerne mochte und die ihre Mutter selbst herstellte. Ihr Appetit war doch größer, als sie gedacht hatte. Erst nach gut zwei Stunden verabschiedete sie sich schließlich von ihren Eltern. Sie ging nicht gleich zurück zu ihrem Haus, sondern schlenderte noch durch den Garten, Richtung Meer. Es war schon spät am Nachmittag und immer noch sehr warm. Florence liebte dieses Klima, besonders, wenn von der Küste her ein leichter Wind herüberwehte. Das Grundstück der Uzars lag zum Meer hin an einer Steilküste. Die Klippen waren hier aber nur einige Meter hoch und gingen in einen Sandstrand über, der gut zweihundert Meter breit war. Oben an den Klippen gab es einen Zaun und eine kleine Holztreppe führte an den Strand. Florence ging die Stufen hinunter. Die Klippen begrenzten den Strand bis weit ins Meer hinein und bildeten eine kleine Bucht. Als Kind hatte sie im seichteren Wasser der Bucht schwimmen gelernt. Bis zum letzten Jahr gab es auch einen kleinen Schuppen, in dem die Familie Stühle, Liegen und Sonnenschirme aufbewahrte. Ihr Bruder hatte ihn abgerissen und wollte schon längst einen
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