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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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Auftrag von jemandem verkauft, darüber hat er uns nichts erzählt. Gestohlen ist es jedenfalls nicht. Das haben wir bereits recherchiert.« Simon räusperte sich. »Lassen wir mal die Vergangenheit von Herrn Linz Vergangenheit sein, für den Augenblick zumindest, wir haben nämlich eigentlich ein ganz anderes Problem. Du nimmst ja sicherlich wie selbstverständlich an, dass der Gauguin echt ist.«
    Georg setzte sich wieder aufrecht in seinen Stuhl. Er sah Simon an. »Oh, du hast Recht, darüber habe ich mir bislang wirklich noch keine Gedanken gemacht, jetzt bin ich aber gespannt.«
    »Nicht dass du mich falsch verstehst.«, sagte Simon ruhig. »Wir handeln natürlich nur mit echten Gauguins.« Er lächelte. »Wobei ich gestehen muss, dass dies hier unser erster ist. Aber Scherz bei Seite. Wir haben uns natürlich vergewissert, ob das Bild authentisch ist. Es fehlt uns nur noch ein Beweis.«
    »Und da hast du gedacht, dass ich dir bei der Beweissicherung helfen kann?«, warf Georg ein.
    »Ganz richtig. Ich möchte dich bitten, etwas über eine bestimmte Person herauszufinden«, erklärte Simon.
    »Ich soll über meine Kanzlei eine Person für dich aufspüren?«, folgerte Georg.
    »Ich meine es noch etwas anders«, sagte Simon. »Erinnerst du dich noch an den Fall Hausschild , Igor Hausschild .«
    Georg brauchte nicht zu überlegen. Es war erst zwei oder drei Jahre her. Igor Hausschild war ein bekannter Berliner Künstler, der im Auftrag seiner Kunden Portraits, Landschaften und Stadtszenen malte. Er war bereits Mitte der achtziger Jahre verstorben und hatte keine Erben hinterlassen. Sein Vermögen an Bargeld und Immobilien belief sich auf über drei Millionen D-Mark. Außerdem besaß er noch eine Kunstsammlung, die zum größten Teil aus seinen eigenen Werken bestand und die auch noch einmal auf einige hundert Tausend D-Mark geschätzt wurde, wenn nicht sogar auf mehr. Das Kunst- und Auktionshaus Blammer sollte die Sammlung damals im Auftrag der Stadt Berlin versteigern. Der Gewinner bei diesem Geschäft sollte der Staat sein, was Simon generell störte, wie er selbst sagte. Igor Hausschild war russischer Abstammung, irgendwo musste es noch einen Bruder, eine Schwester, Nichten oder Neffen oder andere Verwandte geben, die Anspruch auf das Erbe hatten. Die Idee hatte damals Georg selbst gegeben. In seiner Kanzlei mussten jedes Jahr mehrere Erbschaftsfälle abgewickelt werden, die in der Regel nicht immer einfach abgelehnt werden konnten, da sie der Kanzlei vom Amts- oder Verwaltungsgericht wie die Bestellung als Pflichtverteidiger zugewiesen wurden. Es ging nur selten um ein richtig wertvolles Erbe, an dem die Kanzlei neben den Gebühren auch prozentual beteiligt wurde, sofern sich tatsächlich ein Erbe fand. Im Falle von Igor Hausschild war das anders. Es war aber auch in diesem Fall schwieriger, etwas heraus zu finden. In Deutschland waren die Quellen schnell versiegt und Georg begab sich in die tiefste Vergangenheit der Familie Hausschild . Er reiste sogar bis nach Samara , einer Großstadt an der Wolga , im westlichen Russland, um Angehörige von Igor Hausschild ausfindig zu machen. Sein Erfolg waren eine neunundsiebzigjährige Cousine dritten Grades und ihr fünfundfünfzigjähriger Sohn. Georg hatte herausgefunden, dass die Cousine und Igor Hausschild einen gemeinsamen Urgroßvater hatten, der 1881 in der Wolgastadt Sysran von einem Pferdefuhrwerk überfahren und getötet wurde. Um diese Fakten herauszufinden, brauchte Georg nicht mehr als den Namen Hausschild , eine Adresse in Sankt Petersburg und mehrere vergilbte Fotografien. Genau an diese Fakten dachte er jetzt, als Simon den Namen Igor Hausschild erwähnte.
    »Aber es geht hier nicht um einen Erben?«, fragte Georg. »Du hast doch über einen noch fehlenden Beweis gesprochen, einen Beweis, für die Echtheit dieses Gauguin-Gemäldes.« Er zeigte auf das Bild, das noch immer an die Leinwand projiziert wurde.
    Simon nickte. »Ganz richtig, es geht um den Gauguin, um seine Herkunft. Ich will dir kurz die Ausgangssituation erklären.« Er zeigte ebenfalls auf die Leinwand. »Für dieses Ölgemälde fehlt uns ein Herkunftsnachweis. Weder in der Literatur noch in den einschlägigen Archiven finden sich Hinweise darauf, dass Gauguin dieses Bild gemalt hat, aber wir sind natürlich davon überzeugt, dass er hat, dass muss ich hier unbedingt betonen. Alles an dem Bild stimmt ansonsten nämlich. Du sollst uns den fehlenden Beweis beschaffen, so ähnlich, wie du es

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