1981 - Richard
paar Minuten, dann griff er sich sein Jackett und verließ das Büro.
Es stand tatsächlich eine Kanne Kaffee für ihn bereit. Er hatte nur knapp sieben Minuten gebraucht, um sein Bürogebäude zu verlassen, über die Straße zu gehen und Einlass bei Blammer zu finden. Simon saß nicht an seinem Schreibtisch, sondern an dem runden Besprechungstisch, auf dem eine Schar von Geräten stand. Es waren zwei Laptops und an jedem war ein surrender Beamer angeschlossen. Das Geräusch kam von den Lüftern der Beamer, die gegen die Hitze der Projektionslampen ankämpften. Simon und Heinz Kühler standen auf und begrüßten ihn mit einem Handschlag. Den Kaffee schenkte sich Georg selbst ein und sah dann erwartungsvoll zu seinen Gastgebern.
»Danke erst einmal, dass es so schnell ging«, begann Simon. »Ich habe natürlich etwas für dich, genau genommen sind es zwei Aufträge. Der eine wird dich nur ein müdes Lächeln kosten. Es geht um einen Vertrag, den deine Kanzlei ausarbeiten soll. Es muss allerdings bis morgen Abend erledigt sein.«
Heinz Kühler reichte Georg einige Notizen. »Es ist unser Standardvertrag zur Übernahme eines Versteigerungsobjekts und der Auktionsabwicklung«, erklärte er. »Ich habe die Änderungen hier markiert und die neuen Daten an den Rand geschrieben.«
Georg überflog das Papier und nickte. »Kein Problem. Das kriegen wir sicherlich hin, auch bis morgen. Was gibt es sonst noch?«
Er nahm einen Schluck Kaffee und sah wieder zu Simon, der etwas an den Laptops einstellte. Die beiden Beamer warfen ihre Lichtkegel auf die Leinwand und Georg sah gespannt auf das, was man ihm zeigen wollte.
»Es ist nicht ganz so einfach«, sagte Simon. »Ich muss etwas ausholen. Auf der Leinwand siehst du rechts das Foto eines Ölgemäldes, das die Signatur Paul Gauguins trägt. Ich denke, selbst so ein Kunstbanause wie du kennt diesen französischen Maler.«
Georg musste über die Bemerkung schmunzeln. »Ich habe den Film gesehen, Leben in Leidenschaft oder so ähnlich, mit Anthony Quinn als Gauguin. Quinn hat sogar den Oskar für die Rolle bekommen.«
Während Heinz Kühler zustimmte, stutzte Simon. »Das kann sein«, sagte er, nachdem er kurz nachgedacht hatte, »aber du weist auf jeden Fall, wen ich meine. Dieses Ölgemälde wurde uns zur Versteigerung angeboten. Daher auch der Vertragsentwurf, den dir Herr Kühler eben gegeben hat.«
»Ich verstehe«, bemerkte Georg. »Es geht in dem Vertrag um dieses Bild.« Er sah noch einmal auf das Schriftstück vor ihm. »Herr Edmund Linz besitzt also einen Gauguin und will ihn über das Haus Blammer verkaufen?«
»Richtig«, bestätigte Simon. »Aber das hört sich so an, als kennst du Herrn Linz?«
Georg lehnte sich zurück. »Ja, ich kenne Herrn Edmund Linz. Er besaß eine kleine Kunststofffabrik und hat damit eine Millionen-Insolvenz hingelegt, abzüglich aller Spesen, versteht sich. Im letzten Jahr wurde alles, was er noch an Privatvermögen besaß, gepfändet. Alles weg, sein Haus, sein Fuhrpark, und er hatte auch Kunstgegenstände. Die wurden meines Wissens auch versteigert. Vor Gericht hat er angegeben, dass keine weitere Masse mehr vorhanden sei, daher wundert es mich, dass dein Kunde jetzt plötzlich einen Gauguin besitzt. Ich weiß zwar nicht was so ein Gemälde wert ist, aber wenn Antony Quinn schon allein für die Filmrolle einen Oskar gekriegt hat, werden auch die Bilder von Gauguin nicht ganz billig sein.«
Simon sah Georg überrascht an. »Woher weißt du dass alles so genau, ich meine diese Dinge über Herrn Linz?«
»Ich darf dir natürlich keine Details nennen, aber meine Kanzlei hat einen von Herrn Linz Gläubigern vertreten. Nichts kompliziertes, nichts dramatisches, wirklich. Mein Mandant hatte Glück und ist noch sehr gut aus der Sache herausgekommen, aber ich habe die Verhandlungen der anderen Kläger verfolgt und konnte immerhin damals auch Einsicht in die Gerichtsakten nehmen. Ich denke, das sagt alles.« Georg machte eine kurze Pause. »Und was ist so ein Bild, so ein Ölgemälde von Gauguin nun wert?«
»Gauguin hatte zu Lebzeiten wenig Erfolg. Ich bin davon überzeugt, dass sich auch daraus sein Stellenwert ergeben hat und der Grund dafür, dass ein echter Gauguin heute zum Teil mit mehreren hunderttausend D-Mark gehandelt wird. Die ganz berühmten Werke gehen sogar in die Millionen.«
»Und du sagst, der Gauguin gehört wirklich diesem Edmund Linz?«, fragte Georg.
Simon nickte. »Er hat es behauptet und ob er das Bild nun im
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