1981 - Richard
suchen«, entgegnete Edmund Linz lachend. »Seien sie mir nicht böse, aber ich will nicht den Fehler machen, dass ich es billig verscherble und hinterher wird doch noch bewiesen, dass es echt ist und ein anderer wird reich, mit meinem Gauguin.«
»Wir werden uns bemühen, nichts zu übersehen«, antwortete Heinz Kühler, »schon in unserem eigenen Interesse.«
Simon stimmte seinem Mitarbeiter zu. Auf dem Tisch lag ein Kugelschreiber bereit. Edmund Linz griff nach dem Stift und kritzelte ohne weiter zu zögern seine Unterschrift auf die letzte Seite des Vertrages. Er übergab Simon den Kugelschreiber, der ebenfalls unterschrieb. Edmund Linz erhielt eine Kopie des Vertrages, die er lässig in die Innentasche seines Jacketts steckte.
»Wann geht es los?«, fragte er mit einem Tonfall, als sei es ihm eigentlich egal. »Ich habe wohl verständliches Interesse daran, dass sie schnell fündig werden«, fügte er dann aber hinzu.
»Ich denke darüber wird Ihnen Herr Staffa mehr erzählen können. Wir haben ihn mit der Recherche beauftragt«, erklärte Simon.
Edmund Linz wandte sich an Georg. »Wie wollen sie denn vorgehen? sie haben diesen Namen, Victor Jasoline, der Mann ist doch längst gestorben, genauso wie vermutlich die Kleine da. Es ist fast hundert Jahre her, dass das Ölgemälde entstanden ist.«
»Genau dafür ist Herr Staffa der Spezialist«, erklärte Simon. »Nach dem wir in den einschlägigen Archiven nichts über das Gemälde gefunden haben, hoffen wir jetzt, dass von Victor Jasoline eine Spur zu dem kleinen Mädchen führt und dass diese Julie oder ihre Nachfahren wiederum etwas über das Bild wissen. Herr Staffa hat in der Vergangenheit schon ähnliche Recherchen unternommen, bei denen er auch nicht viel mehr Anhaltspunkte hatte als in diesem Fall.«
Edmund Linz überlegte. »Wenn sie meinen. Und sie glauben wirklich eine Spur zu finden, nach fast hundert Jahren. Wenn ich mir den Lebenslauf von diesem Victor Jasoline so ansehe, kann es doch nicht einfach sein. Der Lebenslauf ist ja noch nicht einmal vollständig, wir wissen ja gar nicht, wo dieser Victor Jasoline nach 1906 geblieben ist?«
»Die Menschen hinterlassen Spuren«, antwortete Georg. »Behörden machen Notizen. Bei einem ehemaligen Staatsdiener sind diese Aufzeichnungen wahrscheinlich noch genauer. Und selbst wenn das nicht gegeben wäre, ist es manchmal erstaunlich, was sich alles recherchieren lässt. Man muss natürlich Übung haben und das Gespür für Informationen und man muss wissen wo man nachzuschauen hat.«
»Und sie haben diese Erfahrungen?«, entgegnete Edmund Linz.
»Ich mache so etwas jedenfalls nicht zum ersten Mal und ich habe mittlerweile auch meine besonderen Quellen. Ich habe zum Beispiel Kontakt zu genealogischen Instituten, die regelrecht Ahnenforschung betreiben und deren Dienste man kaufen kann.«
Edmund Linz zuckte mit den Achseln.
»Ich denke, Ende nächster Woche wissen wir schon mehr«, sagte Georg abschließend.
*
Georg hatte sich in den letzten zwei Tagen erkundigt, er war in die Bibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität gegangen. Er suchte Literatur über die französischen Kolonien im neunzehnten- und frühen zwanzigsten Jahrhundert. Er beschränkte sich dabei zunächst nicht nur auf die Südsee, sondern wollte einen Gesamtüberblick über die Kolonialmacht Frankreich und insbesondere deren Protektorate und Kolonien erhalten. In Afrika waren es die Komoren und Réunion. Neben Französisch-Polynesien gab es in Ozeanien noch die Hebriden, Neukaledonien und Wallis und Futuna. Er hatte eine Akte angelegt. Eigentlich war es nur ein Kunststoffbehälter mit einem Knopfverschluss, in dem sich alle Dokumente hervorragend sammeln ließen. Er hatte von Simon neben dem Namen Jasoline noch einen zweiten Namen erhalten. Es ging um die Fotografie, auf der das kleine Mädchen mit anderen Kindern vor den Auslagen eines Geschäfts stand. Madame Uzar hatte mitgeteilt, dass das Foto mit dem Titel »Handelsposten Gallet in Atuona« beschriftet war. Simon glaubte zunächst, dass es der Familienname des Geschäftsbetreibers sein könnte. Madame Uzar hatte aber noch einmal recherchiert und herausgefunden, dass Gallet eine Firma war, hinter der eine Handelsgesellschaft stand. Sowohl die Firma Gallet , als auch die Handelsgesellschaft existierten seit den dreißiger Jahren nicht mehr. Es war also auch sehr schwer die Namen von ehemaligen Angestellten heraus zu finden. Der Name Jasoline war damit doch die einzige Spur.
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