1981 - Richard
sollen. Er tippte den Namen Uzar in das Suchfeld. Die Holzfigur trat wieder von rechts in den Computermonitor ein und begann zu tanzen. Nach wenigen Sekunden erschien eine neue Ergebniszeile.
Gustave René Uzar, geb. 01.06.1860 Brest, Frankreich, gest. 05.02.1947 Papeete, Tahiti, franz. Polynesien.
Mit einem Doppelklick öffnete er das Dokument, das sich hinter der Ergebniszeile befand, aber er kam nicht mehr dazu, es zu lesen.
»Monsieur, wie kann ich Ihnen noch helfen?«, fragte Jason Flo, der sein Gespräch mit dem anderen Besucher beendet hatte.
»Danke, dass sie noch einmal gekommen sind«, sagte Georg. »Ich habe tatsächlich noch eine Frage. Wie war das noch mit ihrem Motto, also mit den Vorfahren in den Kolonien? Ich habe nach einer Person gesucht und einen Lebenslauf gefunden, aber gibt es keinen, sagen wir mal Stammbaum, mit dem ich diese Person in die Gegenwart verfolgen kann, zu den Nachfahren?«
»Oh, das haben sie falsch verstanden, Monsieur«, erklärte Jason Flo. »Mit dem Suchprogramm können sie eine Person finden, deren Namen sie bereits kennen, zum Beispiel den Namen ihres Urgroßvaters, natürlich den vollständigen Namen, damit es keine Verwechselungen gibt. Wenn sie die Person tatsächlich in unserer Datenbank finden, soll Ihnen der kleine Lebenslauf helfen, damit sie sicher sind, dass es sich tatsächlich um ihren Urgroßvater handelt. Sie verstehen?«
»Gut, ich habe das Problem, dass ich eigentlich nicht nach meinen Vorfahren suche. Ich suche nach einem Mann, der in den Kolonien gelebt und gearbeitet hat und ich möchte wissen, ob es heute noch Verwandte, also Nachfahren dieses Mannes gibt.«
Jason Flo zuckte mit den Achseln. »Wie gesagt, es ist lediglich ein Blick in die Vergangenheit.«
Georg überlegte. »Woher stammen denn die Lebensläufe. Es muss doch noch andere Quellen geben, auf die sie sich mit ihrer Datenbank berufen?«
Jason Flo schaute zunächst so, als verstünde er nicht, was Georg meinte. »Ich weiß darüber leider nichts«, sagte er schließlich. »Ich wurde nur an diesen Geräten und der Software geschult, um Besuchern wie Ihnen den Umgang zu zeigen und sie bei der Suche zu unterstützen.«
»Und wer kann mir dann weiterhelfen?«, fragte Georg.
Jason Flo überlegte. »Es ist nicht üblich, aber ich könnte mit der Leitung für diesen Bereich hier sprechen, wenn sie es wünschen. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass heute jemand für sie Zeit hat. Ich weiß nicht, wer gerade da ist.«
»Würden sie das tun, es wäre wirklich wichtig. Wie gesagt, mein Name ist Staffa, Georg Staffa aus München, aus Deutschland.« Georg fummelte eine Visitenkarte aus seiner Brusttasche und gab sie Jason Flo. »Ich bin Rechtsanwalt.«
Es war immer hilfreich, wenn Georg seinen Beruf nannte. Der Beruf des Rechtsanwalts hatte etwas positives, nicht so, als wenn jemand sagte, ich bin von der Polizei oder gar Privatdetektiv.
Jason Flo sah sich die Karte genau an und nickte dann. »Ich werde sehen, was ich für sie tun kann, Monsieur.« Er lächelte und wandte sich zum Gehen um.
Georg blieb zurück. Er drehte sich wieder zu dem Terminal und dachte nach. Auf dem Monitor wurde eine Seite angezeigt. Er erinnerte sich wieder an die Suchanfrage, die er vor ein paar Minuten gestartet hatte: »Uzar, Gustave René«. Es war nicht besonders spannend, ein Apotheker aus Brest. Sein Leben war auf zwei Absätze komprimiert, nicht einmal eine halbe Seite. Der Höhepunkt schien die ehrenamtliche Tätigkeit als Kurator des Zentralkrankenhauses Papeete zu sein. Georg ging zurück auf die Startmaske. Er tippte seinen eigenen Namen ein, er dachte wieder an das Motto der Ausstellung. Diesmal tanzte die Holzfigur sehr lange, um schließlich keinen Treffer anzuzeigen. Der Name Staffa war nicht französischen Ursprungs, das wusste er selbst, aber es hätte ja einen Zufallstreffer geben können. Er probierte es mit dem Namen Gauguin. Die Holzfigur konnte nicht einmal zu ihrem ersten Sprung ansetzen, als bereits die Zeile mit dem Ergebnis erschien. Natürlich gehörte auch der Maler Paul Gauguin in die Datenbank. Hinter dem Eintrag fand sich eine vierseitige Biographie. Georg hatte keine Lust, sie durchzulesen. Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück und drehte sich wieder in die Richtung, in die Jason Flo verschwunden war. Jetzt kam er zurück, bei ihm ein junger Mann, nicht älter als dreißig. Georg erhob sich, als die beiden zu ihm traten.
»Herr Staffa?«, der junge Mann hatte Georgs
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