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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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Visitenkarte in der Hand. »Mein ist Name Richard Völler«, stellte er sich auf Deutsch vor. »Sie interessieren sich für unsere Ausstellung?«
    Georg nickte. »Ja, aber ich fürchte, dass ich etwas mehr wissen möchte als andere Besucher.«
    »Kein Problem denke ich. Worum geht es denn genau?«, fragte Richard Völler freundlich.
    »Wie ich ihrem Kollegen bereits erklärt habe, möchte ich die Nachfahren einer gewissen Person finden. Ich habe hier einen Namen und möchte wissen, ob es Kinder oder Kindeskinder gab, ob es noch lebende Verwandte gibt, und wo ich sie finden kann. Ihr Archiv ist sicherlich ganz nett gemacht, aber sie müssen ihre Daten doch auch irgendwo her bekommen haben. Ich interessiere mich also für ihre Quellen, um es ganz einfach zu sagen.«
    Richard Völler sah ihn die ganze Zeit mit offenem Mund an. Er schluckte und fasste sich dann ans Kinn. »Ich bin der Projektleiter für die Vorfahrenrecherche«, erklärte er schließlich. »Natürlich haben wir weitere Informationen, die wir aber hier nicht so öffentlich zugänglich machen dürfen, der Datenschutz, sie verstehen.« Er überlegte erneut. »Sie sind Rechtsanwalt, für wen interessieren sie sich denn, ich meine in welcher Beziehung stehen sie zu dieser Person?«
    »Es geht um Ahnenforschung«, erklärte Georg. »Es geht um einen französischen Offizier Namens Victor Jasoline. Ich habe eine Klientin, eine Französin , die in München lebt und dort auch verheiratet ist. Sie hat alte Briefe von ihrer Großmutter geerbt und in diesen Briefen taucht der Name Jasoline auf. Meine Klientin vermutet jetzt, dass Victor Jasoline ein Onkel ihrer Großmutter sein könnte, der um die Jahrhundertwende aus Europa ausgewandert ist.«
    Georg wunderte sich selbst über seine Geschichte, die er sich erst beim Erzählen ausgedacht hatte. Das mit der in München verheirateten Klientin war gar nicht so sehr gelogen. Er dachte dabei an Colette Halter, schließlich war er tatsächlich im Auftrag der Halters, im Auftrag von Simon, hier in Paris. Richard Völler setzte sich ohne Vorankündigung auf Georgs Platz, an das Terminal. Er suchte im Betriebssystem die Rubrik »Neu anmelden«. Als die Maske erschien, tippte er seine User-ID und ein Passwort ein. Der Rechner startete das Betriebssystem neu und als der Desktop-Bildschirm wieder erschien, waren deutlich mehr Icons auf der Benutzeroberfläche installiert, als noch zuvor bei dem öffentlichen Monitor. Er klickte auf eines der Icons, ein Programm mit einer Suchmaske öffnete sich. Dann drehte sich Richard Völler zu Georg um.
    »Wie schreibt sich der Name?«, fragte er.
    Georg nahm einen seiner Zettel, auf dem er den Namen Victor Jasoline und das Geburts- und Sterbedatum aufgeschrieben hatte. Er hielt Richard Völler das Blatt hin, ohne etwas zu sagen. Richard Völler sah auf die Angaben und wandte sich dann wieder dem Terminal zu. Mit flinken Fingern tippte er den Namen Jasoline in ein Feld der Suchmaske und startete das Programm. Diesmal war keine Holzfigur zusehen, die über den Monitor tanzte, lediglich die stilisierte Sanduhr zeigte an, dass der Rechner arbeitete. Richard Völler drehte sich wieder zu Georg um.
    »Das kann jetzt einige Minuten dauern«, erklärte er.
    Georg nickte und zog sich einen freien Stuhl heran. Jason Flo hatte die ganze Zeit neben dem Geschehen gewartet, jetzt wandte er sich wortlos ab und ging in Richtung des Informationstresens.
    »Danke!«, rief Georg ihm hinterher.
    Jason Flo drehte sich noch einmal um. »Rien, Monsieur Staffa.«
    Georg sah kurz zum Bildschirm des Terminals hinüber. Die Suche war immer noch in Gange. »Sie sind Deutscher« , fragte er.
    »Aus Kassel« , antwortete Richard Völler nickend. »Aber bevor sie fragen, ich bin nicht mit Rudi verwandt.«
    »R udi« , wiederholte Georg.
    »Ich meine mit Rudi Völler« , klärte Richard Völler ihn auf, »dem Fußballer.«
    »Ach so, natürlich«, sagte Georg. »Da haben sie aber mit mir den Falschen, ich interessiere mich nicht für Fußball, Sorry, aber Rudi Völler kenne ich natürlich.« Er machte eine kurze Pause. »Was hat sie hier nach Frankreich verschlagen?«
    »Ich bin Historiker. Ich habe Europäische Geschichte studiert«, erklärte Richard Völler. »Und da ich nicht als Lehrer arbeiten wollte und sich auch keine Anstellung in einem deutschen Staatsarchiv auftreiben ließ, bin ich vor drei Jahren nach Paris gekommen. Die Bedingungen sind super und das Geld stimmt auch, nur die Franzosen sind ein wenig zu sehr

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