1981 - Richard
neuen Suchtextes schrieb er wieder den Begriff »Allaire«. Die Suchmaschine lieferte zunächst wieder einen weisen Spruch: »Die Zeit ist schlecht? Wohlan. Du bist da, sie besser zu machen (Thomas Carlyle)«.
Die Treffer folgten gleich darunter, aber es war nichts Verwertbares. Er lehnte sich wieder in seinen Schreibtischstuhl zurück und überlegte. Dann schnellte er erneut vor und scrollte mit der Maus die Seiten mit den Treffern durch. Wie gehofft fand er ziemlich am Ende der Trefferliste wieder die Einträge von zwei Apotheken in Allaire. Er öffnete den ersten Eintrag und gelangte auf die Homepage der Pharmacie de pigeon. »Taubenapotheke«, ein ungewöhnlicher Name für eine Apotheke, dachte er. Er ging auf den Reiter Kontakt und fand dort eine Telefonnummer. Er griff sofort zum Hörer und hielt ihn vor den Monitor seines Computers. Er las die Nummer ab und tippte sie gleichzeitig in das Tastenfeld. Die Verbindung brauchte einige Sekunden, bis sie zustande kam.
»Bonjour, Pharmacie de pigeon, was kann ich für sie tun?«, meldete sich eine Frauenstimme.
Georg hielt sich nicht mit Erklärungen auf. »Entschuldigen sie, ich suche etwas bei Ihnen in der Gegend, gibt es in Allaire eine Klinik für Hauterkrankungen, es muss ein schlossartiges Anwesen sein, das mindestens hundert Jahre alt ist.«
Die Stimme am anderen Ende der Leitung schwieg. Georg wollte seine Frage schon wiederholen, als doch noch eine Antwort kam.
»Pardon, Monsieur, aber ich weiß nicht, was sie meinen«, sagte die Frau. »Das nächste Krankenhaus befindet sich in Redon und es gibt dort auch eine Dermatologie. Wenn sie allerdings ein Schloss suchen, dann gibt es dass erst wieder an der Loire, meines Wissens.«
»Nein, ich suche kein Schloss«, versuchte Georg zu erklären. »Das Gebäude, das ich suche sieht nur so aus. Ich besitze eine alte Postkarte, auf der ein Gelände gezeigt wird, mit der Bezeichnung Sanatorium pour des dermatoses, Allaire, France. Sagt Ihnen das etwas?«
»Nein«, antwortete die Frau zögerlich. »Ich würde es vielleicht wissen, wenn ich ihre Postkarte sehe. Kommen sie doch einfach hier in die Apotheke, wir haben heute Mittag bis 13:00 Uhr geöffnet und am Nachmittag bis sechs.«
Georg stutzte. »Danke, Madame, heute werde ich es wohl nicht schaffen, au revoir.«
Er legte auf und dachte sekundenlang nach. Er konnte es bei der anderen Apotheke versuchen, oder vielleicht sogar bei der Stadtverwaltung in Allaire. Das Beste schien ihm aber, selbst nach Frankreich zu reisen, so wie er es ohnehin vorgehabt hatte. Er beugte sich wieder nach vorne und legte die Finger auf die Tastatur. Die Suchmaske im MetaGer war noch immer geöffnet und für eine neue Eingabe bereit. Er tippte einfach drauflos: Julie, Yvette, Thérèse, Jasoline. Mit der Return-Taste schickte er die Suche ab. Der nächste Spruch lautete: »Aufschub ist die tödlichste Form der Ablehnung (Winston Churchill).«
Bei dem ersten Treffer, den er erhielt, handelte es sich um die Homepage eines College, dem Villa Julie College in Greenspring Valley, Baltimore. Er öffnete es nicht, sondern scrollte die Liste herunter. Zum Namen Jasoline gab es nichts, das Suchprogramm hatte lediglich die Seiten zweier Yvettes und ganzer sieben Thérèse gefunden.
*
Die Air France Maschine landete pünktlich. Georg war aber noch müde, er nickte während des Fluges immer wieder ein. Er war an diesem Montagmorgen bereits um 4:00 Uhr früh aufgestanden. Er hatte nur eine Umhängetasche, so dass er im Flughafengebäude direkt zu einer Autovermietung gehen konnte und nicht noch auf sein Gepäck warten musste. Er ließ sich einen Kombi geben. Die Dame am Schalter nannte ihm auch ein Hotel in der Nähe des Chateau Bougon Airports von Nantes. Nachdem er den Wagen übernommen hatte fuhr er zuerst zum Hotel und checkte dort ein. Dann fuhr er direkt weiter, zunächst aus Nantes heraus . Er hatte sich gleich zu Beginn verfahren. Er fuhr ein kurzes Stück Landstraße und wendete dann an einem Forstweg. Er fuhr die Landstraße zurück und nahm schließlich die Autobahn in Richtung Vannes. An einer Tankstelle hielt er an, um sich eine Straßenkarte zu besorgen. In dem Verkaufsraum gab es jede Menge Zeitschriften, aber nur wenige Karten und Pläne. Das genaueste, was er bekommen konnte, war ein dünner Atlas mit einem Straßenverzeichnis von Frankreich und den BeNeLux-Ländern. Er kaufte noch einen Schokoriegel und machte sich dann wieder auf den Weg zu seinem Wagen. Er lief auf ein
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