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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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LaRosa. »Wenn sie mehr über Madame Pallet erfahren, dann finden sie ja vielleicht auch jemanden, dem ich endlich den Inhalt des Blechkastens geben kann. Es würde mich zu mindest sehr freuen.«
    »Ich werde an sie denken, wenn sich etwas ergibt«, versprach Georg. »Ich schreibe Ihnen, ich habe ja jetzt auch ihre E-Mail-Adresse. Ist Ihnen das recht?«
    Sie lächelte und sah ihn zufrieden an. Georg reichte ihr zum Abschied die Hand. Madame LaRosa brachte ihn noch zur Tür. Sie sah ihm nach, als er die Rue Mandar hinauf Richtung Rue Montmartre ging. Er drehte sich kurz um, bevor die Straße einen Bogen machte. Sie winkte zurückhaltend und er nickte ihr zu, ging dann aber weiter.
    *
    Georg kam wieder an die Hauptstraße. Diesmal suchte er nicht nach einem Taxi. Es war früher Nachmittag. Sein Rückflug sollte erst nach 20:00 Uhr gehen, er hatte zwar nicht mehr genug Zeit für ein richtiges Sightseeing, aber für einen Spaziergang an die Seine reichte es. Er schaute sich um und ging dann die Rue Montmartre abwärts, in die Richtung, wo er den Fluss vermutete. Er dachte über den Erfolg dieser Woche nach. Der Montag und Dienstag zählten nicht richtig, dass was er an diesen beiden Tagen recherchiert hatte, könnte ihm vielleicht später einmal nützlich werden, wenn es darum ging die richtig interessanten Fakten und Entdeckungen miteinander zu verknüpfen. Am Montag und Dienstag hatte er sich lediglich in den Auftrag hineingedacht. Heute war das anders. Er war über Victor Jasoline auf zwei weitere Namen gestoßen, die untereinander eine Verbindung haben mussten. Thérèse Pallet, geborene Jasoline, und diese Yvette, die eine Postkarte geschickt hatte, eine Postkarte an ihre Schwester, Cousine, Freundin, Bekannte oder was immer Thérèse Pallet für diese Yvette auch war. Die Entdeckung einer Julie war aber beinahe der größte Fund. Der Frauenname Julie konnte natürlich ein Allerweltsname im Frankreich der Jahrhundertwende gewesen sein. Es konnte aber auch die Julie sein, die Gauguin auf seinem Gemälde verewigt hatte. Die Sache mit dem Wald war ebenfalls eine sonderbare Sache. Die unbekannte Yvette hatte ihre Tochter Julie in einem Wald oder am Waldrand geboren. So ließ sich die Nachricht auf der Postkarte wenigstens interpretieren, die Nachricht und der eingezeichnete Pfeil, der den Ort der Geburt kennzeichnete. Er dachte an den Titel des Gauguin-Gemäldes. Sicherlich gehörte viel Fantasie dazu, aber in gewisser Weise hatte Georg erste Spuren einer Julie des Bois entdeckt.
    Eine Gruppe Passanten kam ihm entgegen und er musste ein Stück auf die Straße treten. Es waren junge Leute, die sich unterhielten und ihn nicht beachteten. So etwas ärgerte ihn normalerweise, doch jetzt war er selbst in Gedanken. In der Kolonialausstellung war er erst auf den Namen Pallet gestoßen, vielleicht gab es weitere Namen. Wer war diese Yvette, es war schon schade, dass sie nicht mit ihrem vollständigen Namen unterschrieben hatte. Auch über den anderen Brief, den Thérèse Pallet von dieser Adèle bekommen hatte, dachte er jetzt noch einmal nach. Ein vollständiger Name hätte ihn vielleicht zu einer Freundin oder zu Kindern und Enkeln geführt, zu Leuten, die Thérèse Pallet noch gekannt haben, oder die von ihr wussten, weil die Mutter oder Großmutter von ihr erzählt hatte. Mit einem vollständigen Vor- und Nachnamen wäre es eine Spur gewesen, der er hätte folgen können. Und dann noch dieser Brief, der als Widmung in das alte Buch eingetragen war, Schwester Jolanta , genauso aussichtslos, es sei denn man stieße später noch einmal in einem anderen Zusammenhang auf diesen Namen.
    Er hatte schon längst die Kreuzung an der Rue Etienne Marcel überquert. Er folgte der Rue Montmartre bis zum Ende und überquerte dann das Gelände, auf dem sich früher die Markthallen von Paris befunden hatten. Er ging durch die Rue du Roule. Mittlerweile war er gut zu Fuß und erreichte nach einer knappen halben Stunde den Pont Neuf. Er stieg hinunter zur Promenade unterhalb des Voie Georges Pompidou. An einem Kiosk kaufte er ein belegtes Baguette und eine französische Zeitung. Dann suchte er sich eine Bank, setzte sich und sah zunächst hinüber zur Ile de la Cite, bevor er schließlich sein Baguette auspackte und zu essen begann. Er ließ sich Zeit. Das Wetter in Paris war Anfang April schon recht angenehm, warm und trocken. Er blätterte die Zeitung durch und las den einen oder anderen Artikel. Der Verkehr auf dem Voie Georges Pompidou

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