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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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gab noch einige Überseedépartements, die wie die europäischen Départements direkt an Frankreich angeschlossen waren. Tahiti und die Marquesas gehörten dagegen zu den sogenannten Collectivité d'outre-mer , den französischen Autonomiegebieten. Wenn es eine Personenstandsdatenbank für das Départements Morbihan gab, dann würden auch die übrigen Départements und vielleicht auch die Autonomiegebiete über eine solche Einrichtung verfügen, bestenfalls gab es einen gemeinsamen Zugriff auf alle Datenbestände. Georg musste Liane DeFoube unbedingt darüber befragen. Möglicherweise konnte sie sich auch Zugriff auf die Datenorganisationen der anderen französischen Départements verschaffen. Er dachte immer noch daran, nach dem Namen Jasoline in ganz Frankreich suchen zu lassen, um die Namen und Adressen möglicher Nachfahren von Victor Jasoline ausfindig zu machen. Alleine würde er es nicht schaffen. Er las weiter in Lianes Nachricht. Sie hatte also das Département Morbihan durchsucht. Die Daten waren ab dem Jahr 1950 elektronisch erfasst. Sie erwähnte, dass es ihr anfangs aussichtslos erschien, einfach nur nach Vornamen zu suchen. Sie schränkte die Suche daher noch einmal ein, in dem sie sich nur Personen mit dem Namen Julie anzeigen ließ, die vor 1913 geboren waren. Bei der Mutter nahm sie als Geburtsdatum das Jahr 1900 oder früher an. Sie äußerte sich nicht über das erzielte Ergebnis, sondern verwies in ihrer Mail auf einen Dateianhang. Georg öffnete den Anhang sofort und suchte unter den Treffern aus der Datenbankrecherche nach dem Familiennamen Jasoline, der aber nicht auftauchte. Dann stellte er fest, dass der Name Julie um die Jahrhundertwende ein beliebter Mädchenname gewesen sein musste. Es waren an die zweihundert Julies, die zwischen Dezember 1899 und Oktober 1913 im Département Morbihan geboren wurden. Die älteste Julie passte zwar durchaus zu der Postkarte, aber nicht zu dem kleinen Mädchen auf Gauguins Gemälde, sie war zu jung. Das Mädchen, das Gauguin im Jahre 1902 gemalt hatte war älter als zwei oder drei Jahre, was auch die Fotografien aus der Südsee zeigten. Liane DeFoube hatte in der Liste noch darauf hingewiesen, dass Personen, die vor 1950 verstorben waren oder das Département Morbihan verlassen hatten, nicht in die Datenbank aufgenommen wurden. Es konnte also auch sein, dass die gesuchte Julie genau in dieses Raster passte. Noch ein Unsicherheitsfaktor, dachte Georg. Jetzt sah er sich auch die Treffer zum Namen Yvette an. Die Datenzeilen waren auf der zweiten Seite der Liste. Der Nachname Jasoline fand sich auch bei diesen insgesamt neun Einträgen nicht. Das Geburtsdatum einer Frau lag hier sogar im Februar 1875. Vom Alter her konnte sie durchaus die Mutter von Gauguins Julie gewesen sein. Georg schloss die Datei und widmete sich wieder der Mail. Liane DeFoube war tatsächlich in das Gemeindearchiv hinabgestiegen, wie sie Georg lebhaft schilderte. Sie habe dort in den alten Akten gewühlt, berichtete sie beinahe dramatisch und habe nach Geburts- und Sterbeurkunden gesucht, die dort für die Jahre 1871 bis 1944 lagerten. Sie musste Jahr für Jahr durchgehen und wurde tatsächlich fündig. In der Mail verwies sie wieder auf einen Dateianhang. Georg öffnete das Dokument und erwartete die Kopie einer vergilbten Urkunde. Es war aber ein Blatt Papier, auf das Liane DeFoube eine handschriftliche Notiz gemacht hatte. Sie musste den ursprünglichen Zettel unten in dem schmutzigen Kellern des Rathauses geschrieben haben. Das Papier war fleckig und wirkte leicht zerknittert. Georg scrollte den Text in die Mitte der Bildschirmansicht und las die Notiz.
     
    Urkunde VF-12-11-5256-1895
    Kinder: Julie Jasoline, 17.03.1895, 11:03Uhr, Thérèse Jasoline 11:35Uhr, Mutter: Yvette Jasoline, geborene Malkoue, Vater: Victor Jasoline
     
    Er hatte bewusst keine Vermutungen angestellt, als er die alte Postkarte bei Madame LaRosa in Paris das erste Mal gesehen hatte. Das Alter von Thérèse Pallet stimmte gut mit dem vermuteten Alter von Gauguins Julie überein, so gut, dass die beiden Frauen hätten Schwestern sein können. Dies bestätigte sich jetzt. Sie waren nicht nur Schwestern, sie waren auch noch Zwillinge. Aber die Notiz sagte noch viel mehr aus. Das Bild hatte sich jetzt komplettiert. Der Fotograf Victor Jasoline hatte durchaus etwas mit Thérèse Pallet zu tun. Er war ihr Vater und er war auch der Vater der zweiten Tochter Julie. Die Sache mit den Zwillingen, machte alles noch

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