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1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Zeram
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interessanter, dachte Georg. Er hatte alle Unterlagen zu dem Fall auf seinem Rechner gespeichert. Er suchte sich in einem der Ordner das Foto von Thérèse Pallet heraus, das Foto, das sie als alte Frau zeigte. Er verglich es mit dem Ölgemälde. Wenn die Kinder eineiige Zwillinge waren, dann sah er jetzt, was aus Gauguins Modell, der kleinen Julie, geworden war, wie sie als alte Frau aussah. Es war ein merkwürdiges Gefühl, einen solchen Zeitsprung vor sich zu sehen. Als er die Fotografie von Thérèse Pallet das erste Mal gesehen hatte, kam ihm die alte Frau gleich so bekannt vor, jetzt wusste er warum. Georg ging wieder zurück auf den Dateianhang aus Lianes Mail. Er hatte bereits beim Öffnen der Datei gesehen, dass es noch eine zweite Seite gab. Er blätterte mit der Maus an der rechten Laufleiste des Dokuments. Die zweite Seite war ebenfalls ein Hand beschriebener Zettel, den Liane DeFoube eingescannt und als Datei gespeichert hatte.
     
    Urkunde KK-881-29-442-1938
    Verstorbene: Yvette Jasoline, geborene Malkoue, geb. 01.11.1869 in Vannes, gest. 22.09.1938 in Paris, beigesetzt in Saint-Eutrope, Allaire
     
    Es rundete das Bild der Familie Jasoline weiter ab, dachte er. Er formte sich eine Geschichte und machte Notizen dazu. Er war mit den Gedanken schon an einer ersten Präsentation seiner Ergebnisse vor Simon Halter, Heinz Kühler und diesem Edmund Linz. Das wichtigste war, dass er jetzt wusste wer das kleine Mädchen auf dem Gauguin-Gemälde im richtigen Leben war. Er kannte die Namen ihrer Eltern und einer ihrer Geschwister, hatte die Lebensdaten dieser Menschen. Er stockte, legte den Kugelschreiber auf das Blatt und lehnte sich zurück. Julie Jasoline war 1895 geboren, wie lange sie gelebt hatte wusste er nicht, diese Daten kannte er nur über ihre Schwester Thérèse. Warum hatte der Vater in Neuseeland gelebt, während die Mutter in Paris gestorben ist. Gut, dachte Georg, Madame Jasoline konnte auch nach 1935, also nachdem Tod ihres Mannes wieder nach Frankreich zurückgekehrt sein. Die Tochter Thérèse musste diesen Schritt aber schon viel früher gemacht haben, denn sie hatte 1914 geheiratet und war dann anscheinend Zeit ihres Lebens in Frankreich geblieben. Wieder dachte Georg an die Hauptperson, an Julie Jasoline, an das kleine Mädchen mit dem Sonnenhut. Wo war sie geblieben? Bei den Eltern in Neuseeland, in Frankreich oder irgendwo anders in Europa oder der Welt? Die Fragen, machten ihm deutlich, dass er noch nichts, noch gar nichts erreicht hatte, zumindest nichts, was einem Herkunftsnachweis für das Gauguin-Gemälde nahe kam. Er dachte auch noch einmal an das Gespräch mit Madame LaRosa. Das Eigentum von Thérèse Pallet wurde nach ihrem Tod versteigert. Juristisch gesehen bedeutete dies, dass niemand das Erbe angetreten hatte, ob nun mit Absicht oder weil es tatsächlich keine lebenden Verwandten mehr gab oder weil niemand ausfindig gemacht werden konnte. Zunächst musste er davon ausgehen, dass Thérèse Pallet ihre Zwillingsschwester überlebt hatte, einen Beweis dafür gab es allerdings nicht. Georg musste herausfinden, was aus Julie Jasoline geworden war. Er wusste nur, dass sie mit ihren Eltern und der Schwester eine Zeit lang in Französisch-Polynesien gelebt hatte. Die Schwester war spätestens 1914, aber wohl eher noch davor, wieder nach Europa zurückgekehrt. Die Spur des Vaters und vermutlich auch der Mutter führte nach Neuseeland, aber es war nicht sicher, das die Tochter Julie in der Nähe ihrer Eltern geblieben war, vielleicht in Neuseeland geheiratet hatte. Es gab aber sicherlich weitere Theorien über den Verbleib von Julie Jasoline. Sie konnte als Kind auf Tahiti oder den Marquesas gestorben sein. Sie konnte aber auch ihrer Schwester nach Frankreich gefolgt sein. Sie hatte dann aber irgendwann nicht mehr in Paris gelebt, ansonsten hätte er eine Spur von ihr finden müssen, als er die alten Adressbücher der französischen Hauptstadt durchgesehen hatte. Ein Aufenthalt in Redon oder Allaire oder im Département Morbihan konnte er wohl ebenfalls ausschließen, ansonsten hätte Liane DeFoube eine weitere Spur von Julie Jasoline entdeckt. Es gab aber noch neunundneunzig weitere Départements in Frankreich und den Überseegebieten. Er schrieb sofort eine Mail an Liane. Er bedankte sich für ihre Arbeit und teilte ihr mit, dass er schon Mitte nächster Woche wieder nach Redon reisen wolle. Er ging noch einmal auf die Datenbankrecherche ein und fragte nach, ob Liane ihre Suche nicht

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