1985 - Ein Köder für MATERIA
Immer wieder zog er deutlich sichtbare Blutspuren durch die Lokale Gruppe. „Monkey soll sich um ihn kümmern", entschied Bull. „Konnar darf uns keine Schwierigkeiten machen."
Das war leichter gesagt als getan. Der oxtornische Kommandant hatte längst gemerkt, dass ihm das Schiff nicht mehr gehorchte. Er würde sich auf die Suche nach der Ursache machen und ziemlich schnell auf die zerstörte Syntronik stoßen. „Kleiner, überbring unseren Hundertschaften den Einsatzbefehl!" fuhr der ehemalige Staatsmarschall und älteste Freund Rhodans fort. „Sie sollen jeden paralysieren, der sich ihnen in den Weg stellt. Ziel ist, Arol Konnar auszuschalten und so schnell wie möglich die Zentrale zu erobern. Anschließend bringst du Trabzon zur Positronik zurück und verpasst ihm zehn Bewaffnete zu seinem Schutz."
8.
Gegenwart: 23. März 1291 NGZ
„Es handelt sich um das arkonidische Diplomatenschiff DYIRBAL mit Sargor von Progeron an Bord", empfing Fee Kellind Rhodan im Kommandobereich der Hauptleitzentrale. „Progeron!" Rhodan war überrascht. „Tatsächlich?"
Dem Geheimdienstchef von Arkon Iging der Ruf eines berechnenden, mit allen Wassern gewaschenen Mannes voraus. In der Hierarchie des Kristallimperiums kam ihm eine wichtige Rolle zu. Vor allem aber galt er als einer der engsten Vertrauten des Imperators. Wenn die Meldungen der vergangenen Tage stimmten, schien Bostich nicht mehr allzu viele davon zu besitzen.
Die neuen Berichte über den Imperator waren dazu angetan, die Gerüchteküche anzuheizen. Hinter den Kulissen des Kristallthrons gingen offenbar entscheidende Dinge vor. In der Vergangenheit hatte Bostich oftmals als Marionette gegolten, deren Drahtzieher unerkannt blieben. Nun war die Rede davon, dass Dutzende von Beratern und Würdenträger ihre Ämter verloren und Selbstmord begangen hatten. Andere Meldungen besagten, dass prominente Arkoniden spurlos verschwunden waren und der Imperator ihre Posten neu besetzt hatte. Vermutlich stimmt beides, dachte Perry und widmete sich der Beobachtung des anfliegenden Schiffes. Und da kommt der eigentliche Strippenzieher.
Im Abstand von dreißig Lichtminuten sprach der Hyperfunk an. Ein nichtssagendes arkonidisches Gesicht blickte ihnen vom Bildschirm entgegen. „Sargor von Progeron kommt als persönlicher Gesandter des Imperators und gewährt Rhodan eine Audienz."
„Teile ihm mit, dass ich gern bereit bin, ihn zu empfangen", versetzte der Terraner gelangweilt. „Sagen wir, übermorgen um diese Zeit."
Entschlossen unterbrach er die Verbindung. Ein Lächeln erschien um seine Mundwinkel. Er stellte sich das grimmige Gesicht des düpierten Arkoniden vor. „Was ihr könnt, können wir schon lange", murmelte er leise.
Die DYIRBAL reagierte nicht. Sie hielt weiterhin Kurs auf die SOL. Deren Abstand zum Schwarzen Loch lag derzeit bei knapp zehn Lichtstunden. Fee Kellind ließ die Arkoniden eine Weile schmoren, ehe sie einen nahe gelegenen Hangar öffnete, damit der Kugelraumer einschleusen konnte. „Tut mir leid", teilte sie dem Kommandanten mit. „Eine technische Störung führte zu dieser Verzögerung."
Natürlich wussten die Arkoniden genau, dass es gelogen war. Sie ließen sich nichts anmerken und akzeptierten auf diese Weise, dass die Insassen der SOL sie mit ihren eigenen Waffen schlugen. Unter anderen Umständen hätte die Besatzung der DYIRBAL brüskiert abgedreht und auf den gewünschten Kontakt verzichtet. Dass es nicht geschah, stellte unter Beweis, dass der Geheimdienstchef in einer wichtigen Mission unterwegs war, die keinen Aufschub duldete. „SENECA", sagte Rhodan. „Ich brauche eine Auswertung aller Daten, die Camelot in den letzten Wochen und Tagen über Arkon und Bostich gesammelt hat. Gibt es weitere solche Missionen oder Kontaktversuche?"
„Das wüsste ich aber", antwortete die Biopositronik und fügte hinzu: „Nach den augenblicklichen Erkenntnissen ist es auszuschließen. Progeron beziehungsweise Bostich sucht ausschließlich den Kontakt zu dir."
Sollte seine Rede vor dem Galaktikum etwa doch Früchte tragen? Rhodan glaubte es nicht. Dennoch sah er dem Kontakt mit dem Geheimdienstchef voller Spannung entgegen.
Sargor von Progeron verhielt sich ebenfalls, als habe er es nicht eilig. Eine halbe Stunde lang ruhte die DYIRBAL reglos im Hangar. Vielleicht warteten die Arkoniden tatsächlich darauf, dass Rhodan es vor Neugier nicht aushielt und sie in ihrem Schiff aufsuchte, wo Progeron ihm gnädig eine Audienz gewähren
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