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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Kisten, unter dichtstehendes Gebüsch geschoben. Nun holten sie die Kisten hervor und legten ihren Inhalt im Laster aus: zwei Ferngläser, einige Dynamitpatronen, etliche Packungen TNT, drei Broschüren über Dioxine und Furane auf englisch, zwei Funksprechgeräte des Typs, wie sie auch im Zimmer 1610 des Hotels REINA DEL PACIFICO verwendet worden waren, viele Meter Kabel, mehrere Akkus und dann: Pläne über Pläne im Din-A-4-Format, die aufs genaueste die gesamte Technik ihrer Installationen darstellten, und zwar mit Texten, Zeichnungen, Berechnungen und Formeln, dreißig Blätter etwa, und dazu noch ein ganz besonderes Blatt, ein großes, buntes, mehrfach gefaltetes Arbeitspapier, nämlich einen Stadtplan von Acapulco mit der genauen Kennzeichnung der Lagerungsorte sowohl der Dioxinfässer wie auch der für die Demonstrationen verwendeten Sprengsätze.
    Dann warfen sie, wie Konfetti, eine Menge Kleinmaterial in den Wagen, Relais, Stecker, Klemmen, Schrauben, schütteten vom Heck aus einen ganzen Karton Module auf den Parkplatz, legten auch Raúls Papiere ins Handschuhfach. Doch zur Krönung des Ganzen zog Richard zwei der bei der Geldübergabe verwendeten Plastikbeutel unter seinem Hemd hervor, hielt sie den anderen hin und sagte:
    »Seht mal, was ich von der FLECHA mitgebracht hab’! Bei all dem technischen Zeug, das wir ausgebreitet haben, können sie nicht wissen, seit wann es hier liegt, aber bei diesen Beuteln gibt es keinen Zweifel, daß die erst seit heute nacht hier sind. Also steht es für sie fest: Das Geld ist nicht mehr in Acapulco, ebensowenig wie die Männer, die es kassiert haben!«
    »Donnerwetter!« rief Leo aus, und Felix nickte anerkennend. »Sie werden ihre Beutel sogar genau identifizieren können«, fuhr Richard fort, und dann zeigte er auf einen kleinen grauen Faden, der in eine Naht eingearbeitet worden war.
    »Beide Beutel haben dieses Zeichen. Ist ein alter Polizeitrick, Gegenstände, die Erpressern ausgehändigt werden und die, weil sie nur Staffage sind, aller Wahrscheinlichkeit nach später wieder auftauchen, zu kennzeichnen, um auf eine Spur zu kommen. Diese Fäden sind solche Markierungen.«
    »Gut gemacht«, sagte Leo, »aber nur, weil’s geglückt ist. Bei einer Kontrolle wärest du damit geliefert gewesen.«
»Glaub’ ich nicht«, antwortete Richard. »Sie hätten mir wohl kaum unters Hemd geguckt.« Er warf die Beutel zu den anderen Sachen.
»Los«, sagte Felix, »wir müssen weg von hier!«
Sie verließen den Parkplatz, gingen zu ihrem FORD, stiegen ein, wendeten und fuhren in Richtung Pazifik davon, blieben auf der Hauptstraße.
Wenige Kilometer vor dem Stadtrand von Acapulco zog Leo Bilanz, übte Manöverkritik, lobte die Zusammenarbeit, bedauerte den Tod der drei Partner, stellte ihn aber als der Lage nach unvermeidbar hin. Und dann sagte er:
»Leute, wir haben es geschafft! Haben zwar nicht bekommen, was wir wollten, aber doch gut zwanzig Millionen Dollar! Das ist ein schöner Haufen Geld! Ein Viertel davon geht weg fürs Waschen, doch dann hat jeder von uns immer noch so viel, daß er, wie dieser komische Deutsche es formulierte, ausgesorgt hat bis an sein Lebensende.«
»Aber zwei Fehler haben wir gemacht«, antwortete Felix.
»Welche?«
»Rückschauend betrachtet, hätten wir unsere drei Toten an Bord lassen sollen. Die Explosion …«, er sah auf die Uhr, »die in gut einer Stunde erfolgt, würde sie zwar zerfetzen, aber hinterher würde man Körperteile finden und daraufhin an einen Unfall glauben. Wenn wir außerdem ein paar Dollar auf der FLECHA gelassen hätten, würde das den Eindruck von einem Unfall noch unterstützen. Na ja, ist nicht.«
»Es war kein Fehler«, sagte Leo. »Selbst bei ganz kleinen Körperteilen, bei winzigen Fleischfetzen, läßt sich der Gewebeverfall feststellen. Man würde mit Sicherheit herauskriegen, daß die drei lange vor der Explosion tot waren.«
»Okay, dann war das kein Fehler.«
»Und der zweite?« fragte Richard.
»Statt nur den Eindruck zu erwecken, wir hätten das Geld aus der Stadt geschafft, hätten wir’s tatsächlich rausbringen sollen. Daß es uns gelungen wäre, haben wir ja gesehen.«
»Ja, jetzt wissen wir das!« sagte Leo. »Aber glaubt mir, es wäre höchst riskant gewesen. Selbst wenn einer von uns mit dem FORD vorausgefahren und dann umgekehrt wäre, um Bescheid zu geben, ob Kontrollen stattfinden, hätten wir es nicht wagen dürfen. Die Kontrollen hätten doch jede Minute einsetzen können. Es gab, nachdem wir

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